Die Zeit drängt. Bis zur Partie gegen seinen Ex-Klub 1. FC Nürnberg am 18. November hat sich Stefan Kießling (22) drei Tore für seinen neuen Arbeitgeber vorgenommen. Doch seit der Stürmer im Sommer zu Bayer Leverkusen gewechselt ist, scheint nichts mehr zu klappen. Der Mann, der noch im Frühjahr als Kandidat für die Nationalelf galt, ist nicht mal im eigenen Verein mehr Stammspieler.
"Im Moment ist er etwas verunsichert und hinkt etwas hinterher", sagt Bayer-Sportchef Rudi Völler. Durch die lange Erfolglosigkeit hat er seine Unbekümmertheit verloren, nachdem er noch im Sommer mit großem Elan an den Rhein gewechselt war. Schon zwei Wochen vor dem offiziellen Trainingsbeginn trat er an, wollte sich schnell eine Wohnung im Rheinland suchen und dann mit vollem Elan die Herausforderung bei Bayer Leverkusen annehmen. Doch nach dem ersten großen Schritt der Karriere kam auch gleich der erste Karriere-Knick. Zunächst setzte ihn eine schwere Leistenverletzung vier Wochen außer Gefecht, anschließend scheiterte die U 21-Nationalmannschaft mit Kießling als Kapitän in der Europameisterschafts-Qualifikation. Damit war auch gleichzeitig der Traum von der Olympiateilnahme 2008 in Peking geplatzt. "Das war alles ein bisschen viel. Dann hatte ich einen Tiefpunkt, den ich so noch nicht gehabt habe", gibt Kießling selbstkritisch zu.
Sportchef Rudi Völler glaubt, dass sich der mit knapp 6 Millionen Euro teuerste Bayer-Einkauf seit Franca (8,5 Millionen Euro) zu sehr unter Druck gesetzt hat - auch wegen der hohen Ablösesumme. Völler hat Kießling nun in einem Gespräch versichert, dass der Fehler machen darf und der Verein auf ihn setzt. "Stefan soll sich nicht verrückt machen", sagt Völler. "Er ist ein riesengroßes Talent und wird uns auch noch eine Menge Spaß bereiten."
Nach den ermutigenden Gesprächen in den vergangenen Tagen wirkt Kießling nun zumindest ein bisschen optimistischer. "Ich habe mit Völler, meinem Trainer Michael Skibbe und auch mit meiner Mutter länger gesprochen", sagt der Stürmer. Das half offenbar. "Mir ist klar geworden, dass ich mir nicht so einen Kopf machen darf. Das mit dem ersten Tor wird schon bald klappen." Heute Abend gegen Bochum wäre ein passender Anlass. Sonst müsste er Samstag gegen den FC Bayern dreimal treffen.