Nach der bitteren Pille in Duisburg preschte Wolfgang Holzhäuser vor - ungefragt, wohlgemerkt. "Eine Trainerdiskussion gibt es bei uns nicht", sagte der Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen nach der 2:3-Blamage im DFB-Pokal beim Zweitligisten Duisburg. Der Rückendeckung für Chefcoach Michael Skibbe trotz des Pokal-Rauswurfs und der Talfahrt in der Bundesliga bis Platz 14 folgte aber eine nüchterne Bestandsaufnahme: "Wir sind im unteren Tabellendrittel, da verbietet sich jeder Blick nach oben."
Statt durch ein Erfolgserlebnis im Pokal gestärkt zum Westderby am Samstag zu Borussia Mönchengladbach zu fahren, begleitet Bayer 04 nun die Angst, noch tiefer in den Keller zu rutschen. "Das Signal haben wir uns anders vorgestellt", sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. "Es zählt nur der Samstag, dann müssen die Punkte her, die wir zuletzt nicht geholt haben. Dann muss die Brust raus, auch wenn es schwerfällt. Das Spiel muss die Wende bringen." Es klang wie ein Ultimatum.
Trainer Skibbe ging erneut erstaunlich gnädig mit seinen Spielern um. Zwar bemängelte der frühere Assistent von DFB-Teamchef Völler "die wahnsinnig schlechte Anfangsphase", lobte im gleichen Atemzug aber die "tolle Reaktion" darauf. Selbst auf Nachfrage wollte er keine Schwächen seiner Mannschaft erkannt haben. Taktisch, läuferisch und auch nach Torchancen" habe seine Mannschaft die Nase vorn gehabt, stellte MSV-Coach Rudi Bommer indes zu Recht fest - und Skibbe zuckte kurz zusammen.
Der Bayer-Coach, wegen seiner häufigen Systemumstellungen ohnehin in der Kritik, weiß selbst, dass seine Bilanz seit dem Amtsantritt am 9. Oktober 2005 bescheiden ist: 15 Siege, zwölf Remis und 14 Niederlagen stehen in den 41 Pflichtspielen in knapp 13 Monaten zu Buche - viel zu wenig für die Ansprüche in Leverkusen.
Reduzierte Bezüge für Völler
Aber nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf Vorstandsebene läuft es zurzeit nicht gerade rund. Grund ist der 2007 auslaufende Vertrag von Völler, der zwar verlängert werden soll - aber zu reduzierten Bezügen. Das verlangt der auferlegte Sparkurs und ändert nichts an der Tatsache, dass Holzhäuser den Sportdirektor gerne als Frontmann behalten möchte. In Leverkusen geht im Umfeld dennoch die Angst um, Aushängeschild Völler zu verlieren, weshalb der Boulevard unter der Woche eine Geschichte veröffentlichte, wonach der gebürtige Hanauer von Eintracht Frankfurt umworben werde.
Ein merkwürdiger Bericht, schließlich sind die Hessen zurzeit auf jener Ebene bestens aufgestellt. Völler dementiert zwar wahrheitsgemäß Kontakte zur Eintracht, kokettiert aber mit einem Wechsel, obwohl er sich in Leverkusen sehr wohl fühlt und den Klub im Grunde nicht verlassen möchte. "Ich könnte auch woanders arbeiten", sagt er und drängt nun auf "eine saubere Lösung". Klingt nach Abschied - oder der ersten Pokerrunde.