Die Schönredner vom Werk

  • DAS BAYER ELEND


    Von THOMAS GASSMANN

    Leverkusen - Lange saß Michael Skibbe im Bayer-Restaurant „Calcio“ an seinem Tisch. Aufgeräumt war seine Laune nicht. Nachdenklich war der ehemalige Bundestrainer, sogar ein wenig traurig.
    Nach dem frustrierenden 1:1 gegen Abstiegskandidat Mainz 05 schallten erstmals „Skibbe-raus“-Rufe durch die Arena. Der 41-Jährige musste zugeben, dass diese Art des Unmuts „natürlich weh“ täte. Dann aber überraschte er die Zuhörer mit einer eigenwilligen Analyse. Das Spiel seiner Manschaft sei nicht schlecht gewesen, zischte er.


    Nein, Skibbe war sogar der Meinung, es war toll, was seine Jungs gegen die zuvor seit acht Spielen sieglosen Mainzer boten. Das hörte sich dann so an: „Ich habe ein tolles Offensivspiel meiner Mannschaft gesehen. Wir hatten zwölf Torchancen, die wir nicht verwertet haben und sind nur durch ein Abseitstor in Rückstand geraten.“


    Bei den Fans kamen diese Worte mal wieder nicht gut an. Sie werfen Skibbe bereits seit Wochen vor, er male die Situation rosarot und verteidige die miesen Leistungen seiner Spieler ständig. Trotz des verkorksten Saisonstarts mit zwölf Zählern aus zehn Spielen steht Skibbe ausserhalb jeder Diskussion. Dafür sagte gestern Sportdirektor Rudi Völler: „Michael macht gute Arbeit. Wir zweifeln in keiner Weise an seinen Fähigkeiten.“


    Völler spricht lediglich von einem Punkteproblem. Ansonsten habe die Mannschaft bis auf die peinliche Pleite beim VfB Stuttgart (0:3) meist gute Spiele abgeliefert. Hört sich ja schön an. Nur die Punkte fehlen noch. Sollen Mittwoch gegen Bochum geholt werden. Und wenn nicht? Dann ist der Zug nach Europa bald nicht mehr einzuholen.


    Quelle : Express