Der ewige Tanz auf der Rasierklinge

  • VON KERSTIN THESING, 26.10.06, 21:44h


    LEVERKUSEN. Am Sonntag haben die Fußballer von Bayer 04 Leverkusen Besonderes vor. Die Bundesliga-Kicker besuchen die „action concept Film- und Stuntproduktion“. In Aldenhofen werden sie in Tricks und Techniken bei gewagten Verfolgungsjagden eingewiesen. Eigentlich - so sollte man meinen - hatten die Profis zuletzt ausreichend nervenaufreibende Momente. „Jedes Spiel ist für uns wie ein Tanz auf der Rasierklinge“, sagt zumindest Simon Rolfes, Torschütze zum 2:2 beim peinlichen Pokal-Aus gegen den MSV Duisburg am Mittwoch.


    Mit 2:3 (2:2, 1:2) hatten die Leverkusener beim Zweitligisten den Kürzeren gezogen - auch und vor allem, weil die Abwehr zeitweise weder Nerven noch Zusammenspiel im Griff hatte. So zeichnete der bedauernswerte Innenverteidiger Karim Haggui sowohl für das 0:1 durch Youssef Mokhtari (20.) als auch für das 1:2 durch Mohamadou Idrissou (30. / Tranquillo Barnetta hatte ausgeglichen) verantwortlich. Das 3:2 für Duisburg gelang schließlich Klemen Lavric in der Verlängerung.


    Während Bayer-Trainer Michael Skibbe vor allem in der Orientierungslosigkeit der ersten 20 Minuten den Grund für die Niederlage suchte, entdeckte Torschütze Rolfes auch anschließend noch Ursachen: „Nach dem 2:2 haben die Duisburger doch nur auf den Gnadenschuss gewartet. Sie haben so viele Zweikämpfe verloren . . .“ Aber der Gnadenschuss blieb aus, stattdessen folgte der Schuss vor den Bug der Bayer-Kogge. Nach vier Niederlagen in Serie, dem Aus im DFB-Pokal und Platz 14 im Liga-Tableau schlingert diese längst in schwerer See. „Am Samstag muss ein Sieg her“, fordert also Sportdirektor Rudi Völler vor dem Auswärtsspiel bei der Borussia in Mönchengladbach.


    Bei Michael Skibbe klingt das anders: „Wir wollen so mutig, couragiert und verbissen wie möglich auftreten.“ Es sollte einiges möglich gemacht werden, denn auch wenn sich die Borussia ebenfalls aus dem DFB-Pokal verabschiedete (1:2 beim VfL Osnabrück), hat sie immerhin alle vier Heimspiele dieser Saison gewonnen. „Vielleicht ist das gar nicht so schlecht“, seufzte Rolfes: „Wir haben zuletzt so viele Serien beendet, da wäre diese doch mal nicht schlecht.“ Zur Erinnerung: Der HSV war 15 Spiele in Folge ohne Sieg, bevor er in Leverkusen gewann. Die Duisburger hatten seit dem 14. November 1981 nicht mehr gegen Bayer gewonnen . . .


    Die Führungsriege bemüht sich derweil demonstrativ um Ruhe. „Hier gibt es keine Trainerdiskussion“, betonen Sportdirektor Völler und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser unisono. Und auch Cheftrainer Skibbe fühlt „ein großes Vertrauen von Vereinsseite“. Ein wenig nervenaufreibender Sieg am Samstag dürfte dieses verstärken.

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