• VON UDO BONNEKOH


    (RP) Bernd Schneider und Paul Freier treffen sich in Frankfurt bei der Ab- und Anreise. Der verletzte „Schnix“ will gegen Tottenham wieder mitmachen. Rudi Völler setzt auf Stefan Kießlings Befreiungsschlag.


    Der eine ging, der andere kam. Bernd Schneider und Paul Freier gaben sich gestern gegen Mittag fast die Klinke in die Hand in jener Frankfurter Herberge, in der sich die deutschen Nationalspieler vorm Abflug zum Länderspiel auf Zypern versammelt hatten. Freier, der das letzte seiner bisherigen 18 Länderspiele 2005 in Düsseldorf mit mäßiger Leistung beim 2:2 gegen Argentinien unter Klinsmann/Löw absolvierte, gelangte auf Umwegen ins Aufgebot und verspätet in die hessische Metropole. Bundestrainer Löw erinnerte sich des 27 Jahre alten Leverkuseners erst, als dessen Kollege Schneider wegen Verletzung passen musste. Und der Bundes-Jogi scheiterte zudem beim ersten Versuch, Freier noch für den Sonntag nach Frankfurt einzubestellen, weil er offenbar nicht die neueste Handy-Nummer des Ex-Bochumers besaß. Ist ja auch schon eine Weile her seit dem letzten Anruf.


    Der Personaltausch Freier/Schneider zählt zu den speziellen Wechselfällen des Sportlerlebens: hoch erfreut der eine über sein mögliches Comeback in der ersten deutschen Auswahl, niedergeschlagen der andere, weil er, erstens, auf seinen 76. Einsatz im Trikot mit dem Adler warten muss und weil er, zweitens, Bayer Leverkusen am Samstag beim gewiss schwierigen Duell in Nürnberg fehlen wird.


    Für Schneider, der am Freitag sein 33. Lebensjahr vollendet, brachte die Untersuchung bei Dr. Müller-Wohlfahrt Gewissheit, dass er eine Zwangspause einlegen muss. „Es ist kein Faserriss, aber mehr als nur eine Zerrung“, berichtete „Schnix“, der aber nicht gleich 14 Tage der spielerischen Arbeit fern bleiben möchte. „Ich spekuliere darauf, dass ich gegen Tottenham wieder dabei bin“, bekräftigte Schneider. Die zweite Uefa-Cup-Gruppenpartie gegen Dimitar Berbatovs Engländer steigt am 23. November in der BayArena.


    Beinahe noch mehr als die Blessur im Oberschenkel schmerzte Schneider auch mit dem Abstand von fast zwei Tagen dieses elende 2:3 gegen die Bayern. „Das darf einfach nicht passieren, wenn du so kurz vor Schluss führst“, sagte er, „da musst du eben viel resoluter dagegen halten. “ Und ihn hat auch stark umgetrieben, dass „wir erst in Teilen der zweiten Halbzeit gezeigt haben, was wir können“.


    Paul Freier wird am Samstag in Nürnberg mit einiger Sicherheit den Platz von Schneider („Für den Paul ist das schön, dass er in der Nationalmannschaft nicht in Vergessenheit gerät“) einnehmen. Und es ist auch zu vermuten, dass Stefan Kießling sich in seiner fränkischen Heimat in Bayers Elf präsentieren kann. Nach seinem ersten Bundesliga-Tor für Leverkusen („Ich hab’das als Befreiung empfunden“) zumal. Schneider, der alte Fahrensmann, hat das Erlebnis dem jungen Mistreiter „natürlich gegönnt, aber wenn du verlierst, kannst du dich nicht richtig drüber freuen“. Rudi Völler freilich, der Chef, setzt fest darauf, dass Kießlings 1:1 so etwas wie eine Initialzündung war für weitere zählbare Taten. „Jetzt, da er das erste Tor gemacht hat, geht es bestimmt besser“, sagt Völler.


    rp-online