Vor die Tür gesetzt
1. FC Köln feuert Daums Sohn
Von THOMAS GASSMANN, ALEXANDER HAUBRICHS und MARKUS KRÜCKEN
Köln - Jetzt ist der FC völlig daumlos!
Vor drei Wochen erlag Christoph Daum der millionenschweren Offerte von Fenerbahce Istanbul. Schwups, da war er weg. Jetzt der Konter. Der FC setzt Daums Sohn vor die Tür!
Marcel arbeitete auf 400-€-Basis für das Kölner Scouting-Labor SportsLab. Der 23-Jährige wertete für den Bundesligisten neben Partien aus allen europäischen Ligen auch die Profile interessanter Spieler aus. Den Job ist er los.
Geschäftsführer Claus Horstmann habe Boris Notzon, Leiter von SportsLab, damit beauftragt, Daum-Junior die Kündigung zu übermitteln. „Marcel hat die Entscheidung des Klubs verstanden“, bestätigte Notzon, „er hat sehr gefasst reagiert.“ Am Geißbockheim befürchtete man offensichtlich, dass der „kleine Daum“ seinem Vater, der das Scouting-Labor vorantrieb, vertrauliche Informationen weiterreichen könnte.
FC-Manager Michael Meier erklärt gegenüber EXPRESS den Umgang mit der heiklen Personalie: „Man sollte schon Verständnis haben, wenn es um einen sensiblen Bereich geht. Das Sportslab soll uns ja einen Vorsprung geben vor anderen Vereinen, da könnte es kontraproduktiv sein, wenn Angehörige eines anderen Klub-Trainers dort arbeiten.“
Daum, der mit seiner Ehefrau Angelica zurzeit auf Mallorca Urlaub macht, soll getobt haben, als ihm die Nachricht überbracht wurde, und sofort zum Hörer gegriffen haben, um bei Meier zu intervenieren.
Davon will Meier nichts wissen: „Über Reaktionen von Christoph Daum weiß ich nichts. Wir haben uns absolut sauber verhalten, nehmen da niemanden in Sippenhaft.“ Dem FC geht es um eine saubere Trennung in allen Bereichen.
Am Sonntag reagierte Marcel Daum auf EXPRESS-Anfrage völlig konsterniert: „Ich kann das nicht nachvollziehen. Die Zusammenarbeit hat mir immer großen Spaß gemacht, und dafür bedanke ich mich. Auf der anderen Seite finde ich es schade, dass jetzt auf meinem Rücken Politik gemacht wird. Ich habe das Gefühl, dass gewisse Leute den Namen Daum beim FC ausradieren wollen.“
Aber Vater Daum schlägt zurück: Der Coach hat SportsLab ein Angebot unterbreitet. Das Labor soll für Fenerbahce Istanbul arbeiten. Notzon soll die Offerte vorerst abgelehnt haben. Sein Vertrag mit dem FC läuft noch bis 2010. Meier: „Fakt ist, dass Notzon einen Vertrag bei uns hat.“ In dieser Woche gibt es Gespräche zwischen Notzon und den Geschäftsführern Claus Horstmann und Meier. Die Zukunft von SportsLab scheint trotz allem offen.
[21.06.2009]