Vom "Auswärtsdepp" zum Heim-Versager

  • Mönchengladbach - Dem Pokal-Aus folgte die richtige Reaktion - zumindest bei Bayer Leverkusen.


    Während die Werkskicker vier Tage nach der Pleite beim Zweitligisten MSV Duisburg und zuvor zwei Niederlagen in der Bundesliga zurück in die Erfolgsspur fanden, erlebte Borussia Mönchengladbach den bitteren Abschluss einer schlimmen Woche.
    Nach der Pleite in Berlin und der Pokal-Blamage beim Regionalligisten Osnabrück zerstörte das 0:2 (0:1) gegen die Bayer-Elf auch den Heimnimbus der Gladbacher.


    Fans kehren Borussia den Rücken


    Mit einer blutarmen Leistung verspielte die Heynckes-Elf auch viel Kredit bei den Borussen-Fans. Die Anhänger kehrten ihrer Elf zum Spielende den Rücken.
    Die "Auswärtsdeppen" der Vorwochen wurden von der Nordkurve mit einem Plakat nun als "Versager" beschimpft.


    "Probleme im psychischen Bereich"


    "Die Probleme liegen nicht im körperlichen, sondern im psychischen Bereich. Einige unserer jungen Spieler haben eine solche Situation noch nicht erlebt", sagte Gladbachs Trainer Jupp Heynckes und meinte damit vor allem die massiven Fan-Proteste nach der Pleite in Osnabrück.
    "Diese Ereignisse sind nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen."


    Keine Entschuldigung für die Pleite
    Als Entschuldigung für die erste Niederlage nach zuvor vier Siegen in vier Heimspielen wollte der erfahrene Coach das aber nicht gelten lassen.
    "Insgesamt war die Mannschaft heute nicht voll da. Wenn man auf allen Positionen seine Leistung nicht abruft, kommt so ein Spiel zustande", sagte Heynckes.


    Keller liefert das i-Tüpfelchen


    Sogar der sonst so souveräne Torhüter Kasey Keller patzte beim 0:1 durch Marko Babic (12.). Das 0:2 durch Andrej Voronin (74. ) war das i-Tüpfelchen auf einer aus Gladbacher Sicht indiskutablen zweite Halbzeit.
    "Man hatte nicht das Gefühl, dass wir das Ergebnis noch korrigieren können", gab Heynckes zu. Er will in den nächsten Tagen "die Ruhe bewahren", mit seinen Spielern jedoch "sehr kritisch umgehen".
    Ähnlich sieht es Sportdirektor Peter Pander. "Wir werden jetzt nicht den Holzhammer rausholen, denn ich glaube nicht, dass wir mit Draufhauen weiterkommen", sagte Pander.


    Bayer bietet Kontrastprogramm


    Das Kontrastprogramm bot Bayer Leverkusen, das auch im 16. Spiel in Folge in Gladbach nicht verlor. In der ersten Halbzeit agierte Bayer zwar noch phasenweise planlos, aber nach dem Seitenwechsel übernahmen die Gäste eindeutig das Kommando. Das freute vor allem Sportdirektor Rudi Völler, der eine Reaktion der Mannschaft eingefordert hatte.
    "Diese drei Punkte waren nicht nur wichtig, sondern auch hochverdient", meinte der frühere DFB-Teamchef: "Die Moral stimmt in der Mannschaft."


    Nur ein Anfang


    Völler mahnte aber auch an, dass dieser Erfolg nur ein Anfang sein könne. "Es gibt noch keinen Grund, euphorisch zu sein. Das war nur die Pflicht. Dieses eine Spiel reicht nicht. Wir müssen jetzt eine Serie starten, denn wir haben immer noch zu wenig Punkte", forderte er:
    Durchatmen durfte auch Trainer Michael Skibbe, der zumindest bei den Fans in der Kritik stand. "Das war ein Schritt in die richtige Richtung, weil wir endlich einmal defensiv konstant gut gespielt haben", sagte er.


    Lob für Babic und Barbarez


    Skibbe nahm mit Freuden zur Kenntnis, dass "wir Gladbach fußballerisch und läuferisch gut im Griff hatten, was nach 120 Minuten im Pokal nicht selbstverständlich ist".
    Besonders lobte der Coach Torschütze Babic, der die ungeliebte Rolle links defensiv gut annahm, und Sergej Barbarez für seine Ruhe im Spiel und die Abgeklärtheit, "auch zum 16. Mal den riskanten Pass zu spielen, wenn es 15-mal nicht geklappt hat".


    sport1.de