VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 07.11.06, 20:43h
Leverkusens Trainer Michael Skibbe plagt Personalnot in der Abwehr.
Leverkusen - Die Sorgen sind für Michael Skibbe nicht kleiner geworden seit Samstag. Aber der Trainer von Bayer 04 Leverkusen ist ja ein Meister der Selbstkontrolle und referiert seine Personalprobleme gewohnt sachlich. Fünf Defensivkräfte fehlen, sofern man den „ewigen Patienten“ Roque Junior mitzählt. Ohne Ramelow, Castro, Juan und Alexander Meyer muss Skibbe heute Abend beim VfL Bochum auskommen. Das bringt Nationalspieler Bernd Schneider einmal mehr die Rolle des rechten Verteidigers ein, und Karim Haggui bringt es noch viel mehr: neben dem Platz in der Startelf eine Aufbaurede seines Trainers. Denn der Tunesier hatte am Samstag beim 1:1 gegen Mainz 05 einen furchtbaren Tag, und beim Pokalspiel in Duisburg war es noch schlimmer. „Er ist ein junger Spieler mit großem Potenzial. Ich bin sicher, er wird die Sache gut und ordentlich lösen“, sagt Skibbe.
Seine marokkanisch-tunesische Innenverteidigung mit Ahmed Madouni und Haggui gilt im Spielaufbau nicht gerade als Hort der Fußball-Kultur. Aber darauf komme es auswärts nicht so sehr an, meint Skibbe: „Bochum wird zu Hause eher auf Sieg spielen. Das ist für uns die Gelegenheit zu kontern, ähnlich wie in Mönchengladbach.“ Wo Leverkusen vor zehn Tagen 2:0 gewann. Immerhin gibt es Hoffnung bei Bayer 04, dass Juan am Samstag gegen den FC Bayern wieder mitwirken kann. In Bochum ist das ausgeschlossen. An Juans Kopf ist „ein ordentliches Stück aufgeplatzt“, wie Skibbe berichtet.
Durch Schneiders Versetzung in die Abwehr wird voraussichtlich Paul Freier in die Startelf rotieren. Der 27-Jährige hat erstens am Samstag gute Szenen gehabt und zweitens von 1999 bis 2004 beim VfL Bochum gespielt. Leverkusen will heute Abend einmal mehr versuchen, den Abwärtstrend zu stoppen. „Es bedarf eines Punktes, um nicht unten reinzurutschen. Aber wir wollen ja weiter nach vorn. Wir müssen und dürfen nach unten und nach oben schauen“, sagt der Trainer. „In Bochum müssen wir gewinnen“, fordert Stürmer Andrej Woronin.
Die Gastgeber stehen punktemäßig mit acht Zählern noch schlechter da als Leverkusen (12). Aber Skibbes Kollege Marcel Koller (45) hat sich mit dem 2:0 in Hannover am vergangenen Freitag etwas Luft verschafft. Falls das überhaupt nötig war. Denn VfL-Präsident Werner Altegoer ist in seinem Bekenntnis zum Schweizer genauso konsequent, wie die Leverkusener Verantwortlichen ihren Skibbe loben. Da gibt es durchaus eine Parallele bei den beiden Vereinen. Auch Bochums Trainer musste sich von den Tribünen schon „Koller raus“-Rufe anhören, genauso wie es in der BayArena vereinzeltes „Skibbe-raus“-Geschrei gab. Das perlt aber am Klub ab wie Regen an einer gut imprägnierten Jacke - eine Jacke, die im Leverkusener Fall von Sportdirektor Rudi Völler über Skibbes Schultern gehalten wird. Man kann sich zurzeit auch nicht vorstellen, dass sich daran etwas ändern könnte - nicht einmal, wenn Leverkusen heute und am Samstag gegen Bayern München verlieren würde.
Aufstellungen,
VfL Bochum: Bade - Pallas, Drsek, Butscher, Bönig - Schröder, Maltritz, Dabrowski, Grote - Fabio Junior, Gekas. -
Bayer 04 Leverkusen: Butt - Schneider, Haggui, Madouni, Babic - Schwegler, Rolfes - Freier, Barbarez, Barnetta - Woronin. -
Schiedsrichter: Wagner (Hofheim).
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