Skibbes Problem
Leisetreter, Beschwichtiger, Schönredner - Michael Skibbe muss sich einiges anhören in diesen Tagen. Auch "Skibbe-raus"-Rufe der Bayer-Fans. Und im Fan-Forum "werkself.de" kriegt er so richtig Lack. Michael Skibbe plagt das Problem eines jeden Trainers, der zu selten gewinnt: Er besitzt keine Argumente.
Liefern könnten ihm die seine Spieler, die aber weigern sich in unschöner Regelmäßigkeit und lassen vor dem Tor die Konsequenz vermissen, die sie bei der Produktion von Fehlern mitunter so vorbildlich präsentieren.
"Skibbe raus!" Und dann? Der Trainer ist nicht das Problem bei Bayer. Was für ein Typ er ist, wusste man, als man ihn holte. Der gleiche Typ war er, als er Trainer der zweitbesten Rückrundenmannschaft der vergangenen Spielzeit war. Er ist keiner, der protestiert, lamentiert und fordert. Auch nicht, wenn ein Berbatov verkauft wird. Dies geschah, und es kamen Kießling und Barbarez. Ein Talent und ein Routinier. Um den unterzubringen, baute Skibbe das System um. Das war mit fußballerischen Schmerzen verbunden, die Nachwehen spürt man heute noch. Kießling konnte bislang nicht zeigen, was er drauf hat. Verletzung und Formtief hinderten ihn daran. Nicht Skibbe.
Dass der Trainer ein paar Mal zu oft erwähnte, so richtig schlecht habe seine Mannschaft in dieser Saison eigentlich nur gegen den VfB Stuttgart gespielt (0:3), ist richtig. Denn so richtig gut hat sie vielleicht am ersten Spieltag gegen den unbedarften Neuling Aachen (3:0) gekickt - und seitdem nur noch temporär. So richtig erfolgreich allerdings noch gar nicht. Und das ist Skibbes Problem. Nicht seine Art, nicht sein Temperament - seine Mannschaft ist das Problem. Außer Torhüter Jörg Butt und Abwehrspieler Juan präsentierte sich kein Spieler konstant gut, fast jeder erlaubt sich Mittelmäßigkeit, Fehler oder Formkrisen.
"Wir wollen ins internationale Geschäft und haben immer noch die Möglichkeit, unter die ersten sechs, sieben, acht zu kommen, und das muss unser Anspruch sein", sagte Rudi Völler am Sonntag im DSF. Für einen, der aktuell ein paar Ränge tiefer hängt, klingt das ganz gut. Nur: Zur Teilnahme am internationalen Geschäft würde es automatisch nicht reichen. Intern sollte schon Platz fünf als Ziel ausgegeben werden.
Sollte Michael Skibbe die Mannschaft intern so loben, wie er es nach außen tut, dann hätte er tatsächlich ein Problem. Doch, dies versichert Völler glaubhaft, tue der Trainer nicht. Er sei durchaus in der Lage, einzufordern, was ein Trainer einzufordern habe.
In der vergangenen Spielzeit stand Bayer nach zehn Spieltagen mit exakt 12 Punkten nach einem 1:1 in der BayArena gegen den VfB Stuttgart ähnlich mies da wie heute. Am Ende stand Platz fünf.