Protestaktion untersagt!
Leverkusen – Der Vorgang ist einmalig in der Bundesliga. Und wirft Fragen auf. Dürfen Fans bei Bayer nicht ihre freie Meinung entfalten? Werden die Anhänger des Bundesligisten von den Bossen zensiert?
Die Anhänger wollten während der Partie gegen Mainz (1:1) gegen den Arbeitsplatzabbau der Firma BIS (Bayer-Industrie-Services) protestieren. Mit einer Solidaritätsbekundung wollten sie ihr Mitgefühl für die 600 Menschen ausdrücken, die ihren Arbeitsplatz verlieren.
Die geplante Aktion landete auf dem Schreibtisch von Klub-Boss Wolfgang Holzhäuser, der in einem Brief die Fans aufforderte, den Plan zu verwerfen. Wörtlich schrieb er:
„Liebe Fans,
es ist schlimm und mehr als bedauerlich, dass bei BIS 600 Arbeitsplätze wegfallen sollen… Ich bitte aber um Verständnis, dass wir Protestaktionen jeder Art im Stadion bei unseren Spielen nicht zustimmen können …"
Die BayArena sei keine Plattform für Proteste, argumentierte der Funktionär, der Fußball solle im Vordergrund stehen. Politische Proteste hätten keinen Platz.
Natürlich kommt der Verdacht auf, dass die Fußball-Abteilung Protestaktionen gegen die Konzernmutter und den Geldgeber Bayer nicht duldet. Vielmehr sollen Fans die Mannschaft unterstützen und ansonsten ihren Mund halten. „Hier werden erwachsene Menschen entmündigt“, kritisiert Nikolaus Roth vom Betriebsrat der Bayer AG das Vorgehen des Klubs.
Die Fans ließen sich aber nicht einschüchtern, entrollten mutig ihr Transparent. Selbst die Ordner, die den Auftrag erhielten, die Aktion sofort zu unterbinden, zeigten Courage. Den Anhängern teilten sie mit, dass sie das Plakat nun einziehen müssten, sonst verlören sie ihren Job. „Wir machen das aber ganz langsam.“
Express 07.11.2006