VON UDO BONNEKOH
(RP) Die Leverkusener verkaufen das 1:1 gegen die Mainzer als Bagatellschaden und hoffen wieder mal auf ein besseres Resultat im nächsten Spiel. Voronin: „In Bochum müssen wir gewinnen.“
War da noch was? Die Leverkusener Lizenzfußballspieler gaben sich nach dem 1:1 gegen Mainz erneut ganz cool, ganz professionell. „Vier Punkte aus den letzten beiden Spielen, das ist ja nicht schlecht“, sagte Andrej Voronin und übte sich mal wieder wie viele seiner Kollegen und auch sein Chef in der von Optimismus bestimmten Vorausschau: „Am Mittwoch in Bochum, da müssen wir jetzt gewinnen.“ Sollten es nicht neun Zähler sein danach? Und wer nicht nach vorne blickte im Bayer-Team, der holte sich Erbauung und Zuversicht aus dem Rückspiegel wie Simon Rolfes. „In der vergangenen Rückrunde haben wir das ja auch hingekriegt. Es ist noch Zeit“, sagte der Ex-Aachener, der in seiner Argumentation allerdings auch Anschluss suchte an die allgemeine Beurteilung: „Wir müssten nur mal unsere hochprozentigen Chancen nutzen.“ Alles halb so schlimm also, ein Remis in der BayArena nach vorheriger Heimniederlage (gegen den HSV) nichts als ein Bagatellschaden.
Sergej Barbarez, dem der Ball meist gehorcht, entsprach Rolfes‘ Wünschen aufgeräumt zu aller Glück wenigstens in der Szene kurz vor der Pause, als er einen Spalt erblickte zwischen sich, nächstem Widersacher und Torpfosten. Ansonsten ließ sich Genauigkeit im Leverkusener Spiel nur noch selten feststellen – beim Doppelpass von Barbarez und Marko Babic etwa mit folgender Chance für Tranquillo Barnetta oder in ähnlicher Situation, als Barbarez und vor allem Voronin das Ziel verfehlten.
Darüber hinaus produzierten die Leverkusener im günstigen Fall neben Leerlauf wieder mal sehr viel heiße Luft, weil sich schon der Aufbau nicht pfiffig vollzog. Karim Haggui steht seit Wochen als rechter Außenmann jenseits aller vertretbaren Linie, Ahmed Madouni, ein aufrechter Kerl, ist nicht der, der ein Spiel eröffnen kann, um so seltener, je weniger Mitmenschen sich auf dem Platz zum Mitmachen anbieten. Haggui wurde von Trainer Skibbe noch vor der Pause durch Auswechslung geschützt, Paul Freier versuchte Munterkeit zu verbreiten, dafür musste Bernd Schneider nach hinten rechts ausweichen und entsprechend zurückstecken in seinem Einfluss aufs Team. Für Barbarez, der bei aller Einschränkung seines überschaubaren Arbeitskreises noch manch Gescheites produzierte über seinen Treffer hinaus, hatte Skibbe beizeiten keinen Platz mehr. „Ich wollte in Stefan Kießling einen frischen Mann bringen, und der hat ja das Tempospiel auch aufgenommen“, sagte der Coach zur Erklärung des Wechsels. Und am Ende stand Kießling auf dem Parkplatz, gab Kindern Autogramme am Zaun und hörte sich zwei, drei kritische Stimmen an, die den langen, verkrampften Blonden schmerzten.