Über das "Mode-Thema"Gewalt im Stadion

  • Sie suchen die Konfrontation, aber mit Gewalt wollen sie nichts zu tun haben: Ultras – Fußballfans der etwas radikaleren Art


    Von Lars Spannagel


    Sechs Wochen lang hießen die Gegner nur Wuppertal, Lübeck oder Borussia Dortmund II. War alles Vorgeplänkel. An diesem Tag aber geht es nach Berlin, zu Union. Ein Ostderby für den 1. FC Magdeburg, wie in alten DDR-Oberliga-Zeiten. An diesem Tag muss man sich beweisen, zeigen, wer die Macht ist. Auf dem Platz, das sowieso, aber auch drum herum.


    Der Zuschauerblock, in dem Steven, Zunge, Tom und die anderen Magdeburger Ultras stehen, tobt, als die Mannschaften aufs Feld kommen. Raketen fliegen auf den Platz, die Magdeburger verschwinden im dichten Rauch der bengalischen Feuer. Die Polizisten, die an beiden Seiten des Gästeblocks wie eine grüne Wand stehen, können kaum erkennen, was einzelne Fans machen. Kurz darauf stürmen die gepanzerten Beamten die Stehplatzreihen, sprühen Pfefferspray und zerren die Raketenschützen aus der Masse. „Zick-Zack-Bullenpack“ gellt es den Polizisten hundertfach entgegen, dann haben sie sich in die Mitte der Fans gedrängt. Das Regionalligaspiel kann angepfiffen werden.


    Bei Fußballspielen in den unteren deutschen Ligen stoßen jedes Wochenende Welten aufeinander. Polizei und Ordner, die für Sicherheit auf den Rängen sorgen sollen, auf der anderen Seite Fans, denen die wilde, ungezügelte Stimmung im Stadion und die Konfrontation mit dem Gegner über alles geht. Woche für Woche bewegt sich der Fußball auf einem schmalen Grat zwischen Stimmung und Chaos, Euphorie und Gewalt.


    Die Schuld dafür wird meist bei den Ultras gesucht. Ultra steht nicht für ultra-gewalttätig oder ultra-rassistisch. Es handelt sich vielmehr um meist junge Männer, für die Fußball mehr ist als 90 Minuten am Samstagnachmittag. Für die er eine Religion ist.


    In dieser Religion sind Fußballspiele Gottesdienste, zu denen Leuchtraketen und bengalische Feuer gehören wie Weihrauch zu einem katholischen Hochamt. Steven, Zunge und Tom, Mitglieder der beiden Magdeburger Ultra-Gruppen Blue Generation und Commando East Side, sprechen noch Wochen später von jenem Spiel im November bei Union. „Ein Auswärtssieg, 2 : 1 in einem Ostderby, unter Flutlicht – nahezu perfekt“, sagt Zunge, er ist 26. Ein paar Raketen waren inmitten von Union-Fans eingeschlagen. „Ein Betriebsunfall“, sagt der 20-Jährige, der sich Steven nennt. Ihre richtigen Namen wollen die drei nicht in der Zeitung lesen, fotografiert werden erst recht nicht. Dem Gespräch haben sie erst nach langem Zögern zugestimmt.


    Nicht nur die Magdeburger Ultras fühlen sich verfolgt, von der Polizei, von den Vereinen, von den Medien. Der ostdeutsche Fußball steht zurzeit unter dem Generalverdacht, ein Sammelbecken für Chaoten zu sein, die sich Schlachten mit der Polizei liefern, mit Fäkalien gefüllte Ballons auf gegnerische Fans werfen, Affenlaute von sich geben, „Juden Berlin“ skandieren.


    Der Fanforscher Gunter A. Pilz hat den Begriff „Hooltra“ für eine Vermischung zweier Fanszenen geprägt: die der fußballfanatischen Ultras und der gewaltsuchenden Hooligans. Die drei Magdeburger verdrehen die Augen, wenn sie das hören, gewalttätig seien sie nicht. Fußball hat aber immer auch mit Rivalität zu tun, mit Provokation. Wer im Feindesland auf dem Weg zum Bahnhof „Scheiß Union“ und „Köpenicker Kinderficker“ schreit oder nur neben einem Schreihals steht, der rechnet auch mit den Konsequenzen.


    Steven fängt gerade mit dem Studium an, auch Tom ist Student, Zunge ist Handwerker. Tom und Zunge sind seit mehr als zehn Jahren „Allesfahrer“. Das heißt, sie sehen jedes Spiel ihres Vereins, egal wo, egal wann. Steven hat auch schon im Sommertrainingslager neben dem Platz gezeltet.


    „Wir sind nicht Fans des Vereins“, sagt Steven, „wir sind der Verein.“ In wochenlanger Arbeit bastelt er mit dem harten Kern der Ultras an Spruchbändern und Zaunfahnen. Mit Papptafeln oder Stoffbahnen verwandeln sie die Fankurve in ein Farbenmeer. Immer neue Ideen müssen her, neue Klatschrhythmen, neue Lieder. Darüber zerbrechen sich Ultras den Kopf, jeden Tag. „Wie die Kurve sich entwickelt, so entwickelt man sich auch persönlich“, sagt Tom. Er spricht über die Kurve wie über sein Lebenswerk. „Wenn uns die anderen in unserem Stadion niederbrüllen, gehe ich gebrochen nach Hause“, sagt Steven. Vor großen Spielen schläft er kaum.


    Beim Spiel gegen Union peitscht Tom die Fans mit einem Megafon an, vom Spiel bekommt er fast gar nichts mit. Im Minutentakt stimmt er neue Gesänge an. Die Polizisten sind immer noch da, ein grünes Band mit großen weißen Köpfen und sehr breiten Schultern zieht sich durch den Block.


    Doch was eigentlich die Situation kontrollieren soll, heizt sie weiter an. Glaubt zumindest Titus Simon, Fan-Experte und Professor für Jugendarbeit an der Fachhochschule Magdeburg-Stendal. „Die Fanblöcke sind wie Käfige, Fans werden eingesperrt und beobachtet wie Tiere“, sagt Simon, „das ist ein sozialer Vorgang, der etwas auslöst.“ Das Gefühl, bedrängt und verfolgt zu werden, schweißt zusammen. Dazu kommt, dass es immer einen Gegner gibt, das brauchen viele als Selbstbestätigung. „Der Gegner ist für Gewalt- und Hassprojektionen natürlich wichtig, ohne den Feind bist du nicht identifiziert“, sagt Simon. Oft versuchen Fans, von der Polizei festgenommene Kameraden zu befreien, Tumulte brechen aus.


    Aus Sicht der Ultras hat die Polizei in ihrem Block sowieso nichts verloren. „Der Block ist doch ein Hochsicherheitstrakt, alles abgesperrt, Zäune, Videokameras. Trotzdem kommt die Polizei rein und zieht Leute raus. Dadurch wird es doch erst gefährlich.“ Steven spuckt die Worte abfällig aus. „Die provozieren eine Reaktion und ziehen die raus, die reagieren.“ Fan-Experten der Polizei werfen Ultras eine verzerrte Wahrnehmung vor, die eigenes Fehlverhalten ausblendet.


    „Niemand, der klar denken kann, legt sich mit 100 bewaffneten und gepanzerten Polizisten an“, sagt Steven. Auf der Internetseite der Ultras klingt das so: „Neben einem gesunden Geist legen wir auch Wert auf ein gesundes Körperbewusstsein, was im Verteidigungsfalle nur von Vorteil sein kann.“


    Nicht immer tritt dieser Fall ein. Beim Spiel in Berlin-Köpenick liegt Magdeburg inzwischen in Führung, die Fans sehnen den Abpfiff herbei und interessieren sich nicht mehr für die Polizei. Nur ein Betrunkener redet immer noch auf einen genervten Polizisten ein. Auch diese Szene wird gefilmt, kaum etwas wird so gut dokumentiert wie ein Fußballspiel in der Regionalliga. Die Fans filmen mit Handys und Fotoapparaten zurück.


    Deren Bilder landen oft noch am selben Tag im Internet. 18 Videos gibt es von diesem Spiel, der Film „Flammendes Inferno“ ist mit bisher 2800 Klicks einer der beliebtesten. Der Begleittext schwärmt vom Feuerwerk vor Spielbeginn: „Von der Qualität her das beste, was die Regionalliga in Deutschland zu bieten hat. Strafbar ist es allemal – aber ein Augenschmaus der Extraklasse auch.“


    Vereine sollen auf Raketen und Feuer mit Stadionverboten reagieren. Nicht immer werden diese auch durchgesetzt. „Wer aber vorsätzlich versucht, andere zu schädigen, den bestrafen wir“, sagt Bernd Hofmann, Magdeburgs Manager. Auf seinem Schreibtisch in der Geschäftsstelle stapeln sich Baupläne des neuen Stadions. Am Wochenende wird es eingeweiht, es gibt noch viel zu tun. Die Ultras sind nicht glücklich mit dem Neubau: keine Stehplätze hinter dem Tor, kein Platz, um große Plakate und Fahnen anzubringen. Hofmann muss los, zum Gespräch mit dem Vertreter der Baufirma. Vorher erklärt er noch, wie gut der Verein mit den Ultras zusammenarbeitet und wie viel Spaß ihm die Fanarbeit macht.


    Die Ultras sind nicht die Fans, die sich die Verantwortlichen im Fußball wünschen. Fifa-Chef Joseph Blatter schlug kürzlich vor, Stehplätze grundsätzlich abzuschaffen. Gestern tagte zum ersten Mal die DFB-„Task Force“ gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. „Die wollen einen klinisch sauberen Fan“, sagt Tom.


    Als der DFB im Oktober eine Aktion gegen Rassismus startete und 750 000 Rote Karten in den Stadien verteilte, entrollten die Magdeburger Ultras vor dem Anpfiff eines Spiels ein riesiges Transparent: „Rote Karte für Alibiaktion – soziale Fanarbeit statt Sicherheitswahn“. Die Magdeburger Offiziellen waren entsetzt. „Wir sind gegen Rassismus im Stadion“, sagt Tom, „wir lassen uns aber nicht vorschreiben, wann wir das zeigen sollen.“


    Die Meinung der Verbandsoffiziellen gilt nicht viel bei den Ultras, sie verstehen sich selbst als das Wichtigste am Fußball. „Der Vorstand sind ja nur Leute, die kommen und gehen, auch viele Spieler sind nach dem nächsten Abstieg schnell wieder weg“, sagt Steven. „Ich bleibe ja für immer“, sagt er noch.


    Tagesspiegel

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann

  • Strafe für Feyenoord wegen Hooligan-Randale


    Beim Uefa-Cup-Spiel in Nancy (0:3) randalierten Hooligans von Feyenoord Rotterdam, verursachten schwere Schäden. Die Uefa verhängte gegen den Klub jetzt 126 000 Euro Bußgeld. Im Wiederholungsfall in den kommenden drei Jahren drohen zwei Europacup-Heimspiele ohne Zuschauer.



    Quelle:bild.de

    W11 ist echt das Sammelbecken, der geballten Doofheit ~Zitat~
    ...und immer öfter überfüllt:-/

  • Mucki und Grimaudino ihr habt zwar nen eigenen Thread
    dazu aufgemacht, ich mache aber mal hier weiter. :LEV19



    Fußball / Landespokal Sachsen
    Konsequenzen nach Randale in Leipzig


    Nach der schweren Randale nach dem Viertelfinalspiel im sächsischen Landespokal zwischen Lok Leipzig und der zweiten Mannschaft von Erzgebirge Aue haben Lokalpolitiker und der Nordostdeutsche Fußballverband Konsequenzen angekündigt. Am Sonnabend hatten etwa 800 Hooligans Polizisten angegriffen. 42 Menschen wurden verletzt.

    Nach den schweren Ausschreitungen nach dem Viertelfinalspiel im sächsischen Landespokal zwischen Lok Leipzig und der zweiten Mannschaft von Erzgebirge Aue haben Politiker und der Nordostdeutsche Fußballverband Konsequenzen angekündigt. Verbandspräsident Hans-Georg Moldenhauer sagte MDR INFO, man müsse jetzt knallhart durchgreifen. Die Verantwortlichen müssten vor Gericht gestellt werden. Es seien nicht nur Krawallmacher, sondern Kriminelle. Als Strafe schlug er unter anderem Stadionverbote vor. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erklärte, möglicherweise müsse der 1. FC Lok künftig vor leeren Rängen spielen.

    Beamte und sechs Zivilisten verletzt


    Nach Angaben der Polizei wurden 36 Beamte und sechs Zivilisten verletzt. Fünf Gewalttäter saßen vorübergehend in Haft, wurden aber mittlerweile wieder freigelassen. Neben den Beamten waren auch Pferde und Hunde Ziel der Attacken. An 21 Polizeiautos entstanden Schäden. Zudem wurden ein Bushäuschen sowie die Scheiben einer Sparkassenfiliale beschädigt. Den Schaden schätzte die Polizei auf weit über 10.000 Euro.

    "Fans" feuern die Chaoten an


    Rund 300 Lok Leipzig zugerechnete Hooligans hatten nach dem Spiel die etwa 300 eingesetzten Beamten mit Steinen, Rauchbomben, Feuerwerkskörpern und Betonteilen attackiert und wurden dabei von 500 weiteren "Lok-Fans" angefeuert. Die Einsatzkräfte wehrten sich mit Schlagstöcken und Pfefferspray. Ein Zivilbeamter konnte sich den Angaben zufolge nur mit einem Warnschuss vor etwa 20 Verfolgern in Sicherheit bringen.


    Die Polizei war über die rohe Gewalt der Chaoten geschockt. "Das ist eine Form von Gewalt, die wir schon lange nicht mehr in Leipzig hatten. Die Täter haben die Tür eines Fahrzeuges aufgerissen und mit einer Waffe direkt auf die Beamten gezielt", sagte Polizeisprecher Mario Luda. Zum Glück sei es eine Schreckschusspistole gewesen. Doch weil es sich um einen aufgesetzten Schuss gehandelt habe, sei der Polizist verletzt worden.


    Ärger schon während der Partie


    Schon während des Spiels hatten Anhänger beider Mannschaften Feuerwerkskörper gezündet. Der Schiedsrichter musste das Spiel zwei Mal unterbrechen. Sicherheitsbeamte und der Stadionsprecher versuchten währenddessen die etwa 5000 Lok-Fans und rund 350 Anhänger aus Aue zu beruhigen. Doch nach dem Spiel eskalierte die Situation vor dem Plache-Stadion.


    Der Vorstand des Leipziger Vereins verurteilte die Geschehnisse. "Er distanziert sich ausdrücklich von diesen angeblichen Lokfans. Er wird die Behörden bei der Suche der Schuldigen in vollem Umfang unterstützten, damit diese zur Rechenschaft gezogen werden können", hieß es. Auch ein Rücktritt des Vorstandes wurde nicht ausgeschlossen.

    www.mdr.de


    Entsetzen nach den
    schweren Ausschreitungen >>play


    Bereits während der Partie
    wurde auf den Rängen randaliert. >>play



    Krawalle beim Fußball
    DFB-Präsident kündigt Konsequenzen an

    Nach den Fußball-Krawallen vom vergangenen Sonnabend in Leipzig hat DFB-Präsident Theo Zwanziger harte Konsequenzen angekündigt. Dem Nachrichtensender MDR INFO sagte Zwanziger, das Maß sei voll. Der DFB werde dies nicht hinnehmen.


    Der 1. FC Lok Leipzig hat ein Problem - mit seinen gewalttätigen Fans.
    Auch Spiele vor leeren Rängen seien denkbar, sagte Zwanziger: "Ich kann mir auch Stadien vorstellen, in denen gar kein Fußball mehr gespielt wird. Zum Fußball gehört eine Geisteshaltung, die nicht in eine Richtung geht, wie es am Samstag in Leipzig passiert ist. Wenn man den Fußball in dieser Weise benutzt, dann können wir dort nicht Fußball spielen. Es gibt viele andere Plätze in Deutschland, wo Fußball gespielt werden kann."


    Zwanziger verwies ausdrücklich auf die Verantwortung der Vereine, solche Auseinandersetzungen zu unterbinden: "Wenn es nicht gelingt, diese radikalen Gruppen von den anderen zu trennen, dann wird es dort keinen Fußball mehr geben." Zugleich entschuldigte sich der DFB-Präsident bei den Polizisten.


    Zwanziger räumte jedoch auch eine Mitschuld ein. "Nach den Verhältnissen in Italien hätten wir vielleicht damit rechnen müssen, dass einige aus der Hooligan-Szene die Chance suchen und der Weltöffentlichkeit deutlich machen wollen, dass die deutschen Hooligans nicht schlechter sind als die italienischen."


    Lizenzentzug für Vereine?


    Unter dem Eindruck der Gewaltexzesse waren am Montag in Dresden der DFB-Präsident, der Chef der CDU-Fraktion im sächsischen Landtag, Fritz Hähle, und der Präsident des sächsischen Fußballbundes, Klaus Reichenbach, zu einem seit längerem geplanten Gespräch zusammengekommen. Hähle sagte danach, man sei sich einig in dem Bestreben, "sichere Stadien für dauerhaft guten Fußball in Sachsen zu schaffen". Mit den Etats für die Jahre 2007 und 2008 und einer "deutlichen Erhöhung der Jugendpauschale" seien die Kommunen in die Lage versetzt, Fanprojekte solide zu finanzieren.


    Allerdings seien hier auch die Vereine gefordert. "Wir sind uns mit den Fußballverbänden einig, dass in Zukunft auch der Lizenzentzug für Vereine, die nicht ausreichend eine aktive Fanarbeit unterstützen, in Frage kommen muss."


    Spiele ohne Publikum?


    Zuvor hatte auch der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbands Konsequenzen angekündigt. Verbandspräsident Hans-Georg Moldenhauer sagte MDR INFO, man müsse jetzt knallhart durchgreifen. Die Verantwortlichen müssten vor Gericht. Sie seien nicht nur Krawallmacher, sondern Kriminelle.


    Als Strafe schlug Moldenhauer unter anderem Stadionverbote vor. Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung sagte, möglicherweise müsse der 1. FC Lok künftig vor leeren Rängen spielen.

    www.mdr.de


    Fußball-Randale hat Folgen >>play



    Einfach nur Kopf schütteln. :LEV16

    Alles Große in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit,
    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.

  • DFB-Präsident will ein Zeichen setzen - Sachsens Verbandschef unterstützt Vorschlag


    Zwanziger für Absetzungen


    Nach den gewaltsamen Ausschreitungen in Leipzig am Sonntag hat sich DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger für eine Absetzung des kommenden Spieltages in Sachsen ausgesprochen. "Ich würde die Spiele in Sachsen am kommenden Wochenende als Zeichen der Solidarität mit den Polizeibeamten absetzen. Das sind unsere Freunde, die anderen sind unsere Feinde, damit die Gefechtslage klargestellt ist", so der 61-Jährige bei einer Pressekonferenz am Montag in Frankfurt/Main.


    Allerdings machte der DFB-Präsident auch klar, dass er sich nicht von oben in die Angelegenheiten des sächsischen Fußball-Verbandes einmischen will. Die Entscheidung liege allein dort. Zwanziger räumte auch Fehler auf Seiten der Funktionäre ein: "Wir waren offensichtlich nicht nahe genug an den Ereignissen und sind überrascht worden."


    Der Sächsische Fußball-Verband (SFV) will den Vorschlag nach einer Spieltagsabsage positiv aufnehmen, kann dabei aber aufgrund der Organisationsstruktur nur an seine drei einzelnen Bezirksverbände appellieren. SFB-Chef Reichenbach: "Ich bin mir mit Theo Zwanziger einig. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir mit solchen Leuten nichts zu tun haben wollen." Am Dienstag findet eine SFV-Präsidiumssitzung statt, an der auch Vertreter von Politik und Polizei dabei sein werden. Der SFV kann lediglich die Spiele der Landesliga absetzen. Für die Bezirksligen, in einer solchen spielt auch der 1. FC Lok Leipzig, sind die Bezirksverbände aus Leipzig, Dresden und Chemnitz zuständig.


    Am Sonntag war es nach dem Spiel von Lokomotive Leipzig gegen den FC Erzgebirge Aue II im Viertelfinale des sächsischen Fußball-Landespokals zu schweren Ausschreitungen zwischen Hooligans und Polizisten gekommen. Dabei wurden nach Polizeiangaben 32 Beamte und sechs Zivilisten verletzt.


    Um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden, stellte Zwanziger eine drei Punkte umfassende Proritätenliste vor. Darin fordert er sicherere Stadien, eine intensivere Fanarbeit und funktionierende Vereinsstrukturen. In einem Radiointerview mit dem MDR hatte sich der DFB-Boss zuvor dafür ausgesprochen, Fußball-Spiele notfalls auch vor leeren Rängen stattfinden zu lassen: "Zum Fußball gehört auch eine Geisteshaltung, die nicht in eine Richtung geht, wie es am Samstag in Leipzig passiert ist. Wenn man den Fußball in dieser Weise benutzt, dann können wir dort nicht Fußball spielen. Es gibt viele andere Plätze in Deutschland, wo Fußball gespielt werden kann."


    12.02.2007, 17:26
    kicker-online

  • Staatsanwaltschaft will rasche Urteile


    SFV sagt rund 60 Spiele ab


    Nach den Ausschreitungen in Leipzig am Sonntag hat der Sächsische Fußball-Verband (SFV) rund 60 Fußball-Spiele am Wochenende abgesetzt. Der SFV folgte damit DFB-Präsident Theo Zwanziger, der ein deutliches Signal gefordert hatte und sorgte zudem für ein Novum im deutschen Fußball. Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen drei Hooligans und will noch im Februar die Urteile fällen.


    Nach den Ausschreitungen in Leipzig am Sonntag hatte sich DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger für eine Absetzung des kommenden Spieltages in Sachsen ausgesprochen. "Ich würde die Spiele in Sachsen am kommenden Wochenende als Zeichen der Solidarität mit den Polizeibeamten absetzen," so der 61-Jährige. Dem ist der Sächsische Fußball-Verband (SFV) nun gefolgt und hat rund 60 Fu0ßball-Spiele abgesagt.


    "Spiele auszusetzen, ist ein symbolischer Akt. Wir mussten Zeichen setzen", sagte SFV-Präsident Klaus Reichenbach am Dienstag. Demnach sind alle Klubs von der Kreisklasse bis zur Landesliga von den Absagen betroffen.


    Gespielt wird aber in den Bezirksverbänden Dresden und Chemnitz. Reichenbach sagte zudem, dass dem Sechstligisten 1. FC Lok Leipzig der Ausschluss aus seiner Spielklasse droht. "Wir müssen überlegen, ob wir es uns auf Dauer erlauben können, so einen Verein in so einer Spielklasse zuzulassen", sagte Reichenbach: "Das muss auch den Fans klar werden, wenn sie das nicht akzeptieren, müssen wir den Verein in dieser Liga eliminieren."


    Staatsanwaltschaft kündigt rasches Urteil an


    Derweil hat die Staatsanwaltschaft angekündigt, zügig Anklage gegen drei tatverdächtige Personen zu erheben. Laut des Sprechers der Leipziger Behörde, Staatsanwalt Ricardo Schulz, könne dies schon in ein bis zwei Wochen der Fall sein. Gegen drei Hooligans wird derzeit wegen schweren Landfriedensbruchs ermittelt. Der Gesetzgeber sieht bei einer Verurteilung als Strafmaß eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor. Ein Staatsanwalt befasse sich nach Angaben von Schulz ausschließlich mit diesem Fall.


    Die drei Personen kamen am Sonntag wieder auf freien Fuß. "Der Tatverdacht liegt vor, aber einen Haftgrund haben wir nicht gesehen", bestätigte Schulz. Die drei Leipziger seien nicht vorbestraft und beruflich gebunden.


    Sanktionen reichen von Aufstiegsverbot bis Sperre


    Laut dem Vorsitzenden Richter des SFV-Sportgerichts, Stephan Oberholz, gibt es im Strafenkatalog des Verbandes viele Möglichkeiten für harte Sanktionen. Beispielsweise könne einem Verein die Aufstiegsberechtigung entzogen werden, er könne für zwei Jahre gesperrt oder sogar aus dem Verband ausgeschlossen werden. Seiner Ansicht nach sei der 1. FC Lok auf Grund früherer Vorfälle aus tieferen Klassen durchaus als vorbelastet einzustufen.


    Den konkreten Fall wollte Oberholz allerdings noch nicht bewerten. Schließlich würden die verschiedenen Berichte noch nicht vorliegen, bis Donnerstag nächster Woche soll dies geschehen. Dann werde er den Termin der mündlichen Verhandlung festlegen.


    Um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden, stellte Zwanziger eine drei Punkte umfassende Prioritätenliste vor. Darin fordert er sicherere Stadien, eine intensivere Fanarbeit und funktionierende Vereinsstrukturen. In einem Radiointerview mit dem MDR hatte sich der DFB-Boss zuvor dafür ausgesprochen, Fußball-Spiele notfalls auch vor leeren Rängen stattfinden zu lassen: "Zum Fußball gehört auch eine Geisteshaltung, die nicht in eine Richtung geht, wie es am Samstag in Leipzig passiert ist. Wenn man den Fußball in dieser Weise benutzt, dann können wir dort nicht Fußball spielen. Es gibt viele andere Plätze in Deutschland, wo Fußball gespielt werden kann."


    32 Polizisten und sechs Zivilpersonen verletzt


    Am Sonntag war es nach dem Spiel von Lokomotive Leipzig gegen den FC Erzgebirge Aue II im Viertelfinale des sächsischen Fußball-Landespokals zu schweren Ausschreitungen zwischen Hooligans und Polizisten gekommen. Dabei wurden nach Polizeiangaben 32 Beamte und sechs Zivilisten verletzt.


    Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung will eine baldige Stadionsperre für den 1. FC Lok Leipzig nicht ausschließen: "Ob wir ein Stadion zeitweilig schließen können, müssen wir juristisch prüfen", sagte er am Montagabend im Rathaus. Der Aufsichtsratsvorsitzende von Lok Leipzig, Frank Müller, denkt trotz der erneuten Krawalle nicht an Rücktritt, kündigte aber eine Sitzung von Vorstand und Aufsichtsrat an. "Ich habe Angst um den Verein", sagte Müller und fordert Hilfe von der Politik, "denn bisher kam nichts".


    13.02.2007, 16:28


    kicker-online

  • Spielabsagen in Sachsen


    ERSTELLT 13.02.07, 14:35h, AKTUALISIERT 13.02.07, 17:35h


    Leipzig - Mit einer noch nie da gewesenen drastischen Maßnahme hat der Sächsische Fußballverband (SFV) auf die Krawalle von Leipzig reagiert und für ein Novum im deutschen Fußball gesorgt. 60 für dieses Wochenende angesetzte Spiele der unteren Amateurklassen wurden am Dienstag abgesagt. Damit setzte der SFV nur drei Tage nach den schweren Ausschreitungen mit 39 verletzten Polizisten nach dem Spiel des 1. FC Lok Leipzig gegen Erzgebirge Aue II das von DFB-Präsident Theo Zwanziger geforderte Signal an die Randalierer. "Die Vereine der zuletzt von den Ausschreitungen betroffenen Regionen setzen ein deutliches Zeichen der Solidarität in Richtung der Polizei und zeigen, dass Gewalt in und um die Fußballplätze Sachsens nicht toleriert werden kann", sagte Zwanziger in einer ersten Reaktion auf die beispiellose Sanktion.


    Auch der Sicherheitsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Helmuth Spahn, begrüßte den harten Beschluss. "Wir kapitulieren damit aber nicht vor den Randalierern", sagte er. SFV-Präsident Klaus Reichenbach betonte die Bedeutung der Entscheidung: "Die Spiele auszusetzen, ist ein symbolischer Akt. Wir mussten Zeichen setzen, sind der Empfehlung des DFB gefolgt und wollten uns mit den Polizisten, die am Wochenende ihre Knochen hinhalten mussten, solidarisch erklären", sagte er am Dienstag in Leipzig.


    Von der Absage sind alle Partien von der Kreisklasse bis hinauf zur Landesliga betroffen. Der Spielbetrieb in den einzelnen Ligen soll am darauf folgenden Wochenende wieder wie geplant fortgesetzt werden. Reichenbach, der noch am Montag zusammen mit Zwanziger die Finanzierung von sechs Fan-Projekten in Sachsen sicherstellte, appellierte an die Justiz: "Die Gewalttäter müssen schnell und streng abgeurteilt werden."


    Der Leiter der Koordinierungsstelle für Fanprojekte (KOS), Michael Gabriel, reagierte hingegen mit Skepsis auf die Absagen. Dies sei ein "Zeichen für Unsicherheit", meinte Gabriel in Frankfurt/Main beim internationalen Fan-Kongress zur EM 2008. "Ich weiß nicht, wie das bei den Vereinen ankommt."


    Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) kündigte am Dienstag bereits vor den Absagen an, dass der Freistaat künftig mit einer härteren Gangart gegen Gewalttäter vorgehen werde. "Ein leeres Fußballstadion ist mir tausend Mal lieber als die Beerdigung eines Polizisten", betonte der Minister. Künftig sollen bei brisanten Spielen sachsenweit so genannte Sport-Staatsanwälte zum Einsatz kommen, die bei Bedarf an Ort und Stelle Haftbefehle beantragen können. Selbst Gesetzesänderungen schloss Buttolo nicht aus, Details nannte er nicht. "So kann und darf es nicht weitergehen", sagte der Minister in Dresden und gab zudem an, dass sich die Zahl der verletzten Polizisten von 36 auf 39 erhöht hatte.


    Mannschaft und Trainer des 1. FC Lok Leipzig haben auch über das Wochenende hinaus mit einem Spielboykott gedroht, wenn Chaoten erneut bei einer Partie des Clubs erscheinen. "Wir nehmen uns das Recht heraus, vom Platz zu gehen, wenn wir diese Randalierer noch einmal in einem Stadion sehen. Darauf haben sich Team und Trainer geeinigt. Wir wollen ein Zeichen setzen", sagte Mannschaftskapitän Holger Krauß, der die Absage des Spieltags kritisierte: "Andere Vereine werden mit bestraft. Und die Chaoten haben erreicht, dass sie so viel Einfluss bekommen. Das ist das falsche Zeichen."


    Unterdessen hat sich der Vorstand des 1. FC Lok gegen Vorwürfe gewehrt, Sicherheitsstandards nicht eingehalten zu haben. "Wie seit drei Jahren wurde auch vor diesem Spiel eine Sicherheitskonferenz, wie sie jeder Oberligaverein machen muss, durchgeführt. Alle Sicherheitsmaßnahmen, auch strenge Einlasskontrollen, wurden einvernehmlich mit Vertretern der Stadt Leipzig sowie der Polizei abgestimmt", teilte der Verein in einer schriftlichen Erklärung mit.


    Es sei unverständlich, dass Buttolo und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung dem Verein im Nachhinein ein Fehlverhalten anlasten wollten. "Nach dem Umfang des Kartenvorverkaufs wurde das Ordnerkontingent weiter aufgestockt. Insgesamt waren es 40 Prozent mehr als die Spielordnung des SFV es fordert", heißt es. "Ich erwarte von den Vereinen deutlich härtere Einlasskontrollen", sagte Buttolo.


    Er halte es für dringend geboten, dass die von den Vereinen eingesetzten Sicherheitsdienste durch den DFB oder den SFV zertifiziert werden. Spahn kündigte an, dass Sicherheitsrichtlinien für untere Spielklassen erarbeitet und umgesetzt werden sollen. Zudem werde die präventive Sozialarbeit im Umfeld der Fußballclubs forciert. "Das koste Zeit, das kostet Geld - wir müssen einen langen Atem haben und diese Aufgabe angehen", betonte Spahn.


    Beim Einsatz in Leipzig sei man besorgt um das Leib und Leben der Beamten gewesen. Der Leipziger Polizeichef Rolf Müller erinnerte an jenen Zivilbeamten, der von Hooligans gejagt worden war und dann einen Warnschuss abgegeben hatte. Die Täter hätten ihn mit den Worten "Macht ihn platt! Du kommst nicht mehr heim" verfolgt.
    (dpa)

    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1171352124549


    HINTERGRUND: Populistisch und kurzsichtig


    VON RONNY BLASCHKE, 13.02.07, 21:30h


    Helmut Spahn hat nichts anderes erwartet: „Plötzlich ist die Bestürzung wieder groß. Jeder zeigt mit dem Finger auf den anderen.“ Der neue Sicherheitschef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) war in seiner ersten Karriere Polizeibeamter, da hatte er es mit Geiselnehmern zu tun. Seither pflegt er die Diplomatie. Und nach den schweren Krawallen am Samstag in Leipzig, als 800 Anhänger 300 Polizisten überfielen, möchte er niemandem zu nahe treten, aber manche Äußerungen müsse man „kritisch hinterfragen“. Anders formuliert: Wieder mündet die Aufarbeitung eines Skandals in Populismus und Kurzsichtigkeit.


    Politiker und Funktionäre überbieten sich mit der Drohung von drastischen Konsequenzen. Der Chef der Polizei-Gewerkschaft GdP, Konrad Freiberg, gewann diesen inoffiziellen Wettbewerb mit diesem Satz: „Dem Fußballmob ist offensichtlich nicht klar, dass Polizeibeamte, wenn sie um Leib und Leben bedroht werden, von ihrer Schusswaffe Gebrauch machen können. Wenn Fußball zur Tarnung von Mordlust wird, ist dieser Sport bald am Ende.“ Es entsteht der Eindruck, als würde der gesamte deutsche Fußball von Hooligans beherrscht. Dabei hat sich das Gewaltphänomen seit den neunziger Jahre in die unteren Ligen verlagert. Vor allem im Osten, in Leipzig, Dresden oder Berlin.


    Der Sächsische Fußballverband reagierte gestern und setzte 60 Spiele der unteren Amateurklassen ab, die für dieses Wochenende angesetzt waren. Aber ganz gleich, welche Gegenmaßnahmen jetzt beschlossen werden - sie werden das Problem kurzfristig nicht lösen. Es handelt sich um komplexe Verflechtungen von jugendlichen Subkulturen, deren Motive nicht in wenigen Worten zusammengefasst werden können. Seit der Wende wurde mehrfach die Chance versäumt, ein langfristiges Konzept gegen Gewalt zu erstellen. Politiker und Funktionäre haben nicht auf das Abdriften der Fan-Szenen reagiert. Wie in Leipzig hat man sich auch in anderen, tief gefallenen Ostklubs nicht energisch genug von Gewalttätern distanziert.


    Klubs wie Dynamo Dresden oder der BFC Dynamo Berlin brauchten Spenden und Eintrittsgelder zum Überleben. Von wem diese kamen, war Nebensache. Nebensache auch, dass es ehemalige Hooligans und N.PD-Mitglieder bis in die Führungsgremien geschafft haben. Dass Sachsens Innenminister Albrecht Buttolo (CDU) jetzt vor „italienischen Verhältnissen“ im Fußball warnt, ist bei dieser Vergangenheit fragwürdig. Sachsen war eines von vier Bundesländern, das die Unterstützung an der Drittelfinanzierung für soziale Fanprojekte ablehnte - der DFB zahlt dabei einen fünfstelligen Betrag, wenn Kommune und Land den gleichen Beitrag leisten.


    Spätestens jetzt dürfte das Bewusstsein für Prävention auch im Dresdner Landtag gewachsen sein. Dass nun in der Leipziger Polizei eine spezielle Ermittlungsgruppe gegründet wurde, war längst überfällig. Aber an der Gefahr ändert selbst die Ausdehnung der rigiden Sicherheitsmaßnahmen auf die unteren Ligen wohl nichts. Es sei denn, auch in der sechsten Liga würden demnächst regelmäßig Polizei-Hundertschaften vor Ort sein.

    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1171275742787

  • Nun denn. Da hat der Dfb/Dfl ja erreicht,was sie eigentlich nicht erreichen wollten. Aber jeder hat es voraus gesagt. Die Gewalt ist in den unteren Ligen angekommen. Und wenn es in der Ober oder Vereinsliga Krawalle gibt,werden sich die "Erlebnisorientierten" halt noch weiter nach unten begeben. Ein Spirale ohne Ende,die nicht mit noch mehr Staatsmacht kompensiert werden kann.
    Würde man von diversen Repressalien in der 1./2. Bundesliga absehen und das Gespräch suchen,wären im jedem Fall weniger Mitläufer und Sympathisanten bei den Hools unterwegs. Nur,eins ist klar: Gewalt erzeugt Gegengewalt und wenn man das durch Spielabsagen oder Leerspiele erreichen will oder durch lückenlose Überwachung, ist der nächste Ärger vorprogammiert. Das kanns nicht sein!



    Horschti

  • Leipzig beschließt Sicherheitspaket

    Die Tribüne im Leipziger Stadion, wo die Lok-Fans 2005 via Spruchband fordern: "Kämpfen für Leipzig".
    Leipzig (dpa) - Mit einem umfangreichen Sicherheitspaket hat Leipzig auf die Krawalle mit 39 verletzten Polizisten beim Fußball- Landespokalspiel zwischen dem 1. FC Lok Leipzig und dem FC Erzgebirge Aue II am vergangenen Samstag reagiert.


    Eine Sicherheitskonferenz mit Vertretern der Stadt Leipzig, der Polizeidirektion, des Regierungspräsidiums, der Leipziger Verkehrsbetriebe, des Sächsischen Fußball-Verbandes und des 1. FC Lok Leipzig legte einen Maßnahmenkatalog fest. «Es wird auch in Zukunft null Toleranz gegenüber Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt im Leipziger Sport und speziell im Fußball geben. Alle Anwesenden bekannten sich zu ihrer Verantwortung bei der Lösung der Probleme», sagte Leipzigs Sportbürgermeister Heiko Rosenthal.


    Ein Großteil der Sofortmaßnahmen betrifft den 1. FC Lok. So verpflichtet sich der Vorstand dazu, die Ermittlungsbehörden umfassend bei der Aufklärung der Straftaten des Wochenendes zu unterstützen und alle ihm bekannten Gewalttäter zu benennen. «Ich werde Namen nennen, alle», sagte Lok-Vorsitzender Steffen Kubald der «Leipziger Volkszeitung», fügte aber auch hinzu: «Wissen Sie überhaupt, in welche Gefahr ich mich da begebe? Ich habe ein Kind.»
    Ein konsequentes Stadionverbot für alle bekannten Gewalttäter des 1. FC Lok wurde ausgesprochen, dessen Umsetzung in allen Stadien vom Leipziger Fußballverband überprüft wird. Entsprechend dem Gewerberecht werden beauftragte Sicherheitsunternehmen sowie vom Verein eingesetzte Ordner auf Zuverlässigkeit überprüft. Diese Maßnahme wurde erforderlich, nachdem es auch Kritik am Ordnungs- und Sicherheitsdienst des Clubs gegeben hatte.


    Der 1. FC Lok verpflichtete sich zudem, vor Spielen eine sorgfältige Kontrolle des Stadionumfeldes auf Wurfgeschosse, Feuerwerkskörper und Ähnliches vorzunehmen, die Einlasskontrollen weiter zu verstärken und bei Spielen der Bezirksligamannschaft ein einzelfallbezogenes Alkoholverbot durchzusetzen.


    Die Stadt Leipzig prüft zusammen mit den Partnern die Durchsetzung möglicher vorbeugender Maßnahmen wie Aufenthalts- und Betretungsverbote und Meldeauflagen gegen polizeilich bekannte Gewalttäter bei sicherheitsrelevanten Spielen. Außerdem sollen die Inhalte des Fanprojektes mit der Stadt, der Sportjugend Leipzig und dem sächsischen Fußballverband schnellstmöglich konzeptionell überarbeitet werden. Die Stadt erneuerte ihre Zusage, einen zusätzlichen Mitarbeiter für das Fanprojekt einzustellen.


    Quelle: dpa

    „Der Mensch bringt sogar die Wüsten zum Blühen. Die einzige Wüste, die ihm noch Widerstand leistet, befindet sich in seinem Kopf.“


    (Kishon)

  • Lokomotive setzt ein Zeichen gegen Gewalt


    ERSTELLT 16.02.07, 16:25h


    Leipzig - Spieler des Bezirksligisten 1. FC Lokomotive Leipzig haben sich am Freitag mit Blumensträußen bei der Polizei für die Ausschreitungen von Hooligans am vergangenen Wochenende entschuldigt. Als Zeichen der Versöhnung bot der Verein ein Benefizspiel gegen eine Polizeiauswahl im Zentralstadion an. "Den Erlös stellen wir dem Fan-Projekt zur Verfügung", sagte Teammanager Peter Milkau.


    Unterdessen lässt die sächsische Staatskanzlei prüfen, wie Vereine künftig an den Kosten für Polizeieinsätze beteiligt werden können. Hermann Winkler, Chef der Staatskanzlei, bestätigte am Freitag eine entsprechende Meldung des Nachrichtenmagazins "Focus". Dabei gehe es in erster Linie um unkooperative Vereine, die nicht mit der Polizei zusammenarbeiten wollen. Selbst eine Insolvenz des Vereins müsse dann notfalls in Kauf genommen werden. In erster Linie setzt Winkler jedoch auf die bei der WM praktizierte Sicherheitspartnerschaft.


    "Das Geschehen können wir nicht rückgängig machen, aber wir wollen ein unmissverständliches Zeichen gegen die Gewaltausschreitungen setzen", sagte Lok-Teammanager Milkau vor den Polizisten in Leipzig. Gleichzeitig bekundete er im Namen der gesamten Mannschaft Solidarität mit den Polizisten, die "bei Spielen ihre Gesundheit riskieren", damit in Stadien das Recht eingehalten werde. "Die Polizisten mussten schreckliche Momente erleben", bedauerte Milkau.


    Bei den Krawallen am Samstag waren 39 Polizisten verletzt worden. Zu den körperlichen Verletzungen kämen psychische Probleme hinzu, sagte Polizeiamtsleiter Heinz Theus. Er kündigte an, alle Maßnahmen zu treffen, um gewaltsame Auseinandersetzungen wie am vergangenen Wochenende künftig zu verhindern: "Wir werden alles dafür tun, dass auf Leipziger Fußballplätzen wieder der Sport die Oberhand hat und nicht solche Verbrecher die Spiele ausnutzen, ihren Adrenalinschub auszutoben", betonte Theus. An die wirklichen Fußballfans appellierte er, sich auch räumlich von den Hooligans zu trennen, um ihnen keinen Schutzraum zu geben. (dpa)

    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1171605368993

  • Hier die heutige BamS-Aufmachung zu den aktuellen Geschehnissen.




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    Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble
    Fußballklubs müssen Hooligan-Seuche stoppen


    Die Hooligan-Krawalle von Leipzig – jetzt schaltet sich Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) in die Debatte ein!


    Schäuble nimmt die Fußballklubs in die Pflicht, fordert gegenüber BILD am SONNTAG: „Zudecken, Beschwichtigen und Schweigen gilt nicht mehr. Die Klubs müssen sich bekennen, Gewalttäter aktiv ächten und in die Jugendarbeit investieren. Wenn nicht, droht der Ausschluss aus der Fußballfamilie. Hooligans suchen sich immer Nischen, die ihnen Schutz und Anonymität gewähren. Solche Schutzbereiche für Gewalttäter und Chaoten darf es im deutschen Fußball nicht geben, sonst gefährdet unsere Gesellschaft eine ihrer größten integrativen Kräfte.“ Darin sei er sich mit DFB-Präsident Theo Zwanziger völlig einig.

    Es waren Szenen wie im Bürgerkrieg vergangenes Wochenende beim Landespokalspiel Leipzig gegen Aue: 800 Hooligans machten Jagd auf 300 Polizisten. Eine Gruppe Chaoten verfolgte einen Beamten, rief: „Macht ihn platt. Du kommst nicht mehr heim.“ Der Mann konnte sich nur retten, weil er einen Warnschuss abfeuerte.


    Die Polizei allein bekommt das Problem nicht in den Griff, macht Schäuble deutlich. „Die Polizeikräfte des Bundes und der Länder erledigen beim Schutz von Fußballspielen einen tollen Job. Doch hier mussten über dreihundert Polizisten ein Spiel der sechsten Liga sichern. So darf es nicht weitergehen!“ Der Innenminister: „Jetzt will die Justiz schnell gegen Rädelsführer vorgehen, und wie bei der WM sollen Sport-Staatsanwälte noch im Stadion Anklage erheben können. Nach dem Motto: Straftaten haben ernste Konsequenzen. Erste wichtige Schritte sind eingeleitet worden. Doch nur gemeinsam mit dem Fußball, den Klubchefs und den echten Fans kann der Durchbruch gelingen.“


    Vor den Ausschreitungen in Sachsen war auf Sizilien ein Polizist von Hooligans getötet worden. Italienische Verhältnisse indes will Schäuble in Deutschland bisher nicht erkennen.


    Der Minister: „Unsere Fußballfans sind trotz aller Leidenschaft für ihren Verein zum allergrößten Teil friedliche Mitbürger. Das sehen wir Woche für Woche in der Bundesliga und durften es bei der WM 2006 mit den Freunden aus aller Welt genießen. Damit die Hooligan-Seuche jedoch nicht um sich greift, darf man die Probleme in unteren Ligen nicht verharmlosen.“


    www.bild.de

    Alles Große in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit,
    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.

  • Er war Hooligan. Jetzt ist er Lok-Leipzig-Präsident. Er sagt:
    „Joschka Fischer hat früher auch Steine geworfen“


    Steffen Kubald (45) ist seit dem 10. Dezember 2003 Klubchef des 1. FC Lok Leipzig.
    Der gelernte Koch ist wohl der einzige Ex-Hooligan in Deutschland, der einem Fußballklub vorsteht.


    BamS sprach mit ihm über die schweren Ausschreitungen nach dem Spiel 1. FC Lok Leipzig gegen Erzgebirge Aue II vom vergangenen Samstag und über seine Zeit als Hooligan.


    Wie haben Sie die Ausschreitungen erlebt?


    Als es losging, wurde ich in den Einsatzwagen gerufen. Als ich da saß und den Funkverkehr mithörte, war ich wie gelähmt.


    Es gab Kritik am Ordnungsdienst. Lasche Kontrollen und Mitarbeiter, die bei Auswärtsspielen selbst als Hooligans unterwegs waren.


    Hier stelle ich mich voll vor den Ordnungsdienst. Wir haben alle 76 Namen, auch die der Gästeordner, dem DFB zur Verfügung gestellt, und bislang ist nicht ein überprüfter Name negativ aufgefallen.


    Gibt es derzeit beim 1. FC Lok Leipzig Stadionverbote?


    Bis zum vergangenen Samstag gab es keine Stadionverbote. Die letzten drei liefen im August 2006 aus. Aber jetzt werden wir welche verhängen. Wie viele, hängt von den Ermittlungen ab.


    Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der Polizei?


    Sehr gut. Alles wird mit den Beamten abgesprochen, und wir hatten in den letzten drei Jahren keine Probleme. Ich glaube auch nicht, dass die Polizei an dem Konflikt schuld war, wie einige behaupteten. Wir haben es hier mit einem gesellschaftlichen Problem zu tun, das wir auch in anderen unteren Ligen finden.


    Konkreter bitte?


    Ich bin nicht daran schuld, wenn Fans Hartz IV bekommen oder ihre Ausbildung abbrechen, und ich kann nicht den Übervater spielen, wenn die Erziehung zu Hause versagt. Hier ist die Politik gefragt. Wir brauchen mehr Geld für Fan-Projekte und Jugendarbeit, um diesen Menschen Perspektiven zu geben. Ich habe wirklich schon viel erlebt und viel mitgemacht, aber diese Brutalität gegen die Polizei hat mich entsetzt.


    Sie sprechen von Ihrer Vergangenheit als Hooligan – wie lange waren sie aktiv?


    Los ging es 1980. Ich bin immer für den 1. FC Lok Leipzig gelaufen. Das letzte Spiel, bei dem ich einen umgehauen habe, war das Relegationsspiel zur Zweiten Liga gegen 1860 München im Mai 1992.


    Hatten Sie Ärger mit der Polizei?


    Ich habe mich schon mal mit Polizisten gerangelt, aber wir haben nie mit Steinen auf die Beamten geworfen. Dann saß ich auch mal 48 Stunden in Kaiserslautern in U-Haft, aber ich wurde nie vorbestraft. Allerdings musste ich etliche Geldstrafen zahlen. Heute habe ich vieles verdrängt. Aber Joschka Fischer hat früher auch Steine geworfen und wurde ein guter Außenminister.


    Wie geht es jetzt weiter?


    Morgen bin ich zu Gesprächen bei der Polizei. Dort werden mir auch Fotos von Randalierern gezeigt. Wenn ich jemand erkenne, werde ich auch seinen Namen nennen. Beim Verein müssen wir wieder fast von vorn beginnen, das zerstörte Image neu aufbauen. Dazu brauchen wir auch die Hilfe von den echten Fans. Aber es gibt leider keine Garantie, dass so etwas nie wieder passiert.


    www.bild.de



    Hooligans prahlen im Internet
    „Wow. Ein geiler Tag“


    Eine Woche nach den schweren Hooligan-Krawallen haben gestern 120 Lok-Fans mit einem Arbeitseinsatz im Leipziger Bruno-Plache-Stadion ein Zeichen gegen Gewalt gesetzt. Zwischen 11 und 15 Uhr wurde gekehrt, gemalert und Unkraut gejätet. Heute wird der Einsatz wiederholt.


    Die Polizei sucht unterdessen mit Fahndungsfotos nach weiteren Randalierern, die für die Ausschreitungen, bei denen 39 Polizisten verletzt und 21 Einsatzfahrzeuge zerstört wurden, verantwortlich sind. Bislang wurden acht Verfahren wegen schweren Landfriedensbruch gegen ermittelte Täter eingeleitet.


    Mit welcher Brutalität die Schläger gegen die Polizei vorgingen, zeigt ein Interneteintrag, der kurzzeitig auf http://www.lok-forum.de zu lesen war. BamS dokumentiert in Auszügen, wie dort einer der Chaoten mit seiner Beteiligung prahlte. Zur besseren Lesbarkeit hat die Redaktion fehlende Buchstaben ergänzt, Rechtschreibfehler wurden nicht korrigiert, mit den Sternchen sind Polizisten gemeint:


    „Wow. Ein geiler Tag seid langen wieder. Tatort Stadion: (. . .) Kurz nach Halbzeitpause Sturm auf Zaun Gegengerade zu Gästeblock mit ca. 70 Leuten davon 20 sehr Gute. Auf Zaun und nur durch massiven Angriff von Pfefferspray durch ****** davon gehindert den Block zu stürmen.1:0 für die ****** (. . .) Tatort vorm Stadion nach Spielende: Mit ca. 300 Mann gesammelt und ohne Überlegen gleich ******wagen angegriffen und demoliert (. . .) 1:1 unentschieden. Tatort Kreuzung nach Spielende: Mob gesammelt, wieder rum stehende ******wagen angegriffen und demoliert (. . .) dann einen massiven Angriff auf Einsatzfahrzeuge und Beamte gestartet wobei mit Hilfe von Steinen und Latten die herbei geeilten Beamten vom feinsten eingedeckt wurden (. . .) Dann kam ich zu meinen Schlüsselerlebnis als mich echt ein Zivibulle in grüner Hose, grüner Jacke und schwarzer Weste und ein kleiner Zivi total in schwarz zu mir kam sich vorstellte als POLIZEI, BITTE MITKOMMEN! Eh was denkst du denn wem du gegenüber stehst? Ich meine, ich vermummt, ne Nebelgranate und ein Feuerzeug in der Hand drohend vors Gesicht gehalten (. . .) Beide umgedreht, ich den einen ein Schlag auf den Hinterkopf und dann unseren Leuten die ****** zu erkennen gegeben. Folge: Hatz auf die ****** (. . .) der schwarze durch Beinstellen gestürtzt und am aufstehen panisch sich umdrehend einmal in die Luft geschossen (. . .) 1:2 für uns!!! Ganz großes Lob an unsere jungen Leute für die das echt heute mal ein mega Erlebniss gewesen sein muß . . .“


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    Alles Große in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit,
    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.

    Einmal editiert, zuletzt von ingo82 ()

  • Zum Thema "Gewalt im Fussball", heute Abend um 23:00 Uhr auf N3 eine Reportage / Dokumentation.



    Reportage / Dokumentation
    Unter Hooligans - Beobachtungen am rechten Rand


    Sie sind jung, meist männlich und rechts. Sie sind Fußballfans von Hannover 96 mit besonderem Interesse an der so genannten "Dritten Halbzeit": den verabredeten Prügeleien nach dem Spiel.


    Sie lieben Bier, bestimmte Kneipen, rechte Rockmusik und haben sich zu lockeren Netzwerken gewaltbereiter Skinheads und Hooligans zusammengeschlossen. Cathérine Menschner hat die Hannoveraner Gruppe mit einem Kamerateam über mehrere Wochen begleitet. Ihre Reportage gibt einen tiefen Einblick in Mentalität und Verhalten der rechten Jugendszene.


    [URL=http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_std/0,3147,OID3480102_REF850,00.html]http://www.ndr.de[/URL]

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  • Köster kündigt Konsequenzen an
    Nach den Ausschreitungen in Leipzig hat der sächsische Fußball den nächsten schwerwiegenden Fall von Gewalt zu beklagen. Die Spieler von Dynamo Dresden wurden von Hooligans massiv bedroht. Auf dem Weg zum Training kam es zu den Verfehlungen der Dynamo-Anhänger. 50 maskierte Hooligans bedrohten und beschimpften die Spieler und schossen mehrfach mit Schreckschusspistolen in die Luft.
    Dresdens Stürmer Marco Vorbeck dachte daraufhin laut über einen Rückzug nach. "Man überlegt, ob man nicht besser aufhören sollte, hier zu spielen, weil es ja nicht Sinn der Sache ist, Angst um sein Leben zu haben", so der 25-Jährige, der mit den aufstiegsambitionierten Regionalligisten am Samstag beim 0:1 gegen Spitzenreiter Osnabrück einen Rückschlag im Kampf um einen der ersten beiden Plätze hinnehmen musste.
    "Das ist ein ungeheuerlicher Vorgang und wir werden entschieden dagegen vorgehen", erklärte Dynamo Dresdens Geschäftsführer Volkmar Köster gegenüber der "Sächsischen Zeitung". Am Montagmorgen traf sich der Vorstand des Regionalligisten auf der Geschäftsstelle zu einem Krisengespräch.


    Quelle: kicker.de

    W11 ist echt das Sammelbecken, der geballten Doofheit ~Zitat~
    ...und immer öfter überfüllt:-/

  • Zitat

    Original von Bayer04Ingo
    Ultra ist nicht gleich Ultra
    Italiens Fanszene dient zwar als Vorbild, unterscheidet sich aber deutlich von der in Deutschland ...
    www.berlinonline.de


    Interessanter Artikel. Vielleicht sollte man noch hinsichtlich der Ultra -Szene in Italia hinzufügen, dass deren "Infiltration" und zunehmende Einflussnahme auf die Vereinsführungen (teilw. bis hin zu Mit -Entscheidungen über Spieler Ein/Verkäufe) erst das verhängnisvolle Machtpotenzial einzelner Gruppierungen ermöglicht hat. Solche Figuren wie Paolo di Canio haben das Ganze dann noch schlimmer gemacht! :LEV16


    *PS : So was wie ne koordinierte (Fan) Infra-Struktur fehlt in den Vereinen, der desaströse Zustand vieler Stadien tut ein übriges.

  • Ich stells mal hier dazu.



    Hysterie in den Kurven


    Randale beim Training, Pöbeleien im Fanbus: Die Übergriffe von Fußballfans häufen sich. Die Ausfälle der Anhänger in Dortmund oder Dresden sind anmaßend, aber die Vereine leisten dem auch Vorschub. Sie spannen die Fans ein, wenn es ihnen in den Kram passt.


    In den vergangenen Tagen gab es zwei Ereignisse, die auf den ersten Blick im Gegensatz zueinander stehen. Zunächst bedrohten Fußballfans am vergangenen Wochenende in Mönchengladbach, Köln und Dresden die Spieler ihres Clubs am Trainingsplatz, Dortmunder Anhänger randalierten in einem Fanbus. Am Dienstag dieser Woche startete dann unter der Schirmherrschaft des HSV-Keepers Frank Rost und des Fernsehreporters Günther Koch ein Fonds für Fanrechte. Dieser soll Fußballanhänger juristisch und finanziell unterstützen, die etwa zu Unrecht Stadionverbote erhalten haben.


    Die Meldungen über Fußballfans als Täter und Opfer sind beide die Folge einer hysterisierten Situation in den Kurven und von vielfach ungeklärten Verhältnissen. So werden Fans, die heute meist nur freundliche Fußballtouristen sind, nicht selten immer noch wie Vieh zum Stadion transportiert und dort entsprechend behandelt. Dabei hat von wenigen Ausnahmen abgesehen im deutschen Profifußball das Zeitalter des weitgehend gewaltlosen Zuschauens längst begonnen. Natürlich gibt es jene Probleme, die es immer gibt, wo viele junge Männer zusammenkommen und Alkohol eine Rolle spielt. Doch Polizei und Ordnungskräfte scheinen mitunter noch die Geister der Vergangenheit zu bekämpfen.


    "Fußballfans sind keine Verbrecher" ist daher ein Sprechchor, der in deutschen Stadien ganz oft angestimmt wird. Doch manchmal stimmt er eben nicht, wenn Fans Rauchpulver zünden oder Bierbecher auf den Platz werfen, wenn sie auf dem Weg ins Stadion Busse und Bahnen demolieren oder nur ständig die Notbremsen ziehen. Nicht jedes Einschreiten der Ordnungskräfte ist daher ein Akt der Repression, für den Fans ihn halten. Selbst wenn man Fankurven als einen Ort sieht, an dem man sich verhalten kann wie anderswo nicht, gelten auch dort Regeln.


    Ein anderer populärer Slogan in den Kurven ist heute: "Gegen den modernen Fußball". Gemeint ist ein Fußball, der allein von wirtschaftlichen Interessen diktiert wird und Fußball als Teil einer Unterhaltungsindustrie versteht. Viele Fans sehen sich dazu in Opposition und als edle Schützer einer Idee des wahren Fußballs, in dem Leidenschaft die zentrale Rolle spielt und nicht das Geld. Dadurch stellen sich die besonders leidenschaftlichen Anhänger über die anderen, die weniger passioniert sind.


    Unausgegorene Verhältnisse


    Das ist ihnen unbenommen, nur ist daraus kein Mandat dafür abzuleiten, auf dem Trainingsplatz mal nach dem Rechten zu schauen. Der Soziologe Klaus Theweleit hat bereits vor einigen Jahren von einem "schrägen Witz" gesprochen, als Fußballfans begannen, Formen von politischem Protest auszuleihen. Etwa Sitzblockaden vor Mannschaftsbussen abzuhalten, um den Unmut über schlechte Leistungen zu artikulieren. Den Besuch auf dem Trainingsplatz muss man wohl als radikalisierte Form eines solchen Protestes sehen. Die Fans übernehmen dabei sogar eine Aufgabe des Vereins. Sie "machen den Spielern Beine", weil Trainer und Vorstand ihrer Meinung nach nicht dazu in der Lage sind.


    "Wir sind Borussia" stand auf dem Transparent, hinter dem sich die Gladbacher Fans am vergangenen Samstag bedrohlich versammelten. Doch genau das stimmt nicht, es ist eine Anmaßung. Sie mögen auch Borussia sein, aber sie sind es nicht alleine.


    Doch auch die Clubs wechseln ihr Verhalten so, wie sie es gerade brauchen. Im Zweifelsfall wird in den Momenten der Krise vor allem an die Treuesten der Treuen appelliert, oder man spannt sie auf eine Weise zur Stimmungsmache ein, wie es der 1. FC Köln neulich getan hat. In einem unübersichtlichen Vertragsstreit mit dem Stürmer Patrick Helmes, der beim Rivalen in Leverkusen unterschrieben hatte, wurde in einem offiziellen Treffen des Managements mit führenden Fanvertretern deren Meinung eingeholt. Sie bestand darin, dass Helmes bleiben soll. Welche Rolle haben die Fans im Verhältnis zwischen dem Arbeit gebenden Club und dem Arbeit nehmenden Spieler? Sollten Sie einfach Druck ausüben? Dass dann irgendwer auf die Idee kam, auch mal beim Training auf den Busch zu klopfen, verblüfft da schon nicht mehr.


    Wo die Verhältnisse so unausgegoren sind, wird es nicht zum letzten Mal geknallt haben. Und der Fonds für Fanrechte dürfte auch eifrig benutzt werden.


    [URL=http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,469506,00.html]http://www.spiegel.de[/URL]

    Alles Große in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit,
    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.



  • Wenn das so nur grob stimmen sollte, wo von man eigentlich ausgehen kann, ist es ein weiteres Beispiel dafür, wie schnell Ultras mit Vorurteilen belastet werden.


    Man kann nur hoffen, dass das in Deutschland gewisse Personen auch mitkriegen und sich demnächst weniger wahllos Stadionverbote oder "Stadt"Verbote erteilen.

  • 25. April 2007


    ERINNERUNGEN EINES EX-HOOLIGANS


    "Ich habe die Gewalt gebraucht"


    Toni Meyer verbrachte einen großen Teil seines Leben als brutaler Hooligan. Die Gewalt bei Fußballspielen wurden für den Anhänger des FC Bayern München zu einer Sucht. Schritt für Schritt boxte er sich in der Hierarchie der Fußball-Verbrecher hoch - und andere dabei zu Boden.


    Toni Meyer ist 15 Jahre alt, als es zum ersten Mal passiert. Er sitzt in einer Straßenbahn in Köln, stolz trägt er seinen rotweißen Schal und seine Kutte. Der schmächtige Teenager ist Fan des FC Bayern. Zum zweiten Mal begleitet er seine Mannschaft zu einem Auswärtsspiel. Er hat einige Geschichten gehört. Von den Großen, den erfahrenen Fans. Aber erlebt hat er selbst noch nicht viel. Einmal haben ihm zwei Stuttgarter die Mütze geklaut und den Schal, doch das war nicht der Rede wert.


    Die Straßenbahn in Köln ist gut gefüllt, plötzlich kommt sie zum Stehen. Die Türen öffnen sich. Einige Kölner stürzen hinein, vierzig, vielleicht sind es fünfzig. Sie prügeln auf die Bayern-Fans ein und versprühen Tränengas. Toni Meyer erleidet einen Schock. Bevor er wieder klar denken kann, sind die Kölner verschwunden. Er muss sich übergeben. Zwei, drei Minuten später ist er nur noch wütend und aggressiv. Was er noch nicht wissen kann: Er wird noch oft wütend und aggressiv sein. Sehr oft.


    Mehr als zweieinhalb Jahrzehnte sind seit diesem Tag vergangen. Toni Meyer, der seinen wahren Namen nicht in den Medien lesen möchte, ist Anfang vierzig. Er ist noch immer schlank und sportlich. Sein mittellanges Haar verbirgt er unter einer hellbraunen Schirmmütze. Sein Gewicht hält er seit Jahren, sagt er: 72 Kilo, verteilt auf 1,84 Meter. Toni Meyer sitzt in einem kleinen Wirtshaus im Zentrum von München. Er isst Salat und trinkt Orangensaft. Er arbeitet inzwischen für eine soziale Einrichtung, er soll verhindern, dass Jugendliche auf dumme Gedanken kommen. Ausgerechnet er, muss man hinzufügen. Toni Meyer, dieser umgängliche, aufgeweckte Typ, hat ein Viertel seines Lebens als Hooligan verbracht. "Ich habe die Gewalt gebraucht", sagt er. "Das war wie eine Sucht." In seiner Betonung liegt keine Bestürzung. Toni Meyer schildert seine Karriere als Schläger so entspannt wie einen Sommerurlaub. "Warum auch nicht?", fragt er. "Für mich war das normal." Irgendwann empfindet man die eigenen Süchte nicht mehr als böse Überraschung.


    Wie entwickelt man sich zu einem Hooligan? Toni Meyer kann das nicht auf Anhieb beantworten. Aber die gängigen Klischees darf man auf ihn nicht anwenden. Er ist in den siebziger Jahren als Einzelkind in einem gutbürgerlichen Umfeld aufgewachsen, in Berg am Laim, im Osten von München. Sein Vater hatte eine eigene Schreinerei, seine Mutter blieb zu Hause und versorgte die Familie. Toni Meyer lächelt, er weiß, welche Frage sich nun anschließt. Ob er von seinen Eltern geschlagen wurde? "Manchmal hat es von Mutter eine Watschn gegeben. Aber das war doch normal." Seine Kindheit war frei von Gewalt. So paradox es klingen mag, aber vielleicht war das sein Problem. Toni Meyer kam früh in die Sturm- und Drangphase, früher als seine Freunde. Die Schule fand er langweilig, er konnte nicht stillsitzen, entsprechend schlecht waren seine Zensuren. Auf die Zeltlager mit den Pfadfindern in Österreich hatte er schnell keine Lust mehr. In andere Vereine zog es ihn auch nicht. Er wollte sich nicht unterordnen und die Befehle eines Fremden ausführen, das war ihm zuwider. Er suchte größere Herausforderungen, er suchte den Kick. Das Kribbeln.


    Am Anfang verlief die Suche noch harmlos. Er schubste seine Mitschüler auf dem Schulhof. Sprang von allen möglichen Erhöhungen. Fuhr mit dem Moped ohne Führerschein über die Wiesen. Irgendwann merkte er, dass der Alltag ihm keine Spannung mehr bot. Er wählte eine fremde Bühne: den Fußball. Sein Vater hatte ihn vor Jahren ins Grünwalder Stadion mitgenommen, zu den Heimspielen von 1860 München.


    Aber das war nicht seine Welt. Toni Meyer wollte zum FC Bayern. Mit 13 stand er zum ersten Mal in der Südkurve des Olympiastadions, im Block der treuesten Fans. Anfangs ganz unten in der ersten Reihe, die Nasen ans Zaungitter gepresst. Voller Erfurcht schaute er auf die oberen Ränge zu den älteren Anhängern. Zu den Vorbildern. "Es war die erste Stufe auf der Leiter." Toni Meyer wusste damals nicht, was ihn erwartet. Doch er war sich sicher: Es konnte nichts Schlechtes sein.


    Brutale Schlägereien, einmalige Adrenalinstöße


    1981. Sein erstes Auswärtsspiel mit dem FC Bayern führt Toni Meyer mit zwei Freunden nach Frankfurt. Die 15-Jährigen hängen sich an eine größere Fangruppe, in der Masse fühlen sie sich stark. Sie durchqueren das Rotlichtviertel, sehen Prostituierte und Junkies. Die Münchner Reisegruppe ist ein bisschen verängstigt. Zwei Stunden später stehen sie im Waldstadion in der Gästekurve. Toni Meyer sieht kaum etwas vom Spiel, er wirkt verloren zwischen den schwitzenden Leibern. Ein Becher Bier landet in seinem Nacken, auf seiner Schulter drückt jemand eine Zigarette aus. Fußball kann grausam sein, denkt er sich. Oder schaurigschön. Toni Meyer lernt einige Leute kennen, die in der Szene etwas zu sagen haben. Er hört viele Geschichten. Von brutalen Schlägereien und einmaligen Adrenalinstößen. Seine Neugier wächst. In Frankfurt ist noch alles harmlos, niemand kommt zu Schaden. Doch der Fußball wird ihn nie wieder los lassen.


    Mit der Zeit hatte sich Toni Meyer Respekt erarbeitet, im Fanblock und an der Theke. Er war aufgestiegen in der Hierarchie der Südkurve. Der Rückhalt gab ihm ein Gefühl der Stärke. Danach hatte er sich gesehnt: Anerkennung in einer Gruppe. Ohne Korsett, ohne Vorschriften. Dieser Glaube an eine neue Freiheit hat ihn ein wenig übermütig werden lassen. Es war eine Zeit angebrochen, in der er seine ersten Erfahrungen als Fußballrowdy machte. Er prügelte sich mit gegnerischen Fans und beleidigte Polizisten. Die ersten Strafanzeigen flatterten ins Haus. Der Oberbegriff Hooligan schwappte aus England nach Deutschland. Toni Meyer brauchte eine Weile, um sich an diese Bezeichnung zu gewöhnen.


    [URL=http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,477759,00.html]spiegel.de[/URL]