Verein bleibt trotz sportlicher Krise beim Ziel Uefa-Cup
Von Björn Lindert
Nach der Niederlage in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim Zweitligaverein MSV Duisburg (2:3 n.V.) sprach Tranquillo Barnetta aus, was andere lieber noch verdrängen wollten. "Wir haben eine Negativserie, die wir möglichst schnell stoppen müssen, sonst kann es ganz schnell eng werden", warnte der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen.
Der Schweizer hat offenbar als einer der wenigen die Zeichen der Zeit erkannt. Denn vieles erinnert an die Saison 2002/2003, als Bayer Leverkusen am Ende fast abgestiegen wäre. "Damals wurde viel zu lange alles schön geredet. Derzeit tun wir das nicht", hält Sportchef Rudi Völler dagegen.
Die eher positiven Bewertungen nach dem Pokalaus passen zu dieser These allerdings nicht. Von intakter Moral und guter kämpferischer Einstellung war da die Rede. "Natürlich leiden wir darunter, dass wir zu wenig Punkte haben, aber wir haben keine Krise. Es gibt auch keinen Grund, dazwischen zu hauen. Den gäbe es nur, wenn das Verhältnis innerhalb der Mannschaft und das zwischen Trainer und Mannschaft nicht stimmen würden. Das Verhältnis steht aber wie eine Eins", stellt Völler klar.
Die Gründe für die Talfahrt sind schnell aufgezählt: Trainer Michael Skibbe sucht nach wie vor ein passendes Spielsystem. Das Team hat deutlich an Substanz verloren. Bayer hat mittlerweile eine sehr junge Mannschaft, die großen Leistungsschwankungen unterliegt. Wichtige Stammkräfte der grandiosen vergangenen Rückrunde wie Clemens Fritz, Dimitar Berbatow oder Jens Nowotny wurden nicht gehalten. "Durch diesen personellen Aderlass im Sommer fehlen mir im Defensivbereich die Alternativen", klagt Skibbe. Im Sturm sieht es aber nicht besser aus. Sergej Barbarez und Stefan Kießling sind noch nicht richtig in Leverkusen angekommen.
Für die Kaderzusammenstellung ist der Trainer aber nicht allein verantwortlich, sondern genauso Völler ("Alternativen sind auch immer eine Frage des Etats"), Manager Michael Reschke und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Dass Völler und Skibbe zudem seit gemeinsamen Zeiten bei der Nationalmannschaft eine Freundschaft verbindet, ist sicher ein weiterer Grund, warum Skibbes Stuhl nicht so schnell wackelt. "Michael genießt unsere volle Rückendeckung. Wir gehen da jetzt alle zusammen durch", sagt Völler.
Der ganze Klub hofft, dass sich im Laufe der Zeit die Dinge irgendwie bessern "Wir wollen um die Uefa-Cup-Plätze mitspielen. Das ist zwar momentan schwer in der Öffentlichkeit zu verkaufen. Aber wir werden nicht nach wenigen Spieltagen von unseren Zielen abrücken", sagt Skibbe trotzig.
Erst wurde seine Mannschaft von Stuttgart vorgeführt (0:3), dann hat sie im Uefa-Cup in Brügge glücklich einen Punkt gewonnen (1:1), anschließend beim 1:2 gegen Hamburg einen idealen Aufbaugegner abgegeben. Und jetzt das Pokalaus gegen einen Zweitligaverein. Der kommende Gegner heißt Borussia Mönchengladbach im Borussia-Park, wo Gladbach bisher alle vier Bundesligapartien gewonnen hat. "Jedes Spiel von uns ist ein Spiel auf der Rasierklinge", schwant Mittelfeldspieler Simon Rolfes.