Meine Tour durchs Baltikum 07/2006

  • So endlich ist er fertig, mein Bericht über meinen Baltikum-Trip. Viel Spaß dabei...:


    Baltikum und Finnland...


    ...eine Reise durch Lettland, Litauen, Estland und Finnland vom
    16.07.06 bis 28.07.06


    Sonntag, 16.07.06


    Natürlich hat die Bahn im Internet den Fahrplan wieder anders rausgeschmissen als er es tatsächlich ist. Das hatte zur Folge, dass ich gleich mal ´ne gute dreiviertel Stunde zu früh am Bahnhof in Leichlingen war. Nun rief mein Großvater auf dem Handy an. Die oben geschilderte Sache versetzte ihn derart in Panik, dass er gleich mal zum Bahnhof kam, um sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung sei...Opa: Zu früh, nicht zu spät, aber danke, dass du dir Sorgen machst...
    Als ich dann jedoch im Zug saß, verlief alles wie geschmiert. Im Kölner Hauptbahnhof durfte ich bereits Hunderte Tunten und andere Homos bestaunen, die sich auf den CSD begaben. War schon ein amüsanter Anblick!
    Geld getauscht und ab in den Bus nach Hahn, um dort erst einmal vier Stunden abzugammeln.


    Den Flug über passierte nix. Bis die verrückte Russin neben mir auf einmal anfing, seelenruhig eine SMS zu schreiben. Ich raunte sie auf Deutsch an, doch bitte das Handy wegzupacken. Was sie auch tat.
    Dass es nur weg, aber keineswegs aus war, merkte ich, als sie, das Flugzeug befand sich bereits im Landeanflug auf Riga, anfing zu telefonieren. Ich raunte sie erneut an, diesmal etwas heftiger an und versuchte ihr zu erklären dass das Benutzen von Handys an Bord von Flugzeugen verboten ist. Die fragt sich wahrscheinlich heute noch, warum ich mich so aufgeregt habe...


    Zum „Touristen-Tarif“ von knappen 14 € ging es per Taxi in die Innenstadt. Als ich kurze Zeit später vor meiner Jugendherberge stand, war ich sofort verliebt. Gegenüber ein genialer Biergarten, links ne Kneipe, rechts ne Kneipe, daneben ein Cafe und daneben ein Irish Pub. Verdursten würde ich also nicht.
    Die JH selber entpuppte sich als sauber und gepflegt, die Betten als bequem. Das ganze für 7,50 € die Nacht! Hauptpreis.
    Nachdem ich den Biergarten gegenüber angetestet hatte, trank ich noch eine Flasche Bier auf der Fensterbank an meinem Bett, um anschließend gemütlich einzuschlafen...


    Montag, der 17.07.06


    Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, auf der Tour nicht zu saufen. Zwecks Sparen und Behalten eines klaren Kopfes. Eigentlich – scheiße was will man machen wenn, man mit drei ukrainischen Seefahrern auf einem Zimmer ist. Aber der Reihe nach.
    Nach einem gemütlichen Cappuchino mit Gebäck am Morgen lief ich an der Duagva entlang Richtung Bahnhof und Busbahnhof, um dort allerlei Informationen über Zug- und Busverbindungen, die ich in den nächsten Tagen benötigen würde, einzuholen. Über einen riesigen Markt, der teilweise in ehemaligen Zeppelin-Hangern untergebracht war, schlenderte ich zurück in Richtung Hostel. Dabei durchkämmte ich die wirklich schöne Altstadt von Riga. Überall nette Cafes und Pubs, viele schöne Geschäfte und hübsche Frauen...
    In der Jugendherberge kam ich mit Alexy ins Gespräch. Er lud mich ein, mit ihm und seinen beiden Kollegen ein paar Bierchen zu trinken. Also zogen wir los, in eine Kneipe nach der anderen. Gott sei dank ließen wir den Vodka weg,, den ich befürchtet hatte...
    Am Abend im Biergarten plauderten wir noch mit zwei Finninnen um gegen eins oder zwei in die Betten zu fallen.
    Zu erwähnen wäre noch eine Demo gegen Homosexualität vor dem Lettischen Parlament, welche sich über den ganzen Tag hinzog. Sonntags in Köln noch CSD, Montags bereits Spießer-Scheiße in Riga. Lustig allerdings die durchgestrichenen Piktogramme eines Arschficks, welches die Demonstranten hochhielten.



    Dienstag, 18.07.06


    Die Busfahrt von Riga nach Panevezys verlief langwierig und nervig. Für die knappen 150 KM brauchte der Bus auf holprigen und schmalen Straßen ganze 3,5 Stunden.
    Im Touristen-Info-Büro fand ich eine Jugendherberge für 10 € die Nacht. Die Herberge war nur knapp 250 m vom Auksstadion entfernt, dafür aber ziemlich schäbig und die sanitären Anlagen unter aller Sau. Aber was solls, für eine Nacht zu dem Preis meckert man nicht...


    Die Kassen des Stadions waren bereits geöffnet, also kaufte ich mir mein Ticket und machte einen Spaziergang durch die gepflegte Innenstadt. In einem Restaurant bestellte ich mir eine Lasagne und stillte so meinen Hunger.
    Gegen 17:10 h betrat ich den Ground, der noch spärlich gefüllt war. Ein DJ machte bereits ebenso fleißig Musik wie Fotos. Anscheinend war er noch im WM- Fieber, denn außer Marmor, Stein und Eisen bricht spielte er auch Zeit, dass sich was dreht, Carneval de Paris, Un`Estate Italiana und natürlich Football´s coming home....
    Das Stadion bot ringsherum Holzbänke. Auf der Haupt- und Gegentribüne waren auf diese Sitzschalen montiert. Die Haupttribüne war zudem spärlich überdacht. Die Kurven wurden nicht benutzt...Alles in allem ein schönes nostalgisches Teil.
    Ein wenig Gänsehautatmosphäre kam beim Erklingen der CL-Hymne auf. Um 18:00 h war Anstoß zur CL-Qualifikations-Partie zwischen dem FK Ekranas und dem KF Elbasani aus Albanien. Ekranes drehte den 0:1 Rückstand aus dem Hinspiel um und gewann verdient mit 3:0. Eine etwa 50 Mann/Frau starke Ultra-Gruppe machte sich über die gesamten 90 Minuten relativ lautstark bemerkbar. Gästefans waren nur vereinzelt im VIP-Bereich auszumachen.
    Ich ließ den Abend wieder gemütlich in einer Kneipe ausklingen.

  • Mittwoch, 19.07.06


    Gut gestärkt nach einem ausgiebigen Frühstück, bestehend aus einem Käsebrötchen, einem Salamibrötchen sowie einer großen Portion Rührei mit Speck...denkste...bestehend aus einem Joghurt und einem Schokoriegel, sitze ich an diesem schönen Donnerstagmorgen im Bus nach Vilnius und werde euch nun erzählen, was mir gestern so alles passiert ist. Bevor ich mich dem Mittwoch widme, sei aber noch erwähnt: Der Bus scheint aus dem Baujahr 1950 zu sein. Er rappelt an allen Ecken und Enden. Wo Griffe sein sollten, ist nix mehr und den Kofferraum musste der Fahrer mit dem Fuß in die Scharniere treten. Aber Hauptsache er fährt. Nun aber zum gestrigen Tage. Ebenfalls per Bus war ich von Panevezys nach Silualai gekommen. Eine äußerst nette Dame in der Touristen-Info empfahl mir eine Herberge für 10 € nur etwa 350 m von der belebten Fußgängerzone entfernt. Der Grund für meinen fußballlosen Abstecher nach Silualai war der „Hügel der Kreuze“. Dies ist ein knapp acht Meter hoher Hubbel in der Landschaft, wo Menschen seit Jahrhunderten Kreuze im Gedenken an verstorbene Mitmenschen aufgestellt haben und dies auch heute noch tun. Inzwischen sind dort über 100.000 Kreuze zusammengekommen. Per Mietfahrrad (schlappe 7 € für 24 Stunden) fuhr ich zum „Hill of Crosses“, um mich dort eine gute Stunde durch den Wald von Kreuzen zu arbeiten. Auch für weniger gläubige Menschen ist dies ein imposanter Ort.


    Wieder in Siaulai kaufte ich noch ein paar Kleinigkeiten sowie drei Dosen Bier im Supermarkt ein. In einer Bar an der Fußgängerzone sprach mich ein Belgier an, der meine Postkartenaktivitäten beobachtet hatte, ob ich Lust hätte ein Bierchen mit zu trinken. Ich ging darauf ein und so plauderten wir über dies und das und gaben uns gegenseitig Tipps für Riga bzw. Vilnius.
    Während ich später in der Jugendherberge meine weitere Tour plante, vertilgte ich noch das Dosenbier. An dieser Stelle sei erwähnt, dass man im kompletten Baltikum eigentlich nicht viel falsch machen kann beim Bierkauf. Die meisten Biere, welche ich probierte, waren gut. Richtig eklig war eigentlich gar keines.



    Donnerstag, 20.07.06 bis Samstag, 22.07.06


    Am Donnerstagmorgen besichtigte ich noch eine große, fast 20 Meter hohe Sonnenuhr, die als Spitze einen goldenen Engel hatte.
    Anschließend nahm ich einen Expressbus nach Vilnius. Er erreichte die Litauische Hauptstadt gegen 16:30 Uhr.
    Der Belgier hatte mir eine JH empfohlen, die etwa 10 Minuten Fußweg vom Busbahnhof entfernt liegt. Ich checkte ein und wurde in einem Nebengebäude untergebracht. Auch hier gab es kein warmes Wasser (egal, immerhin fließendes) und man musste am Eingang die Schuhe gegen Pantoffeln tauschen, wie man sie noch aus dem Sportunterricht der Grundschule kennt, wenn man mal sein Zeug vergessen hatte.
    Nachdem ich die Innenstadt von Vilnius einmal komplett durchlaufen hatte, kann ich diese nicht wirklich als schön bezeichnen. Sie ist relativ hektisch und der Verkehr ist extrem. Außerdem sind überall lärmende Baustellen. Sei es drum. Zu sehen gibt es außer jeder Menge Kirchen auch nicht viel. Auf der Terrasse der JH lernte ich bei einem Bierchen ein paar Slowenen kennen, welche für den Abend einen Diskobesuch geplant hatten. Sie nahmen mich mit und so dauerte die Nacht bis sieben Uhr morgens. Ein guter Suff, sowohl mit den Slowenen als auch mit vier Jungs aus Kleipeda (an Litauens Ostseeküste) sorgten dafür, dass keine Langeweile auf kam.
    Einer der Slowenen war übrigens in der Nacht zuvor von einer jungen Dame zu einem Kaffee eingeladen worden. Aufgewacht ist er viele Stunden später neben der Autobahn. Komplett ausgeraubt, aber immerhin mit allen inneren Organen und allen Kleidungsstücken...
    Ich hatte bis knapp 13 h geschlafen und freute mich nun auf das Spiel am Abend: Zalgirus Vilnius gg. Kaunas. Doch es sollte anders kommen...
    In Absprache mit den Slowenen kaufte ich in einem Supermarkt alle Zutaten für Spaghetti Carbonara ein, um uns eine warme Mahlzeit zu beschaffen. Am Bahnhof wollte ich dann schon das Ticket für den Zug am nächsten Morgen nach Riga kaufen, welchen ich mir auf bahn.de rausgesucht hatte. Doch auch dieser Zug entpuppte sich als Geisterzug der DB-Homepage. FU !!!
    Also entschied ich mich spontan, mit den Slowenen in deren VW Bus nach Riga mitzufahren. Das Spiel müsste ich dann zwar sausen lassen. Zwei der Slowenen gingen noch wegen des angesprochen Überfalls zu den Bullen um Anzeige zu erstatten. Nun haben es die Cops aber nicht auf die Kette bekommen, die Anzeige auf Englisch zu bearbeiten und mussten erst einen Dolmetscher organisieren. Das dauerte geschlagene vier Stunden. Als sie kamen, war es 23 Uhr abends. Ich hätte also das Spiel gucken können und mit den Slowenen fahren können – wenn ich gewusst hätte, wie lang das dauert...Pech gehabt. Gegen 23 h starteten wir also Richtung Lettland, wo wir um 5 h morgens in Riga ankamen. Während die Slowenen direkt nach Tallin weiter fuhren, suchte ich meine JH auf . Es war die Nacht von Freitag auf Samstag und dementsprechen war noch kein Bett frei. Das tat der Rezeptionistin so leid,
    dass sie mir ein Klappbett direkt neben ihren Schreibtisch stellte!!! Danke und gute Nacht !!! Gegen 7 h wurden dann die ersten „echten Betten“ frei. Es war aus der ganzen Jugendherberge tatsächlich das Bett, in welchem ich bereits einige Tage zuvor genächtigt hatte. Zufall ! Ich schlief bis 11 h und macht mich dann auf den Weg nach Jurmala. Am Bahnhof traf ich zufällig auf zwei Deutsche, eine Mutter mit ihrem Sohn. Sie waren zwecks eines Familientreffens in der Stadt. Mit denen fuhr ich also in den etwa 25 km außerhalb von Riga gelegenen Kurort. Nach einem Mittagessen und Strandspaziergang verließ ich Mutter und Kind, um weiter nach Sloka zu fahren. Zum Spiel gegen den FK Ventspils kamen etwa 1000 Leute in das idyllisch zwischen Hinterwäldlerhütten und Plattenbauten gelegene Sloka Stadion. Eine lang gezogene Stahlrohrtribüne diente als Sitzgelegenheit. Das Spiel, allenfalls auf Oberliganiveau gewann Ventspils mit 2:1.
    Nach dem Spiel traf ich am Bahnhof von Jurmala noch auf drei Dresdener und einen Braunschweiger. Der Braunschweiger flog noch am selben Abend nach Hause. Die Dresdener hatten eine ähnliche Route geplant wie ich. Next Station Tallinn.
    Ich nächtigte in der Jh und die Dresdener verließen noch mit dem Nachtbus Riga Richtung Estnischer Hauptstadt.
    Am Abend saß ich in „meinem“ Biergarten gegenüber der JH an einem Tisch mit zehn, zwölf Engländern, die sich durchgehend detailliert über ihre Pufferfahrungen unterhielten. Amüsant. Wahrscheinlich dachten sie, ich würde sie nicht verstehen. Falsch gedacht.



    Sonntag, 23.07.06


    Der Bus nach Tallin kam wie zu erwarten pünktlich um 6:15 h und brachte mich in knapen 5 Stunden nach Tallinn. Dort gab ich am Busbahnhof mein Gepäck auf und fragte mich zum Ground von AJAX Lasnamäe durch.
    Ich habe viele Sportplätze in der Kreisliga und Bezirksliga gesehen. Und keiner war so beschissen wie dieser der ersten estnischen Liga. Rasen ab es eigentlich nur fleckenweise zwischen dem Sand. Die Kabinen waren sonst wo (die Spieler kamen fertig angezogen, in Trikots per Auto zum Stadion). Die Tribüne war etwa 10 Meter lang und hatte drei Stufen. Letzten Endes verirrten sich abgezählte 69 Zuschauer zu dem Grottenkick, welcher immerhin 1:1 ausging. Ach ja, der Gegner von AJAX hieß JK Tulevik Viljandi.
    Nach einem kurzen Spaziergang mit Umweg zu einem Geldautomaten kamen wir um 16:40 h am Kiridoru Stadion an, um dem Derby Levadia Tallinn gg. TVMK Tallinn zu frönen. Am „Lebensmittelstand“ ergab sich dann folgender Dialog:


    >> One Beer, please<<
    >> No beer !!! <<
    >> What ??? <<
    >> No beer. <<
    >> Ja ja, but why ??? <<
    >> No beer !!! <<
    >> Ja man, WHY NO BEER ???<<
    >> No beer <<


    Fuck. No beer. Also saßen wir wieder auf dem Trockenen. Später erfuhr ich, dass die Polizei das Spiel, da es ja ein Derby war, als Risikospiel eingestuft hatte, und deshalb Alkoholverbot bestand. Soll mir die Polizei nur mal erklären, warum die Fans beider Teams durcheinander auf der Tribüne saßen...
    Nach dem deutlichen 3 : 1 Sieg von Levadia organisierten wir endlich Bier und fuhren in die von den Dresdenern bereits am Morgen gebuchte Penne in den Plattenbauten von Tallinn. Auf dem Weg ins Reich der Träume tranken wir noch ein paar 0,5 l Fässchen leer...

  • Montag, 24.07.06


    Pünktlich um 06:00 h klingelte der Handywecker und schon um 06:20 saßen wir im Bus zum Hafen. Die Fähre legt um viertel nach Acht ab, und wir machten es uns auf dem Sonnendeck bequem. Als um 09:00 h der Duty-Free Shop öffnete, wurde ein Palette Bier organisiert und diese bis zum Eintreffen in Helsinki vernichtet.
    Vom Hafen ging es zur nahegelegenen Touri-Info, um Spiele, Bahnverbindungen nach Turku und JH zu checken. Meinen ursprünglichen Plan, am Abend das Zweitligaspiel Klubi 04 – Fc Hämeenlinna zu gucken und am nächsten Tag direkt wieder nach Tallinn zu fahren, verwarf ich und entschied mich stattdessen mit den Dynamos lieber Gnistan - Kontu zu gucken, und am nächsten Tag nach Turku zu fahren. In den dort vorgelagerten Schären würde nämlich am Dienstag Pargas IF - Masku spielen. Eine seltene Gelegenheit. Denn wann kommt man schon nach Pargas?! Außerdem würde ich so noch was vom Land sehen. Nach der Internetsucherei schlossen wir das Gepäck weg und erkundeten mit `nem Bier in der Hand und der Leidenschaft im Bein die Stadt. Die horrenden Bierpreise hielten den Suff jedoch in Grenzen.
    Früh fuhren wir mit der S-Bahn raus zum Ground um abzuklären, ob dies auch der Richtige war. Es war der Richtige. Spielfeld, Laufbahn, eine am Hang gebaute Holztribüne und ein Fressstand. Das war´s. Bier gab es auch hier nicht. Immerhin kam kein übermotivierter Ordner angerannt, als ich mir eine Fluppe genehmigte.
    Das Spiel war scheiße und endete durch ein spätes Tor mit 1 zu 0 für die Gäste.
    Knappe zwei Stunden später enterten wir den Ground erneut. Diesmal über den Zaun. Im Stadion bauten wir uns aus aufgestapelten Brettern einen provisorischen Unterschlupf. Dort nächtigten wir gut eingepackt in Schlafsack und Isomatte bis zum nächsten Morgen.



    Dienstag, 25.07.06


    Wir kletterten gegen kurz vor sechs aus unserer Behausung. Katzenwäsche war angesagt. Soll heißen: Zähne putzen mit Sprudelwasser und Deo unter die Arme. Das muss fürs erste reichen. Am Bahnhof in Helsinki kaufte ich mir ein Ticket für den Pendolino um 07:38 h nach Turku. Die anderen waren bereits durch ihr Interrail Ticket versorgt.
    Auf dem großzügigen (Behinderten)WC des Zuges war tatsächlich eine kleine Handdusche montiert, mit der ich mir erst einmal die Füße wusch. Da ich bereits in Vilnius meine festen Schuhe vergessen hatte, lief ich seit Tagen nur in Sandalen über Staub, Sand, Stein, Gras und Asphalt. Dementsprechend sahen meine Füße aus, vom Geruch ganz zu schweigen.
    Die JH in Turku war den anderen zu teuer. Ich entschied mich jedoch einzuchecken, da ich keine Lust hatte, wieder unter freiem Himmel zu nächtigen. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.
    Per Überlandbus ging es in die Schären von Finnlands Süden nach Pargas. Die reichliche Zeit bis zum Kick-Off verbrachten wir am Strand. Das eiskalte Wasser war, hatte man den ersten „Kälteschock“ überwunden, eine absolute Wohltat und herrlich erfrischend.
    Die Gegend ist wunderschön und wie aus einem Bilderbuch. Hierher zu kommen, hatte sich jetzt schon gelohnt.
    Ich gab ein Bierchen auf meinen (gestern gemachten) 20. Länderpunkt aus, und anschließend begaben wir uns zum Stadion von Pargas IF. Es bietet eine etwa fünf- bis sechsstufige, überdachte Tribüne. Eine Laufbahn hält das Spiel auf Distanz. Ein Toilettenhäuschen und ein Essensstand mit ekliger Wurst komplettierten den Drittliga-Ground. Pargas IF verlor das Spiel mit 0:1. Highlight war ein doppelt gehaltener Elfer der Heimmannschaft.
    Am Busbahnhof von Pargas verabschiedete ich mich von meinen Dresdener Bekanntschaften und fuhr zurück nach Turku.
    Die Jugendherberge war für´n Arsch: 15 € die Nacht ist ja Ok, aber: Bettzeug kostet extra, Internet kostet extra, Schließfach kostet extra (ich hätte ein Schloss kaufen müssen, nicht leihen) und um 02 Uhr muss man spätestens wieder da sein um noch rein zu kommen.
    Lächerlich! Aber sei es drum. Ich nahm eine Dusche (kostenlos !!!) und ging pennen.



    Mittwoch, 26.07.06


    Per Zug ging es zurück nach Helsinki. Ich nahm die 12:30 h Fähre nach Tallin. Eigentlich wollte ich noch Mercury Tallinn gegen Kristiine gucken. Der Bus, den man mir zum Saku Stadion empfohlen hatte, fuhr allerdings vor meiner Nase weg. Schade, so habe ich ein reizvolles estnisches 4. Liga Spiel verpasst. In Anbetracht dessen, wie schlecht bereits die beiden Erstligapartien vom Sonntag waren, konnte ich damit leben. Alternativ erkundete ich die Innenstadt von Tallinn. Diese ist die schönste der drei Baltischen Hauptstädte, aber auch die überlaufenste, da sich hier Unmengen finnischer und britischer Sauftouristen tummeln.
    Nach einem kleinen Dinner nahm ich noch ein paar Bierchen zu mir. Als ich schon die Hose in den Kniekehlen hatte, fragte mich ein Engländer auf dem Zimmer, ob ich nicht Lust hätte, mit ihm ein paar Drinks zu nehmen. Wat ne Frage! Ja sicher! So gingen wir noch in eine Smokinglounge, um bei Zigarren und Bierchen den Abend ausklingen zu lassen. Dekadent, aber stilvoll, wie ich finde.



    Donnerstag, 27.07.06 bis Freitag, 28.07.06


    Gut ausgeschlafen gönnte ich mir am Morgen den Luxus eines Taxis und begab mich zum Fernbusbahnhof. Der Bus fuhr noch eine Runde durch Tallinn. Am Hafen stieg ein Typ meines Alters ein und setzte sich auf den einzig verbliebenen Platz, neben mich. Bis zur lettischen Grenze schwiegen wir uns gekonnt an, um dann bei der Passkontrolle zu merken, dass wir beide einen deutschen Pass haben. Nun kamen wir doch noch ins Gespräch und plauderten munter drauf los. Er hieß zufälligerweise auch Marius und hatte eine siebenmonatige Rucksackreise durch fast alle ehemaligen Sowjetstädte hinter sich. Nun war er auf dem Weg nach Riga zu einer „Painting Party“ am Freitagabend. Er bot mir an, mit dorthin zu kommen. Dort könnte ich auch übernachten. Da sagte ich natürlich nicht nein.
    Marius und ich teilten uns in Riga noch eine Riesenpizza und fuhren dann per Bus zu Zane. Sie würde die Party am nächsten Tag veranstalten. Zane wohnte nur knappe 500 Meter vom Skonto Stadion entfernt. Trotz dieses Zufalls kam ich leider ein viertel Stunde zu spät zum Anpfiff des UEFA Quali-Spiels zwischen Skonto Riga und Jeunesse Esch aus Luxemburg. Immerhin stand es noch 0 zu 0. Skonto gewann am Ende hochverdient mit 3 zu 0 und zog in die nächste Runde ein.
    Als ich in Zanes Wohnung zurück kam, waren bereits einige Leute damit beschäftigt, den bevorstehenden Umzug vorzubereiten. Marius und ich halfen kräftig mit und wurden dafür mit Bier belohnt.
    Eine Freundin von Zane veranstaltete am Abend eine Wohnungseinweihungsparty, welche diesen Namen nicht verdient hat. Knappe 10 Leute lungerten auf Sesseln und Sofas und Kissen rum und lauschten den leisen Klängen der gediegenen Musik. Es gab kein Bier(!!!), dafür aber einen 5-Liter-Kanister eines Vodka-Fruchtsaft-Mixes, welcher aber ziemlich schnell aufgebraucht war. Wir verließen die „Party“ und gingen noch in die Skylinebar im 26. Stockwerk des Hotel Latvia, wo wir bei toller Aussicht noch ein Bierchen genossen.
    In Zanes leergeräumter Bude rauchten wir noch eine Runde Wasserpfeife, begleitet von 2 bis 3 letzten Dosen Bier.
    Am nächsten Morgen erkundeten Marius und ich noch einmal den riesigen Markt von Riga.
    Am späten Nachmittag kreuzten mehr und mehr Partygäste auf. Schotten, Finnen, Franzosen und, und, und. Leider musste ich um 19:00 h aufbrechen, um meinen Flieger zu bekommen.
    Der Check In und das Ausgeben der letzten Lats verliefen noch reibungslos. Das Borden jedoch war ein einziges Chaos. Man schickte sämtliche Fluggäste (auch die der anderen Maschinen) kreuz und quer von einem Gate zum anderen. Mit einer knappen Stunde Verspätung hob der Flieger ab...