Bernd Schneider fällt aus, Gonzalo Castro wieder im Leverkusener Kader.
Der schwarze Audi, mit dem er gestern zum Training an der BayArena vorfuhr, trägt immer noch das Nürnberger Kennzeichen - zum Ummelden ist Stefan Kießling offenbar noch nicht gekommen, obwohl er mittlerweile seit knapp 20 Wochen bei Bayer 04 Leverkusen in Lohn und Brot steht. Es gab ja auch wirklich Wichtigeres in den vergangenen Monaten, zum Beispiel so rasch wie möglich im veränderten beruflichen Umfeld Fuß zu fassen. Und das ist dem jungen Mann weiß Gott schwer genug gefallen.
Zu Saisonbeginn für 5,5 Millionen Euro Ablöse und mit damit verbundenen riesigen Erwartungen vom 1. FC Nürnberg zum Werksklub gewechselt, hatte der 22-jährige Stürmer anfangs große Probleme, sich an neuer Wirkungsstätte zurechtzufinden und seinen Wert zu zeigen. Von einer schweren Hüftverletzung - erlitten in Diensten der deutschen U-21-Nationalmannschaft - wurde er zu Saisonbeginn erst mal zurückgeworfen, suchte danach lange nach seiner Form, blieb chronisch torlos und drohte - was das Schlimmste bei diesem speziellen Spielertyp gewesen wäre - bereits die ihm eigene Lockerheit zu verlieren. Trainer Michael Skibbe aber ließ sich davon nicht irritieren, und auch die anspruchsvollen Leverkusener Fans, die im Falle des anderen Neuzugangs Sergej Barbarez von Anfang an deutlich sensibler auf Formschwankungen reagierten, zeigten sich im Falle des blondgelockten Mädchenschwarms auffallend geduldig.
Am vergangenen Samstag aber fand seine persönliche Leidenszeit ein zumindest vorläufiges Ende: Gegen Meister FC Bayern verlor die Mannschaft zwar zu Hause mit 2:3, aber Stefan Kießling gelang das so ersehnte erste Pflichtspiel-Tor im Bayer-Trikot. „Das hatte schon was Befreiendes, nach all dem, was zuletzt auf mich eingeprasselt war“, erzählte der Angreifer gestern und fügte an: „Natürlich will ich schwer hoffen, dass damit der Knoten endgültig geplatzt ist.“ Beweisen kann und will er das Samstag in einem Spiel, das für ihn „nun wirklich keins wie jedes andere“ ist: Es geht in die fränkische Heimat zum ehemaligen Arbeitgeber 1. FC Nürnberg. In Bamberg ziemlich groß geworden (1,91 m), war er als 17-Jähriger zum „Club“ gekommen und hatte sich dort als Fußballer derart gut weiterentwickelt, dass er in der vergangenen Saison mehr und mehr ins allgemeine Blickfeld geriet und Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen weckte, von denen Bayer schließlich das Rennen machte.
Mutter, Vater, Schwester, Onkel, Cousinen und jede Menge Kumpels aus den alten Zeiten - sie alle wollen am Samstag seinetwegen ins Nürnberger Stadion kommen. „Natürlich freue ich mich riesig drauf“, verkündete Kießling, schränkte aber sogleich ein: „Erst mal muss ich abwarten, ob der Trainer mich überhaupt aufstellt.“
Michael Skibbe wollte sich dazu am Donnerstag noch nicht konkret äußern, sondern erst mal die beiden noch ausstehenden Trainingseinheiten abwarten. Sicher ist nur, dass Bernd Schneider wegen seiner Oberschenkelbeschwerden, die ihn schon für das Zypern-Länderspiel hatten absagen lassen, nicht mit nach Nürnberg reisen wird; er soll aber bis kommenden Donnerstag zum Uefa-Cup-Schlager gegen Tottenham Hotspur wieder fit sein. Zum Bayer-Kader gehört dagegen wieder Gonzalo Castro, der seine Schulterverletzung mittlerweile auskuriert hat und am vergangenen Dienstag beim 5:2-Testspielsieg über den belgischen Erstligisten SC Charleroi ein schmerzfreies Comeback gab.