Die Nebelkerzen des Managers
Köln - Wenigstens hatte Kölns Manager Michael Meier nach der 1:3 Niederlage des FC gegen den SC Freiburg nicht seinen Humor verloren.
"Wir haben ein Tor mehr geschossen als letztes Jahr", fasste er die positiven Aspekte des für sein Team ernüchternden Abends zusammen.
Auch damals hatte der Ball dreimal im Kölner Netz gezappelt, wie beim Hinspiel in Freiburg war der FC auch zu Hause gegen die Breisgauer ohne Tor geblieben.
Dieses Mal starteten die "Geißböcke" nach vier Spielen ohne Niederlage selbstbewusst und gingen durch ein sehenswertes Kopfballtor von Matthias Scherz nach wenigen Minuten in Führung.
Meier zieht seinen Hut
Anstatt weiter mutig nach vorne zu spielen, orientierte sich die Elf von Christoph Daum danach jedoch zu weit nach hinten und so dominierte der SC Freiburg die Partie bis zur Pause nach Belieben.
Dies gab auch Meier unumwunden zu: "Die Freiburger waren ballsicher und unglaublich schnell. Hut ab, die haben richtig guten Fußball gespielt."
Wie ein echtes Spitzenteam
Dabei vergaßen die Gäste nur das Toreschießen, schon lange vor dem Traumtor des erst 18-jährigen Eke Uzoma hätten die Badener eine ihrer hochkarätigen Chancen verwerten müssen.
In jedem Fall belegte die Mannschaft über 90 Minuten, warum Christoph Daum den Gegner hinterher zur "spielstärksten Elf der zweiten Liga" erklärte.
In der Abwehr mit wenigen Ausnahmen sicher, im Mittelfeld jederzeit überlegen und im Sturm sehr beweglich - die Süddeutschen präsentierten sich als echte Spitzenmannschaft.
Günes' vernichtendes Urteil
"Wir brauchen viele Chancen um zu treffen, aber es ist in erster Linie positiv, dass wir uns eine solch große Anzahl erarbeiten", sagte Freiburgs Mittelfeldmotor Ali Günes zufrieden.
Und fällte der Türke ein vernichtendes Urteil über den großen Zweitliga-Favoriten Köln ab: "Wir hätten es uns hier nicht so einfach vorgestellt. Unser Sieg hätte höher ausfallen können."
Freiräume ausgenutzt
Etwas zurückhaltender gab sich Robin Dutt. "Das werden wir genießen, es ist aber nur eine Momentaufnahme", meinte Freiburgs Coach.
Dennoch lobte er sein Team, vor allem für die Art und Weise, wie es zu Beginn und Ende der zweiten Hälfte den Gastgeber bei den weiteren Gegentreffern durch Jäger und Matmour auskonterte:
"Nach dem Ausgleich mussten die Kölner offensiver werden und haben uns Räume gegeben, die haben wir sehr gut genutzt."
Nur der Ersatzkeeper wird gefeiert
Daums Mannen hatten wenig entgegenzusetzen, nach 66 Minuten hatte Ligatopscorer Novakovic zudem Pech, als er nur den Innenpfosten traf.
Seine Unterlegenheit erkannte der "Aufstiegsfavorit Nummer eins" (Dutt) neidlos an. "Freiburg war die klar bessere Mannschaft und hat verdient gewonnen", sagte Meier.
Bezeichnend war, welcher Spieler von den Fans nach Spielschluss gefeiert wurde: Thomas Kessler, der den verletzten Stammkeeper Faryd Mondragon fehlerlos vertrat.
Überraschende Erkenntnisse
Zwar waren die Gastgeber faire Verlierer, die - anders als bei der Niederlage gegen Aachen - auch nicht die Schuld beim Schiedsrichterassistenten suchten, obwohl dieser beim Stand von 1:2 ein reguläres Kölner Tor wegen Abseits nicht gegeben hatte. Die Fehleranalyse blieb aber wieder einmal aus.
Stattdessen überraschten einige Aussagen der Kölner Führung. Die nach der Pause gekommenen Broich, Chihi und André, die keine Impulse geben konnten, diskreditierte Daum als "angeblich offensivstärkere Spieler".
Meier überraschte mit der Erkenntnis: "Ein Spitzenspiel zu gewinnen ist nicht so wichtig. Meister wird, wer gegen Jena, St. Pauli und Koblenz siegt."
Diesbezüglich habe man sich bisher keine Blöße gegeben. Nach dem in dieser Saison Gezeigten dürften die Fans am Ende aber schon über Platz drei heilfroh sein.
Sechs Punkte sind nun Pflicht
Fakt ist nämlich, dass der FC aus vier Heimspielen ganze vier Punkte holte und in seinen bisher acht Pflichtspielen meist enttäuschte.
Nun kommen drei schwere Gegner, die alle vor dem Tabellenachten Köln stehen.
Nach seinen Nebelkerzen zeigte Meier dann doch noch Realitätssinn, als er vorgab: "In Wehen und gegen Offenbach müssen wir nun sechs Punkte holen."
Dann nehmen die schnell euphorischen Fans sicher auch ein Thema wieder auf, dass sie nach zehn Minuten gegen Freiburg besangen: Den Europapokal.
Aus Köln berichtet Torsten Ehlert