Duisburg - Die Zeit der Ausreden ist bei Bayer Leverkusen vorbei.
"Am Samstag muss die Wende kommen", forderte Sportdirektor Rudi Völler nach dem DFB-Pokal-Aus mit 2:3 (2:2, 1:2) nach Verlängerung beim Zweitligisten MSV Duisburg - und es klang wie ein Ultimatum.
Nach vier Pflichtspielen ohne Sieg, dem Abrutschen in den Bundesliga-Keller und dem dritten Zweitrunden-K.o. in Folge gerät auch Trainer Michael Skibbe verstärkt unter Druck.
Völler "not amused"
"Das war nicht das Signal, das wir uns alle erhofft hatten", stellte Völler fest und erkor die Bundesliga-Partie am Samstag beim heimstarken Nachbarn Borussia Mönchengladbach zum richtungweisenden Spiel.
"Es zählt nur der Samstag, dann müssen die Punkte her, die wir zuletzt nicht geholt haben. Dann muss die Brust raus, auch wenn es schwerfällt."
Skibbe gnädig mit den Spielern
Nach der ersten Niederlage gegen die derzeit zweitklassigen "Zebras" seit dem 14. November 1981 (1:2) ging Trainer Skibbe erneut erstaunlich gnädig mit seinen Spielern um.
Zwar bemängelte der einstige Assistent des DFB-Teamchefs Völler "die wahnsinnig schlechte Anfangsphase", lobte im gleichen Atemzug aber die "tolle Reaktion" darauf.
Selbst auf Nachfrage wollte er, abgesehen von den ersten 20 Minuten, keine Schwächen seiner Mannschaft erkannt haben.
Lavric der Matchwinner
Dabei hatte das prominent besetzte Bayer-Team nicht nur in der ersten Halbzeit, als der völlig indisponierte Tunesier Karim Haggui mit katastrophalen Fehlern den MSV zu den Toren durch Youssef Mokhtari (20.) und Mohamadou Idrissou (30.) regelrecht einlud, den Achtelfinal-Einzug verspielt.
Nach dem zweimaligen Ausgleich durch Tranquillo Barnetta (20.) und Simon Rolfes (83.) ließen zur Überraschung der 16.139 Zuschauer in der Verlängerung beim Bundesligisten Konzentration und Kraft nach, und der Zweitligist nutzte durch den eingewechselten Klemen Lavric (113.) seine vierte hochkarätige Chance zum verdienten Siegtreffer.
Bescheidene Bilanz von Skibbe
"Taktisch, läuferisch und auch nach Torchancen" habe seine Mannschaft die Nase vorn gehabt, stellte MSV-Coach Rudi Bommer zu Recht fest, und sein Kollege Skibbe zuckte kurz zusammen.
Der Bayer-Coach, wegen seiner häufigen Systemumstellungen ohnehin in der Kritik, weiß selbst, dass seine Bilanz seit dem Amtsantritt am 9. Oktober 2005 bescheiden ist: 15 Siege, zwölf Remis und 14 Niederlagen stehen in den 41 Pflichtspielen in knapp 13 Monaten zu Buche - viel zu wenig für die Ansprüche in Leverkusen.
Hellmichs "Sternstunde"
Steigende Ansprüche formulierte nach dem rauschenden Pokalfest auch MSV-Boss Walter Hellmich. "Das war heute eine Sternstunde, aber davon müssen wir mehr haben", forderte der Aufsichtsratsvorsitzende.
"Wir brauchen mehr so tolle Leistungen, die die Leute vom Stuhl reißen." Nur dann damit sei es möglich, die schmucke MSV-Arena wieder zu füllen. Auch Trainer Bommer wünschte sich, dass "wir Duisburg wecken".
Mokhtaris Wunsch: "Jetzt gegen die Bayern"
Trotz der enttäuschenden Zuschauerresonanz war Duisburgs Spielmacher Mokhtari, neben Idrissou und dem seit Monaten konstant starken Bayer-Nationalspieler Bernd Schneider der überragende Akteur auf dem Platz, rundum zufrieden.
"Mannschaften wie Leverkusen spielen Fußball, in der Zweiten Liga wird nur geholzt", stellte der Ex-Kölner fest: "So macht Fußballspielen Spaß."
Dieses Vergnügen hätte der Deutsch-Marokkaner gerne noch einmal: "Es wäre schön, wenn wir jetzt gegen die Bayern spielen könnten, denn Schalke ist ja leider schon ausgeschieden."