Irrwege des Fußballs - Wie der Fußball zerfällt

  • Zwar nicht zu Leipzig aber ein interessanter Artikel zu Salzburg.
    Habe den Threadtitel mal etwas angeglichen.



    TEIL I


    Von "Austria Salzburg" zu "Red Bull Salzburg"
    Wie der Fußball zerfällt


    In Salzburg sieht man heute schon, was aus unserem Lieblingssport mal werden wird. Traditionsclubs werden von Konzernen übernommen – und die Wirkung modernen Marketings scheint selbst in der Spielerbesetzung sichtbar zu werden.

    Plötzlich sind überall Japaner. Sie stehen auf dem Parkplatz und am Eingang zum Spielertrakt. Dutzende Japaner vor dem Stadion von Red Bull Salzburg erzeugen das für wartende Japaner typische Geräusch surrender Kleinkameras. Dutzende Japaner haben Dutzende Plastiktüten dabei, darin sind Mozartbüsten aus Gips, die sie vorhin in den Souvenirgeschäften der Stadt gekauft haben. Japanische Touristen kaufen alles. Jetzt warten sie auf Tsuneyasu Miyamoto, der seit ein paar Tagen hier spielt, hier in Salzburg.


    Dem Nationalspieler Miyamoto brach während der WM 2002 das Nasenbein, und er musste mit einer schwarzen Gesichtsmaske weiterspielen. Seitdem gibt es in Japan Comichefte, in denen er vorkommt, der Maskenmann, das Idol. Sie haben ihm in Salzburg die Nummer 17 gegeben, und im Fanshop haben sie an diesem Tag schon ein paar Trikots verkauft. An die Japaner. Es ist ein kalter Tag, die Japaner schnattern und atmen Wölkchen.


    Dann kommt endlich Miyamoto, sein Haar feucht von der Dusche nach dem Training. Zwei japanische Fernsehteams sind da, die Kameraleute stürzen auf ihn zu, er muss sich sein neues Trikot vor die Brust halten, ein fleischiger Japaner fällt über ein Kamerakabel, ein anderer drängt sich mit Mozartbüste und dickem Filzstift nach vorn, nah an den Fußballer. Sie reden kurz. Dann unterschreibt Tsuneyasu Miyamoto auf dem Sockel von Wolfgang Amadeus Mozart.


    Was Miyamoto trinkt, trinkt Japan


    Es ist der Moment, in dem die Wirkung modernen Marketings sichtbar wird. Vor zwei Jahren hat der Unternehmer Dietrich Mateschitz - Verkäufer von jährlich drei Milliarden Dosen Red Bull - den stolzen, aber heruntergewirtschafteten Verein Austria Salzburg übernommen. Seitdem heißt er Red Bull Salzburg. Seitdem hat Mateschitz eine Menge berühmter Fußballer hergelockt, ein paar von ihnen schon nahe am Verfallsdatum, aber bitte: Der Japaner lockt die Japaner.


    Die Bilder von Miyamoto mit den roten Bullen auf dem Trikot werden in Japan zu sehen sein, die Fernsehteams werden zu den Spielen kommen, der Tourist wird seine signierte Büste mit nach Hause bringen, sie wird beweisen, wen er in Salzburg getroffen hat: Mozart und Miyamoto. Man wird in Japan sagen: Wer für Red Bull spielt, der wird Red Bull auch trinken. Und was Miyamoto trinkt, trinkt Japan.


    Lothar Matthäus trinkt auch Red Bull, sagt er. An diesem Tag nach dem Vormittagstraining, im Restaurant hinter der VIP-Tribüne, bevorzugt er zwar Wasser, aber er sagt, Red Bull schmeckt hervorragend. Lothar Matthäus weiß, was er seinem Arbeitgeber schuldet, das immerhin ist ihm klar, auch wenn er sonst, als Trainer, noch auf der Suche ist.


    Er hat Partizan Belgrad trainiert, die ungarische Nationalmannschaft, ein Team in Brasilien, dann ist er nach Salzburg gekommen. Er wohnt auch da. "Der serbischen Sprache war ich nicht mächtig, der ungarischen nicht, auch in Brasilien brauchte man eine dritte Person für die Kontaktaufnahme zu den Spielern. Da ist die Arbeit in Salzburg ein bisschen wie nach Hause kommen."


    Wie Pavarotti in Bad Salzschlirf


    Matthäus war mal einer der besten Fußballer der Welt, der WM-Sieg 1990 war seiner. In der deutschen FußballAhnengalerie liegen nicht viele Spieler zwischen Beckenbauer und ihm. Ihn jetzt in Salzburg zu sehen, als Trainer von Red Bull, das wirkt irgendwie so, als sänge Pavarotti in Bad Salzschlirf.


    Aber er ist ein Marketingtalent, und ob er sich die Dinge schönredet oder tatsächlich an das glaubt, was er sagt, kann man nicht heraushören, wenn er spricht. Lothar Matthäus spricht noch immer viel, und seine Worte untermalt er inzwischen mit absichtsvoll gesetzten Handbewegungen, wie ein Moderator oder Schlagersänger.


    "Mozart", sagt er, "Mozart ist natürlich mit Salzburg in einer ganz engen Verbindung, Salzburg ist ja für Mozart mehr bekannt als für irgendetwas anderes, aber was die Musik angeht, ist das nicht meine Richtung." Bei seinem Tisch stehen jetzt Japaner. Matthäus sieht die Japaner. Er sagt: "Wir haben Miyamoto nach Salzburg geholt, den japanischen Völler, und natürlich ist das Medieninteresse im Land der aufgehenden Sonne deshalb sehr groß."


    Es gibt nicht mehr viele Menschen, die vom Land der aufgehenden Sonne sprechen, wenn sie Japan meinen. Matthäus sagt: "Es ist ja gemunkelt worden, dass wir ihn verpflichtet haben, damit sich Red Bull in Japan besser verkauft. Aber er ist natürlich da, weil er eine Verstärkung für die Mannschaft ist."


    Inventoren, Oligarchen und Geldmenschen


    Matthäus lässt seinen Blick schweifen in das Vereinsheim. Kein Vereinsheim mit verstaubten, verrauchten Wimpeln an der Wand, sondern ein Restaurant. Es heißt "Bull" s Corner". In Glasvitrinen: gewienerte Bälle und Modelle von Rennwagen - Red Bull leistet sich zwei Rennställe in der Formel 1. Über der Theke eine Riesenleinwand, Fußball aus der Premiere League. Nichts in diesem Restaurant ist violett.


    Matthäus hat gehört, dass das mit dem fehlenden Violett ein Problem ist. Aber es ist nicht seins. Er ist Tabellenführer mit Red Bull. Er sagt: "Natürlich ist das den eingefleischten Fans, die die Farbe ihres alten Vereins auf dem Herz tragen, ein Dorn im Auge." Er lächelt wie ein Moderator. Es berührt ihn nicht.


    Vielleicht ist es so, dass der Fußball gerade zerfällt, in zwei Teile. Da sind die Investoren, Oligarchen und Geldmenschen, sie wollen wahrgenommen werden wie Roman Abramowitsch, der sich den FC Chelsea als Spielzeug hält und dadurch selbst zu einer Figur des Showgeschäfts geworden ist. Sie wollen verdienen am Fußball, wie Wiktor Wexelberg, auch ein Oligarch, dessen Unternehmen die Vermarktungsrechte an der argentinischen Nationalmannschaft hält, Freundschaftsspiele vereinbart und die Fernsehrechte verkauft.


    Freundschaftsspiele soll Argentinien überall auf der Welt austragen, wo es sich rechnet - aber eher nicht mehr in Argentinien. Die Fans dort haben rebelliert, wie die Fans in Manchester, als ein amerikanischer Milliardär die Mehrheit von Manchester United übernahm. Wie die Fans des FC Wimbledon, der einfach in eine andere Stadt verlegt wurde, wo ein Shopping-Paradies aufgebaut worden ist - ein Fußballverein als Lockmittel, um Kundschaft zu ködern.


    Neue Farbenlehre im Fußball


    Die Fans des FC Wimbledon gründeten einen neuen Verein, den AFC, mit dem fingen sie ganz unten wieder an, und ganz unten bedeutet in dieser Ecke Englands: die Seagrave Haulage Premier Division. Auch die


    Fans in Manchester haben einen neuen Verein gegründet, in dem die Werte des alten Fußballs überwintern sollen. Sogar jene Fans, die im vergangenen Jahr pöbelnd eine Mitgliederversammlung des Hamburger SV platzen ließen, sind in gewissem Sinn Teil einer Bewegung, deren Mitglieder sich als Seelenretter verstehen. Oder als Gewerkschafter in einer Szene, die Fußballvereine immer mehr zu Konzernen werden lässt, zu Spekulationsobjekten von Investoren.


    Auch die Fans von Austria Salzburg haben einen neuen Verein gegründet, er heißt SV Austria Salzburg. Violett ist seine Farbe. Violett ist auch ein Symbol. In seinem Büro sitzt Moritz Grobovschek, 32, Fan der alten Austria, Vorsitzender der neuen. Das Gespräch beginnt mit Farbenlehre. Ein Verein wie Austria Salzburg ist ja nicht einfach violett auf die Welt gekommen, violett und weiß, weil der Gründer irgendwas mit der lila Kuh zu tun gehabt hätte.


    Die gab es damals noch nicht, 1933, als die Salzburger Vereine Hertha und Rapid zur Austria zusammengeschlossen wurden, kurz vor dem Österreichischen Bürgerkrieg. Violett war die Farbe der Einheit. Violett war ein Statement. Violett war nicht: Marketing. Moritz Grobovschek sagt: "Der Name hat sich später öfter geändert, aber violett ist der Verein immer geblieben. Die Farben sind es, an denen wir uns festhalten konnten."


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    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.

  • TEIL II


    Schlachtruf: Austria


    Austria Salzburg hatte verschiedene Sponsoren über die Jahre, und weil sie in Österreich nicht zimperlich sind, wenn der Geldgeber auch im Namen aufleuchten will, hieß der Verein Sparkasse Austria, Casino Austria, Casino Salzburg, Wüstenrot Salzburg und zwischendurch SV Gerngross A. Salzburg. Gerngross war, auch wenn man den Namen als Umschreibung für die Ambitionen des Vereins verstehen könnte, eine Kaufhauskette.


    Es ging rauf und runter mit der Austria, erste Liga, zweite Liga, immer den Rivalen Rapid Wien im Blick, aber kaum gut genug, ihm trotzen zu können. Bis die Neunziger kamen: drei Meisterschaften, Uefacup-Finale knapp verloren gegen Inter. Zuletzt war es wieder bergab gegangen, sie spielten schlecht, verschuldeten sich. Aber sie waren violett. Und die Fans sangen über all die verschiedenen Namen hinweg ihren dreisilbigen Schlachtruf: AUSTRIA! Sie sangen ihn 72 Jahre.


    Für einen Fan wie Moritz Grobovschek ist Fußball nicht nur Gewinnen. Auch Verlieren. Angst haben. Die zweite Liga im Rücken spüren. Fan eines Fußballvereins sein bedeutet, sich persönlich geehrt fühlen, wenn der oder der Fußballer sich bereiterklärt, für den eigenen Verein zu spielen. Es ist dann so, als hätte eine schöne Frau in ein Treffen eingewilligt.


    Fan sein bedeutet, das grausige Gekicke der eigenen Mannschaft zu verfluchen, aber dann, in der Sommerpause, schlechte Laune zu haben, weil grad kein Fußball gespielt wird. Fan sein bedeutet, der Mannschaft überallhin zu folgen, wenigstens in Gedanken, notfalls in die dritte Liga, aber auch zum Europapokal nach Limassol. Fan sein bedeutet, eine Heimat zu haben; die Gewissheit: Auch wenn ich im Krankenhaus bin oder sogar im Gefängnis, meine Mannschaft wird spielen.


    Fan sein


    Fan sein heißt, eine Ahnung davon haben, dass es immer weitergeht. Und wenn die nächste Saison anfängt, kommt der Fan zum Stadion, riecht das noch nicht plattgetretene Gras, riecht das Bier, raucht eine Zigarette, trägt das neue Trikot, hört die Spieler kommen, die Schritte der Stollenschuhe im Kabinengang. Dann geht es wieder los.


    Als Red Bull den Laden 2005 übernahm, erzählt Moritz Grobovschek, waren nicht alle Fans dagegen. Mateschitz" Leute versprachen einen Aufschwung. Siege, Meisterschaft, Teilnahme an der Champions League. Natürlich ist die Champions League für jeden Fan etwas Schönes, und auch mit dem Namen Red Bull hätten einige zur Not leben können. Wer schon mal Gerngross genannt wurde und gegen Gegner antritt, die "SV Josko Fenster Ried" heißen, ist so schnell nicht aus der Fassung zu bringen.


    Aber etwas zerbrach, als es um die Farben ging. Grobovschek war bei den Verhandlungen dabei, als Vertreter der Initiative Violett-Weiß. Die Fans wollten violette Trikots, jedenfalls einen deutlich sichtbaren Anteil Violett in den Hemden. Aber die Männer von Red Bull - sie sind nicht nur Sponsoren, sondern mächtige Eigentümer - wollten ihre Firmenfarben, Rot-Weiß bei Heimspielen, auswärts Blau.


    "Das letzte Angebot von ihnen war: ein violettes Kapitänsschleiferl, violette Torwartstutzen und möglicherweise auch das adidas-Logo auf dem Trikot violett." Die Fans, diese Fans, begriffen das Angebot so, wie es gemeint war. Red Bull war nicht länger ihr Verein. Es war vorbei. Etwas ging nicht weiter.


    Es geht um Werte


    Red Bull spielt am Stadtrand in Wals-Siezenheim, in einem Stadion, das auch bei der EM im kommenden Jahr genutzt wird. Man kann sich während des Spiels per SMS eine Dose Red Bull an seinen Platz bestellen. Bei jedem Heimspiel wird eine Schönheitskönigin gewählt, die Red Bullerina. Manchmal dröhnt Rindergebrüll aus den Lautsprechern. Auch treten Stimmungsmacher auf; es fühlt sich eher nach Touristensause an als nach Fußball.


    Grobovschek sagt: "Klassische Fußballstimmung wie in den alten englischen Stadien gibt es auch anderswo nicht mehr, aber es muss nicht sein, dass man in ein Stadion reinkommt, und es ist eine Lichterorgel angeschaltet, dass man denkt, man ist in einer Diskothek."


    Es gibt also jetzt zwei Austria Salzburgs in Salzburg. Es geht nicht nur um Farben, es geht um Werte, um eine Haltung. Die Geschichte spielt in Salzburg, aber sie könnte überall spielen, wo der moderne Kommerzfußball den alten Gefühlsfußball frisst. Der Mateschitz-Verein führt die Tabelle der ersten Liga mit zehn Punkten Vorsprung an, Grobovscheks alte neue Austria spielt in der 7. Liga, sehr erfolgreich.


    Sie haben alte Austria-Spieler in den Verein geholt, als Trainer, Betreuer, und Grobovschek sagt, 1000 Zuschauer sind immer da, bei Spitzenspielen 2000. Vielleicht können sie mit ihrer Austria irgendwann in der zweiten Liga spielen, das ist das Ziel, aber wichtiger ist, dass die alte Austria, des Fußballs Kern, am Leben ist. Manchmal lebt sie sogar da, wo die Roten Bullen hausen.


    Museum mit Lebendobjekten


    Als Red Bull gegen Rapid Wien spielte, den alten Rivalen, spannten die Wiener Transparente, auf denen stand: "Farbenklau, Traditionsverkauf - wo hört dieser Schwachsinn auf?" Die Zuschauer vom Gegner Mattersburg hatten "Stopp dem Rinderwahn" auf Laken geschrieben, die Fans aus Ried "Nie wieder Red Bull Whiskey!" Auch das Lied "Bullenfreie Zone", zur Melodie von Vamos a la playa, wurde von Gegnerfans gesungen, die also dem huldigten, was von der Austria übrig geblieben ist.


    Aber im "Bull"s Corner", dem Restaurant hinter der VIP-Tribüne, wo Lothar Matthäus über Mozart spricht und die Atmosphäre einer alten Vereinskneipe so restlos getilgt ist wie das Violett von den Trikots, hört man über sowas locker weg. Das Stadion ist gut besucht, auch ohne die alten, echten Fans, mit denen die Japaner und Deutschen und Schweizer und Tschechen im Team eh nie zu tun hatten. Nico Kovac und Alexander Knavs und Vratislav Lokvenc, dazu die Trainer Matthäus und Trapattoni, alter Bundesliga-Adel. Nach dem Training wirkt Bull"s Corner wie ein Museum mit Lebendobjekten drin.


    Alexander Zickler ist auch dabei, früher bei Bayern, noch früher bei Dresden. Ewig ein Talent gewesen, aber wenn es drauf ankam, hat er sich immer schwer verletzt. Es war tragisch. Erst bei den Red Bulls hat sein Körper ihm erlaubt, ein richtiger Torjäger zu werden. Zickler sitzt Lothar Matthäus gegenüber, sie reden über Fußball und Tradition und die Farbe Violett.


    Zickler trägt auch beim Essen eine Wollmütze, und wenn er spricht, klingt er wie Ballack. Er sagt: "Ich weiß nicht, warum diese Fans nicht irgendwo, ich sag mal, umdenken können. Man kann auch in Violett Stimmung machen für Rot-Weiß, das ist doch kein Problem." Lothar Matthäus sagt: "Mit Red Bull auf der Brust spielen ist immer noch besser wie mit Aspirin, bei Bayer."


    "Schmeckt auch besser", sagt Zickler, der es genießt, endlich zeigen zu dürfen, was sein Spitzname all die Jahre versprochen hat: Sie nannten ihn Zico. Und Matthäus hat endlich als Trainer den Erfolg, an den er als Spieler gewöhnt war. Zwei sind angekommen.


    So ist Fußball. Zwei Rote Bullen, denen egal ist, dass andere dabei etwas verloren haben.

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  • Auch sehr interessant:



    TEIL I


    Arme Tifosi
    Wie man eine erfolgreiche Liga in den Bankrott treibt. Und warum der deutsche Fußball über Italien triumphieren wird.


    Was Italien fehlt: volle Ränge


    Italiens Fußball wird – abgesehen vom Titelgewinn bei der Weltmeisterschaft – von Skandalen geschüttelt. Abgesprochene Spiele erschütterten das Vertrauen in die Vereinsführungen, Juventus Turin musste zur Strafe in die zweite Liga absteigen. Die Stadien sind längst nicht mehr voll, der Zuschauerschnitt sank von knapp 40.000 Mitte der achtziger Jahre auf 22.000 in der Saison 2005/06. Auch die Stimmung unter den Fans löst keine Begeisterung mehr aus, sondern zuletzt nur noch Bestürzung. Der Tod eines Polizisten war der Höhepunkt einer lange anhaltenden Welle von Gewalt rund um die Spiele.


    Angesichts dieser Situation grenzt es an ein Wunder, dass der italienische Fußball international noch wettbewerbsfähig ist und dass die Weltstars dem Land nicht längst geschlossen den Rücken gekehrt haben. Doch trotz aller Probleme: Das nötige Geld ist bislang noch immer geflossen, die italienische Liga liegt wirtschaftlich gesehen hinter England und vor Deutschland auf Platz zwei. Ob das so bleibt, kann man aber ernsthaft bezweifeln.


    Der italienische Fußball hat sich in den vergangenen Jahren vom Stadion- zum Fernsehsport entwickelt. Keine andere große europäische Liga lebt so sehr von den Fernsehgeldern wie die Serie A. Mehr als 50 Prozent der Gesamterlöse stammten in der Saison 2004/2005 aus dem Verkauf der Fernsehrechte. Zum Vergleich: In Deutschland lag der Anteil der Fernsehgelder bei gerade mal einem Viertel der Gesamteinnahmen. Defizite haben die Italiener bei den Zuschauereinnahmen und vor allem bei den Einnahmen aus dem Sponsoring. Die sind in Deutschland fast doppelt so hoch.


    Es liegt auf der Hand, dass die Möglichkeit, Sponsorengelder für den Fußball zu akquirieren, auch etwas mit dem Image zu tun hat, das dem Fußball anhaftet. Hier haben die Italiener ein echtes Problem. Sponsoren möchten sich mit einem positiven Image positionieren, und nicht mit Gewalt und Totschlag in Verbindung gebracht werden. Sie brauchen Planungssicherheit. Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit haben für sie keinen Wert. Letztlich geht es Sponsoren um Kontakte zu potenziellen Kunden, je mehr, desto besser.


    Leere Stadien reißen aber auch unmittelbar Löcher in die Kassen der Vereine. Denn wenn selbst die unverwüstlichen Fans, die sich bislang nicht von der gewalttätigen Atmosphäre haben schrecken lassen, nicht mehr kommen, bleibt als finanzielles Standbein eigentlich nur noch das Fernsehen übrig.


    Ob das Fernsehen dauerhaft bereit ist, die gewohnten Summen zu zahlen, hängt stark mit der sportlichen Qualität zusammen. Wenn das Geld fehlt, werden die Stars mittelfristig nicht mehr zu halten sein. Die Vereinstreue einiger Juve-Stars nach dem Zwangsabstieg dürfte eine rühmliche Ausnahme sein; zumal Turin auf einen raschen Wideraufstieg hoffen kann.


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    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.

  • TEIL II


    Im internationalen sportlichen Wettbewerb werden es die italienischen Vereine künftig schwerer haben. Es droht eine Abwärtsspirale aus wirtschaftlichem Niedergang und sportlichen Misserfolgen. Schuld daran sind Fehler, die abseits des Spielfeldes begangen wurden.


    Mussten deutsche Vereins- und Nationalmannschaften in den vergangenen Jahren auf dem Spielfeld zwar oft schmerzliche Niederlagen gegen die italienischen Mannschaften einstecken, fährt der deutsche Fußball in Sachen sportliche Integrität, Stadionsicherheit und wirtschaftliche Solidität doch Kantersiege gegen Italien ein. Der Skandal um den deutschen Wettbetrug wurde schnell und glaubwürdig aufgeklärt. Schlägereien im Stadionumfeld gehören – zumindest in der Bundesliga – der Vergangenheit an. Keine andere wichtige europäische Liga hat mit den Erlösen aus Ticketverkäufen, Fernsehrechten, Sponsoring und Merchandising vier fast gleich starke wirtschaftliche Standbeine.


    Was dem traditionellen Fußballbeobachter ein Dorn im Auge ist, stellt sich als äußerst hilfreich heraus. Die Kommerzialisierung des Fußballs hat eine Stadionatmosphäre geschaffen, die oft als lustiges Familienfest inszeniert ist und bei der die echten „Kurvenfans“ die überzogenen Sicherheitsmaßnahmen kritisieren. Aber die umgebauten WM-Arenen ziehen ein zahlungskräftigeres Publikum an, die Anzahl der Stehplätze wurde drastisch reduziert.


    Während zum Beispiel das alte Hamburger Volksparkstadion noch knapp 30.000 billige Stehplätze hatte, verfügt die neue Arena nur noch über 10.000 Stehplätze, dafür aber über 2.100 Business Seats und 50 Logen. Die Vereine haben also ein wirtschaftliches Interesse daran, ein sicheres und friedliches Umfeld zu schaffen, in dem sich Familien genauso wohl fühlen wie Geschäftsleute.


    Dauerhaft wird dieses Umfeld mit wirtschaftlich solide geführten Vereinen, ausverkauften Stadien und guter Stimmung auf internationale Spitzenspieler attraktiver wirken als der fragile Wahnsinn in Italien. Abseits des Spielfelds hat der deutsche gegenüber dem italienischen Fußball mehrere Jahre Vorsprung. Es sollte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der deutsche Fußball auch auf dem Feld wieder regelmäßig die Oberhand behält.


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  • passt nicht ganz zum Threadtitel, aber irgendwie auch doch. Ich sehe zwar durch das, was mir in den letzten Wochen aufgefallen ist keinen Zerfall des Fussballs, aber es gibt mehr und mehr Dinge, die mich echt den Kopf schütteln lassen und mir den Spaß verleiden. Es ist immer noch ein Sport. Viele nehmen das viel zu ernst. Morddrohungen gegen Heynckes, unterste Schublade gegen Helmes, dem Frontzeck befeuern sie das Haus mit Eiern und Tomaten und ganz neu scheint der Sport zu sein, bei Schweigeminuten sich möglichst despektierlich daneben zu benehmen. Dreimal habe ich diese Saison eine Schweigeminute miterlebt, dreimal habe ich mich fürchterlich aufgeregt. Erst die unsäglichen "Holzhäuser-raus"-Rufe in Aachen, dann die unfassbaren Bremer und am Mittwoch beim Länderspiel in Düsseldorf sowohl aus dem Deutschen als auch aus dem Schweizer Block eine bewusste Störung der Schweigeminute.


    Was soll sowas alles? Ist das noch normal? Für mich werden mittlerweile immer häufiger Grenzen überschritten. Spaß macht das allmählich nicht mehr. Der Sport ja, aber das ganze drumherum... oftmals hieß es ja, dass Geld den Sport kaputt mache. Und da ist sicher auch was dran, wenn man die Stadien zu Eventarenen umbaut und auch entsprechendes Publikum heranzieht (in Düsseldorf saß jemand mit Opernglas neben mir!), da bleibt auch schon vieles auf der Strecke. Aber momentan arbeiten auch die Fans ganz gewaltig daran, dass hier vieles auf der Strecke bleibt. Auch wir sägen am Fußball. Nicht nur in Italien.

    "Dummerweise liebe ich diesen Scheiß-Verein!" (Rüdiger Vollborn)


    Nordkurve e.V.: eine Kurve, Deine Kurve, Nordkurve! http://www.nk12.de

    Einmal editiert, zuletzt von Erik M. ()

  • Naja, nun mal langsam. Dass Düsseldorf einen bestimmten Ruf hat wegen bestimmter Gesellschaften ist zwar allgemein bekannt. Aber gerade diese Leute lassen sich schon gar nicht beim Fußball blicken. Wäre das so, dann wäre der Düsseldorfer Sport nicht so kaputt wie er ist, das gilt für Fußball, Eishockey, Handball etc.
    Und das Einzugsgebiet kann man bei Länderspielen gar nicht weit genug eingrenzen, Operngläser wird man sicherlich auch sonst wo oft genug antreffen.

  • gott was waren das für zeiten als düsseldorf die bayern blamierte, 1995 im dfb pokal mit dem superstar darko pancev, 3:1 für fortuna.


    gott sind das erinnerungen. *seufz* da war ich 20 jahre jung.


    da war ich mit ner krankenschwester (hab zivi gemacht) im hotel für eine nacht. fremdgehen. die hatten da aber auch fernseher auf dem zimmer.


    natürlich logisch das da erstmal fussball lief. :LEV19


    eine nacht mit ner hübschen krankenschwester, dazu die bauern den arsch voll gekriegt. was will das fussballerherz mehr? :LEV6


    kommen nie wieder diese zeiten.


    herrlich. danke jungs, für diesen denkanstoss düsseldorf

    Stromberg: " Von Frauen hab ich erstmal genug. Gibt ja auch noch andere Leute."

  • Netter Artikel.


    „Vielen Dank – für nichts!“


    Als Fan eines Vereins lebt es sich wie als verschmähter Liebhaber: Die heißesten Bemühungen prallen allzu oft an einer kalten Schulter ab. Unser Kolumnist Prof. Klaus Hansen analysiert diese asymmetrische Beziehung.


    So reizvoll das Fußballspiel an sich auch sein mag, als Fußballfreunde identifizieren wir uns mit der Mannschaft, die es spielt, und nicht mit dem Spiel an sich. Das heißt, wir gehen mit unserem Verein durch dick und dünn, der aus unserer Stadt oder Region kommt und es bis ganz nach oben geschafft hat.


    Bereits im empfänglichen Kindesalter sind wir an der Hand des Vaters zu unserem Club herangeführt worden. Auch als fortgeschrittene Semester schauen wir noch wie retardierte Elfjährige zu den Spielern auf und erlassen jedem Neuen, der bereit ist, unsere Farben zu tragen, die Probezeit, um ihn sofort ins Herz zu schließen. Unser Verehrungsbedürfnis und unsere Bereitschaft zum Vertrauensvorschuss sind ebenso immens wie unsere Einseitigkeit radikal ist. Zur distanzlosen Identifikation mit der eigenen Mannschaft gehört die fraglose Opposition zum Gegner. Mag der über den Dingen stehende neutrale Spielbeobachter wünschen, dass er „ein gutes Spiel“ zu sehen bekommt und „die bessere Mannschaft gewinnt“, so werden wir als selbstbewusst unter den Dingen stehende Fans immer und überall wünschen, dass unser Verein gewinnt, egal wie unterirdisch er auftritt. Wir sind Partei. Im Stadion ist uns blutleere Objektivität fremd und ein bedauernswerter Ausdruck von Gefühlsarmut. Zur Objektivität sind wir die ganze Woche über angehalten, in unseren Berufen und Funktionen, damit verdienen wir unser Geld. Das Wochenende aber gehört der Partei. Gewinnen dann unsere Jungs tatsächlich, verlieren wir leicht den Boden unter den Füßen. Geht es andersherum aus, zweifeln wir für die nächsten acht Tage am Sinn des Lebens. Von diesen Zeiten lebt die Telefonseelsorge.


    Außerdem treten wir selber gegen die Kugel


    Unsere Identifikation mit dem Verein ist von monogamer Langlebigkeit. Das gilt nicht in gleicher Weise für unser Verhältnis zu den Spielern. So umstandslos wir jeden Neuen auch begrüßen, einige moralische Erwartungen sollten die Novizen schon erfüllen:


    Je mehr die Spieler sich ihrerseits zum Verein bekennen und das auch im Spiel zeigen, indem sie selbst in aussichtsloser Lage noch bis zum Umfallen kämpfen, um so leichter fällt uns die Identifikation mit ihnen.


    Je mehr Lokalbindung die Profis haben oder von sich aus entwickeln, um so leichter fällt es uns, sie als die Unsrigen anzunehmen. Zumal ihnen allein auf diesem Wege einige Spezifika des Spielbetriebs verständlich werden, die man Fremden und Durchreisenden nur schwer vermitteln kann, zum Beispiel die besondere Brisanz eines Lokalderbys zwischen St. Pauli und dem HSV, oder eines Regionalderbys zwischen Schalke und Dortmund, Hamborn und Oberhausen.


    Je anfassbarer die Spieler sind, weil sie in unserem Viertel wohnen und man ihnen beim Einkaufen begegnet, statt sich unnahbar in die gated communities der Nobelbezirke zurückzuziehen, um so leichter ist es uns, sie anzusprechen und ein persönliches Wort von ihnen zu ergattern. Schließlich haben wir über die Jahre eine beachtliche Fußballkompetenz aufgebaut und fühlen uns jedem Fachgespräch gewachsen. Außerdem treten wir selber gegen die Kugel und wissen wie das ist, wenn der Ball seine eigenen Wege geht.


    Je länger die Spieler im Verein sind und trotz besserer Angebote von außerhalb dem Club die Treue halten, um so leichter fällt es uns, Fehler und Schwächen zu verzeihen und in ihnen das bodenständige „Urgestein“ zu verehren.


    Empathiearme Fremdenlegionäre


    Aufopferung, Lokalität, Anfassbarkeit, Langjährigkeit, – das sind Identifikations-Ressourcen, die durch die Professionalisierung und Kommerzialisierung des Fußballs heute aggressiv angegriffen werden. Die Zusammensetzung der Teams wird immer globaler, die Zuneigung der Fans aber bleibt lokal.


    Jede Saison elf neue Millionarios mit der Söldner-Mentalität von Fremdenlegionären ins Herz schließen zu sollen, das überfordert selbst den gutmütigsten Fußballfan. Immer kürzer wird darum seine Geduld mit den teuren Stars, immer rascher ist er dabei, seine Jungs bereits nach drei, vier verlorenen Spielen rüde zu beschimpfen: „Wir sind Dortmunder – und ihr nicht!“ „Scheißmillionäre!“ „Vielen Dank – für nichts!“ Hören es die Profis, wie sie es hören sollten, als Hilferufe? Wohl kaum. Die professionellen Fremdenlegionäre sind empathiearm. Ist der Abstieg dann nicht mehr zu vermeiden, tritt die Mannschaft mit einem großen, sponsorfinanzierten Transparent zum letzten Spiel an, das von allen elf Wanderarbeitern hochgehalten wird: „Ihr ward erstklassig. Wir nicht. Danke!“ - Und tschüss.


    www.11freunde.de

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  • Passend zur aktuellen Mainz-Meldung auch das hier. :LEV16



    Der Polizist in meinem Block


    Stadionverbote, Knüppel und Kontrollen: Wenn Sicherheitskräfte gegen Fans vorgehen, ist der Vorwurf der Willkür oft nicht fern. So wird auch der Friedlichste irgendwann zum Wüterich.


    Auf dem alten, muffigen Fernbahnsteig in Charlottenburg wird es an diesem Freitagabend ziemlich laut. Um 19.15 Uhr kommt der Sonderzug mit den Fans von Energie Cottbus an. Sie werden rufen: „Hurra, Hurra, die Cottbuser sind da!“, wie immer. Und wenn sie der Zug ausgespuckt hat, dann beginnt ein zähes Machtspielchen – zwischen ihnen und der Polizei.


    Die Spielregeln sind simpel: Die Fans werden Polizisten sehen, die Helme tragen, Kinnschutz und Knüppel. Die Fans werden in Kameras schauen und sich nur im Kessel bewegen dürfen, eingekeilt zwischen Polizisten. Sie sollen zum Olympiastadion, nicht in die Pizzeria oder in die Kneipe – und zwar so schnell wie möglich. Um 20.30Uhr ist Anpfiff.


    „Du wirst behandelt wie... wie Vieh.“


    Es gibt nicht wenige Fans, die dieses allwöchentliche Sicherheitsprozedere stört, weil nicht immer klar ist, warum eigentlich alle Fans behandelt werden müssen, als würden sie bei der nächstbesten Gelegenheit einen Tankstellen-Pächter um seine kalten Bierkisten erleichtern. „Du kommst dir manchmal vor wie so ein Mensch zweiter Klasse“, hat ein Fan aus Hamburg nach einem Fußballspiel in Stuttgart geschimpft. „Du darfst nicht pinkeln, nicht zum Kiosk, du wirst behandelt wie... wie Vieh.“


    Als der Fan, 28, kurz ins Gebüsch wollte, drohte ein junger Polizist prompt mit seinem Gummiknüppel. Das sind so Situationen, in denen sich auch friedliche Fans mächtig über die Polizei ärgern und von „Sippenhaft“ sprechen. Deshalb ist eine Bewegung im Gange, die in der Öffentlichkeit wenig Beachtung findet, aber sich in den Kurven des Landes herumgesprochen hat. An jedem Wochenende hängen Plakate in den Stadien. „Getrennt bei den Farben – vereint in der Sache“, lautet das Motto.


    „Das ausgeprägteste Feindbild liefert die Polizei“


    Die Dachorganisation „profans“, hervorgegangen aus der Initiative „Pro 15:30“, hat einen „Acht-Punkte-Plan“ erstellt. Sie will es nicht einfach hinnehmen, dass es bei Auswärtsspielen fast zur Tradition geworden ist, von der Polizei „in einem Kessel gefangen gehalten zu werden“. Und sie will nicht akzeptieren, dass Stadionverbote ausgesprochen werden, wenn allein die Anklage dafür reicht – und keine Anhörung. Wie aus den Jahresberichten der Hooligan-Fahnder hervorgeht, lag die Zahl der Stadionverbote im Jahr 2003 bei 1700 – heute sind es schon mehr als 2200. Dabei sagen alle Beteiligten, dass es in den ersten drei Ligen seit Jahren kaum noch zu Randale kommt.


    „Das ausgeprägteste Feindbild liefert die Polizei, der man Willkürhandlungen und überzogene Repressionvorhält“, hat Fanforscher Gunter A. Pilz, Professor an der Universität Hannover, am Wochenende in einem Beitrag für den "Tagesspiegel" geschrieben. Pilz hat mit anderen Forschern auch eine Umfrage unter tausenden Fans durchgeführt. Und die Polizei erhält in dieser 608 Seiten starken Studie („Wandlungen des Zuschauerverhaltens im Profifußball“), herausgegeben vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft, die Note „mangelhaft“. Die Ultras fühlen sich von der Polizei provoziert, bei Auswärtsspielen von oben herab behandelt.


    „100 schönsten Schikanen gegen Fußballfans“


    Natürlich gibt es Fans, auf die Polizisten ein Auge werfen müssen. Allerdings wundern sich nicht nur Sozialpädagogen, wenn Buskolonnen – wie vor zwei Jahren in Saarbrücken – von der Autobahn gelenkt werden und sich junge Frauen vor Polizistinnen nackt ausziehen müssen, damit diese ganz sicher gehen können, dass das Mädchen nicht doch verbotene Gegenstände mit sich führt. Wo auch immer. Fälle wie diese landen schließlich im Buch „Die 100 schönsten Schikanen gegen Fußballfans“, das vom „Bündnis aktiver Fußballfans“ (Baff) herausgegeben wird. Ein Klassiker der Kurve. Ironisch und ernst.


    Die Polizisten haben es auch nicht einfach unter einem schweren Helm, unter dem sie schwitzen, nichts hören und wenig sehen. Aber auch das müsse man Fans einmal erklären, sagen Polizisten. Und vielleicht seien auch manche Polizisten hypersensibel nach Prügeleien in unterklassigen Ligen oder bei Länderspielen. Das sind aber selten die Fans in den Profistadien.


    Wie in einem schrägen Ganovenfilm


    Über die verhärteten Fronten zwischen Fans und Sicherheitskräften soll schon im Juni auf einem Kongress beim DFB gesprochen werden. Polizeiliches Handeln zu erklären, sagt der Fanforscher Pilz, sei das Wichtigste – wird aber nicht immer konsequent befolgt. Es ist einige Tage her, als Hertha im Pokal in Stuttgart spielte und ein Berliner Fanbus nach der Niederlage gestoppt wurde. Zwölf Polizeiwannen umstellten den Bus, die Fans bekamen einen Zahlencode in die Hand, den sie sich vor die Brust halten mussten. Für ein Foto in der Polizeikartei – wie in einem schrägen Ganovenfilm. Erst als die halbe Busbesatzung in der Kälte stand – es war fast 24 Uhr –, kam ein Zivilpolizist aus Berlin hinzu und erklärte ruhig, was los sei. Dass sie ein paar junge Männer suchten, die in eine Schlägerei verwickelt waren.


    Immerhin, das war eine Antwort. Dass der Einsatz von der Stuttgarter Polizei allerdings so abrupt abgebrochen wurde, wie er anfing, hat dann doch so manchen irritiert. Verhaftet wurde niemand. Dafür waren die Fans durchgefroren und eine Stunde später in Berlin.


    www.11freunde.de

    Alles Große in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit,
    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.

    Einmal editiert, zuletzt von ingo82 ()

  • Zitat

    Original von Bayer04Ingo
    TEIL II
    Lothar Matthäus sagt: "Mit Red Bull auf der Brust spielen ist immer noch besser wie mit Aspirin, bei Bayer."
    www.sueddeutsche.de


    Der muß es ja wissen! Bayer04 hat ja die gleiche Geschichte wie RB Salzburg! :LEV14 :LEV11 :LEV12
    Ich konnte ihn noch nie leiden und habe in immer für extrem dumm gehalten, aber mit dieser Aussage beweist er, daß es Menschen mit einem negativen IQ gibt!

    FUSSBALL OHNE SCHNIX IST EINFACH NIX!


    BLEIBT STEHEN und TRAGT SCHWARZ-ROT wenn Ihr für Bayer seid!

  • Was zum Lesen in Bezug auf den englischen Fussball.
    Rückkehr zu Stehplätzen??



    [URL=http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,475519,00.html]Aufstehen, bitte![/URL]
    Seit Mitte der neunziger Jahre gibt es in den englischen Profiligen keine Stehplätze mehr. Es ist inzwischen auf den Rängen deutlich leiser geworden. Immer mehr Anhänger fordern deshalb den Rückbau - und erhalten dabei überraschend Unterstützung aus der Politik.

    Alles Große in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit,
    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.


  • Oha, nice^^




  • Nette Umfrage...wer Lust hat kann sich ja mal reinklicken.


    Bei mir passte es mal wieder...durfte einen, für mich, unsympathischen Club und deren Sponsor bewerten.


    H96 und diese "Finanzpiraten" von AWD. Mit dem Mist von der OVB hatte ich ja selbst schon mal Bekanntschaft gemacht. Gibt zu dem Ganzen nette Erfahrungsberichte im Netz, so richtig weis bestimmt niemand von den einzelnen Vorgehensweisen. Sehr interessant, googelt mal nach.


    Keineswegs möchte ich hier aber alles von denen niedermachen,
    wers damit drauf hat Geld zu verdienen solls ruhig.



    Edit:
    Glaube das System ist, das alle Leverkusen-Anhänger diesen Verein und Sponsor bekommen.

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    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.

    Einmal editiert, zuletzt von ingo82 ()

  • Mateschitz will mit Salzburg in deutsche Liga
    Red Bull-Konzernchef Mateschitz hat mit dem österreichischen Meistertitel seiner Salzburger noch lange nicht genug. In einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" erläuterte der 63-jährige Milliardär unter anderem seine Pläne, sowohl im Fußball als auch im Eishockey mit einem noch unbestimmten Red-Bull-Klub, "der seinen Stammsitz in Salzburg hat", an der deutschen Bundesliga teilzunehmen.



    Red Bull Salzburg in die Bundesliga?
    Der österreichische Fußball-Meister Red Bull Salzburg könnte nach Ansicht seines Besitzers Dietrich Mateschitz künftig in der deutschen Bundesliga mitspielen. „Es wäre denkbar, dass es eine Kampfmannschaft gibt, die in Deutschland spielt, und ein Nachwuchsteam, das in Österreich noch immer um den Titel mitspielt“, sagte der Konzernchef in einem Interview der Salzburger Nachrichten.



    Fängt das Sommerloch etwa schon an??
    Wenn es so weit kommt mit den Jahren....dann ist es ganz vorbei.
    ...der Mateschitz meint das bestimmt noch ernst.

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    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.

  • DFB-Präsident Zwanziger will mit Dogma brechen: „Vereine sollten Sponsorennamen tragen dürfen“


    Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, hat erstmals öffentlich das Verbot der Namensnennung von Sponsoren in Vereinsnamen in Frage gestellt. Damit droht im deutschen Fußball ein eherner Grundsatz zu kippen.


    In einem Presseinterview sagte Zwanziger, dass die Gründe, ein bislang bewährtes System aufzugeben noch nie so massiv waren. Im Zuge der Neuordnung der Bundesliga-Vermarktungsrechte ab dem Jahre 2009 müsse man auch offen für weitere Neuerungen sein. So könne sich Zwanziger eine Entwicklung dahin gehend vorstellen, dass man irgendwann sagt: „Um international konkurrenzfähig zu sein, muss man neue Möglichkeiten schaffen. Im Ausland scheint das ja auch zu funktionieren und akzeptiert zu werden.“


    Zwanziger weiter: „Bei dem Verbot der Namensführung gegenüber einem Verein bin ich mir nicht sicher, ob das überhaupt gerichtsfest ist. Das hat was mit Bevormundung zu tun, und Vereine sind autonom. Ob wir als Verband also zwingend untersagen dürfen, dass ein Verein mit einem Sponsorennamen bei uns nicht Mitglied sein darf, erscheint mir juristisch fraglich.“


    Bislang dürfen nur Vereine einen Sponsorennamen führen, die diesen schon seit Jahrzehnten innehaben. Insoweit gilt ein Bestandsschutz. Neue Namensschöpfungen wurden vom DFB in der Vergangenheit mit Hinweis auf die Statuten immer wieder untersagt.


    Dies soll ein Grund gewesen sein, warum das geplante Millionen-Investment des Red Bull-Anteilseigners Dietrich Mateschitz beim Fußball Oberligisten FC Sachsen Leipzig scheiterte. Mateschitz wurden Pläne nachgesagt, den Verein - ähnlich wie den österreichischen Profi-Klub Red Bull Salzburg - nach seinen Vorstellungen umzubenennen. Damals gab es mannigfaltige Proteste gegen ein Engagement Mateschitz’.


    www.sportgericht.de




    Theo Zwanziger und die Vereinsnamen


    Und Schluss ist mit der trügerischen Sicherheit, dass man in Deutschland vor hässlichen Werbekreationen à la Red Bull Salzburg verschont bleiben wird. In einem Presseinterview dachte DFB-Präsident Theo Zwanziger laut über eine Abschaffung der bisherigen Selbstbeschränkung, wonach Vereine nur einen Sponsorennamen im Vereinsnamen tragen dürfen, wenn sie ihn schon seit vielen Jahren Inne haben (z.B. Bayer Leverkusen), nach. Die Ausführungen von Zwanziger waren dabei äußerst schwammig, bis an den Haaren herbei gezogen.



    1. „Bei dem Verbot der Namensführung gegenüber einem Verein bin ich mir nicht sicher, ob das überhaupt gerichtsfest ist. Das hat was mit Bevormundung zu tun, und Vereine sind autonom. Ob wir als Verband also zwingend untersagen dürfen, dass ein Verein mit einem Sponsorennamen bei uns nicht Mitglied sein darf, erscheint mir juristisch fraglich.“


    Kein Fußballverein ist gezwungen, dem DFB beizutreten. Jeder Verein, der am Ligabetrieb teilnehmen will, unterwirft sich der Verbandssatzung und akzeptiert sie freiwillig. Was soll daran juristisch nicht haltbar sein? Oder andersrum die Frage, warum sollte diese Vorschrift weniger statthaft sein, als z.B. das komplette Regelwerk des Spiels, die Vorschrift einer Rasenheizung für Bundesligavereine oder die Vorgabe, dass pro Club zukünftig 12 deutsche Lizenzspieler unter Vertrag zu stehen haben? Sie sehen, Herr Zwanziger, der DFB bevormundet die Vereine in vielerlei Hinsicht und schränkt ihre Autonomie ein. Wenn das alles juristisch fragwürdig ist, würde ich an Ihrer Stelle schon mal fleißig Bewerbungen schreiben, weil der DFB als Verband dann in seiner Grundstruktur nicht tragbar ist.



    2. „Um international konkurrenzfähig zu sein, muss man neue Möglichkeiten schaffen. Im Ausland scheint das ja auch zu funktionieren und akzeptiert zu werden.“


    Vielleicht hat Herr Zwanziger hier nur einfach was falsch verstanden. Arsenal London hat mit einem britischen Waffenhersteller genau so wenig zu tun, wie das spanischen „Real“ mit der deutschen Ladenkette. Fakt ist, kein einziger Verein einer der drei Ligen, denen Herr Zwanziger nacheifern will, trägt einen Sponsorennamen im Vereinsnamen. Von „funktionieren“ kann hier keine Rede sein. Praktiziert wird das bei Fußballvereinen in Österreich und das mit überwältigendem Erfolg. Selbst der Finanzprimus, die Brausetruppe aus Salzburg, ist im Europapokal sang- und klanglos gescheitert. Vom Abschneiden der anderen Clubs aus dem Nachbarland wissen wohl nur Fußballexperten zu berichten. Achja, in Deutschland gibt es dieses Erfolgsmodell im Basketball. Das sind dann die Vereine, die regelmäßig von Vereinen anderer Ligen aus dem Europapokal geschmissen werden.


    Hier wird einfach die Wirklichkeit verzerrt und verstümmelt wiedergegeben. Es liegt nicht an fehlenden Einnahmen, wenn wie in der Vergangenheit zu oft geschehen, deutsche Vereine gegen Clubs aus dem europäischen Niemandsland die Segel streichen müssen. Es gab eine Zeit, da waren deutsche Vereine international gefürchtet und für Titel gut – und selbst in diesen Zeiten war man finanziell den großen Mannschaften aus Spanien und Italien deutlich unterlegen. Die geringeren Mittel wurden sinnvoller umgesetzt, die Möglichkeiten maximiert. Eine Vorstellung, die heutigen Bundesligisten, die in der Scheinwelt eines Hochglanzproduktes leben, mehrheitlich fremd sein dürfte.


    Und selbst wenn dieser Weg beschritten werde sollte, welchen großen Schritt in Richtung internationaler Konkurrenzfähigkeit sollte das bringen? Was kann ein Verein durch die Vermarktung seines Vereinsnamens erzielen? Fünf Millionen pro Jahr? 8 Millionen pro Jahr? Im Angesicht einer gewaltig klaffenden Lücke zwischen den Einnahmen aus der TV-Vermarktung der Bundesliga und den Topligen, ist das kaum mehr als ein müdes Achselzucken eines englischen Clubs im Transferpoker. Die Mehreinnahmen würden in den Taschen der Profikicker versickern, ohne einen deutlichen Qualitätszuwachs zu erwirken.



    3. „Im Zuge der Neuordnung der Bundesliga-Vermarktungsrechte ab dem Jahre 2009 müsse man auch offen für weitere Neuerungen sein.“


    Zumal diese Neuerung in der TV-Vermarktung ja so hervorragend klappt. Nur zur Erinnerung: Bereits kurz nach Abschluss des Vertrags über die TV-Vermarktungsrechte mit der Kirchgesellschaft Sirius, droht der ganze Deal bereits zu kippen. Bisher konnte noch keine Bank gefunden werden, die eine Bürgschaft für die angestrebten 500 Millionen Euro pro Jahr zu übernehmen bereit ist. Angesichts der kirchschen Erfolgsstory mit den Übertragungsrechten für Fußball ein Vorgang, der einen zumindest nachdenklich stimmen sollte. Die Neuordnung steht auf ganz wackeligen Füßen, das Bild dass die DFL bei diesem Deal abgegeben hat, ist, vorsichtig gesprochen, zweifelhaft. Die angestrebten Neuerungen scheinen also hervorragend zu funktionieren, warum dann nicht gleich weiter mutig voran stolpern?


    Nicht von ungefähr kommt diese Überlegung von Theo Zwanziger in einer Zeit, in der sich Bundesligavereine wie Hannover für eine weitere Öffnung hin zu Geldgebern stark machen und ein Herr Mateschitz auch in Deutschland (Sachsen Leipzig) Fuß fassen will. Hier wird wohl auch Druck von Seiten der Vereine gemacht, mit dem Ziel den Boden zur Abschaffung der hemmenden Regeln zu ebnen. Bestehende und sinnvolle Regelungen sollen peu à peu gelockert werden, auf dass der deutsche Fußball sich endgültig der totalen Vermarktung hingeben kann. Dabei scheint kein Argument zu billig, keine Begründung zu an den Haaren herbei gezogen zu sein, wenn es darum geht, die breite Fanschar darauf einzustimmen.


    Hier geht es um Tradition, um eine vereinseigene und gewachsene Identität, die nach den Willen einiger Geschäftemacher abgeschafft werden soll. Ein Vereinsname ist keine Worthülse, die man beliebig verändern, erweitern oder verstümmeln kann. Mit diesen Namen sind Geschichten, Schicksale, Erfolge, Niederlagen und Emotionen verbunden. Wer das wegwirft und finanziellen Mehreinnahmen opfert, verliert langfristig in einer Sportart, die so von seinen Emotionen lebt wie nur wenige andere. Die Vereine, die DFL und der DFB wollen einen Weg begehen, der nicht mehr umkehrbar sein wird und dem Fußball nicht wieder gutzumachenden Schaden zufügen wird. Sie werden Fans und Vereine weiter voneinander trennen und über Jahrzehnte gewachsene Wurzeln herausreißen – alles für einen höchst zweifelhaften Erfolg.


    Normalerweise müsste man Theo Zwanziger für diese Gedankengänge aus dem Amt werfen, weil ihm als Präsident des DFB eine besondere Sorgfaltspflicht für den deutschen Fußball und die angeschlossenen Vereine obliegt. Stattdessen fördert er mit solchen Aussagen die Geschäftemacherei und Zerstörung von Vereinskultur. Da eine Entfernung aus dem Amt aber wohl nur ein frommer Wunsch bleiben wird, sind Fans aufgefordert wachsam zu sein und sich gegen die Umsetzung dieser Überlegungen zu Wehr zu setzen. Macht klar, dass man diesen Weg nicht mitgehen und eine Verstümmelung der geliebten Namen eben nicht akzeptieren wird. Die Macht dazu haben Fans, weil sie auch gleichzeitig die Zielgruppe der Sponsoren sind.


    Zieht eine deutliche Grenze und rettet den Fußball!



    www.schwatzgelb.de

    Alles Große in der Welt wird nur dadurch Wirklichkeit,
    dass irgendwer mehr tut, als er tun müsste.