Die eine Minute Nachspielzeit war schon abgelaufen, alle Spieler inklusive Jörg Butt versammelten sich am Nürnberger Strafraum. Der Freistoß von Voronin flog in die Mitte, Stefan Kießling schob seinen Körper in die Flugbahn – und den Ball um wenige Zentimeter am rechten Winkel vorbei.
Kein Tor, nicht der Ausgleich, Bayer 04 verspielt einmal mehr eine 1:0-Führung in einem nicht alltäglichen Bundesligaspiel.
Michael Skibbe musste auf die verletzten Bernd Schneider und Marko Babic verzichten. Dafür begannen Paul Freier und Gonzalo Castro. Und Skibbe setzte auf die offensive Variante mit Stefan Kießling im Angriff neben Andrej Voronin, Simon Rolfes saß vorerst auf der Bank.
In „seinem“ alten Stadion stand Kießling früh im Mittelpunkt. Pinola foulte den Ex-Nürnberger auf der linken Abwehrseite, den Freistoß brachte Voronin in die Mitte. Ahmed Madouni traf aus zehn Metern per Kopf den Innenpfosten, von dem der Ball ins Netz sprang (8.).
Schneller Ausgleich
Eine Führung, die keine fünf Minuten hielt. Ein Konter über Bayers entblößte rechte Seite führte über Saenko zu Vittek, der den Pass aus wenigen Metern ins lange Eck verlängerte (12.).
Ein turbulenter Auftakt, dem wenig folgen sollte. Beide Mannschaften fanden nicht ins Spiel, Fehlpässe und Fouls wechselten sich munter ab. Ein Kopfball von Juan flog über den Winkel, ein Schrägschuss vom sonst blassen Paul Freier am langen Eck vorbei (32.).
Richtig lag Schiedsrichter Markus Schmidt bei seinem Pfiff in der 38. Minute: Vittek stand bei seinem Treffer am Fünfmeterraum im Abseits.
Klare Fehlentscheidung
Aber völlig daneben lag Schmidt fünf Minuten später. Nach einem Pfostenkopfball von Juan setzten Kießling und Glauber nach, Kießling eher am Ball und Glauber trat den Bayer-Stürmer um. Kaum zu glauben, dass der Pfiff ausblieb, zumal Schmidt beste Sicht auf die Szene hatte.
Vielleicht steckte der Ärger darüber noch in den Köpfen, jedenfalls kam Bayer 04 vollkommen unkonzentriert aus der Pause. Schroth und Saenko ließen ihre Großchancen aus, ehe Schroth die dritte (!) nach 48. Minuten aus zehn Metern zum 2:1 nutzte.
Und es hätte noch schlimmer kommen können. Juan grätschte einen Kristiansen-Querpass in höchster Not zur Ecke, Butt wischte Glaubers Schuss mit Mühe um den Pfosten (54.).
Keine Ordnung
Bayer bekam keine Ordnung in die Defensive, ließ zwei weitere große Chancen zu. Kristiansen scheiterte frei aus 12 Metern an Butt, Schroth traf am Fünfmeterraum nur das Außennetz (61.).
Mit einem Doppelwechsel brachte Skibbe seine Mannschaft wieder auf Kurs. Simon Rolfes und Athirson kamen für Freier und Ramelow. Kießling setzte das erste Zeichen: Auf Rechtsaußen tunnelte er Paulus, zog in den Strafraum und schoss am langen Eck vorbei (65.).
Die Partie wurde immer ruppiger, Schmidt übersah auch einen üblen Tritt von Galasek gegen Barnetta.
Eigentor zum 2:2
Nürnberg baute mehr und mehr ab, daher nicht überraschend der 2:2-Ausgleich. Voronins Freistoß drückte Paulus – hart bedrängt von Madouni - über die eigene Torlinie (69.).
Jetzt wackelte der Club, Bayer scheinbar mit dem längeren Atem. Voronin vertändelte einen Überzahl-Angriff leichtfertig, Barbarez spitzelte eine Athirson-Hereingabe einen Meter links vorbei (82.).
Aber Nürnberg schlug doch noch zurück. Polaks Flanke von links verlängerte Juan nach hinten, Butt hatte das Tor verlassen und Saenke schob volley von halbrechts ein (85.).
"Wir sind verdammt enttäuscht. Hoffentlich können wir nächste Woche gegen Cottbus Richtung Mittelfeld springen", weiß Skibbe, dass Sonntag im Heimspiel gegen den Aufsteiger nur ein Sieg zählt.
1. FC Nürnberg: R. Schäfer - D. Reinhardt, A. Wolf, Glauber, Pinola - Galasek - Kristiansen, Mnari - Vittek, Schroth, Saenko
Bayer 04: Butt - Schwegler, Madouni, Juan, Castro - Ramelow - Freier, Barbarez, Barnetta - Kießling, Voronin
Tore: 0:1 Madouni (8.), 1:1 Vittek (12.), 2:1 Schroth (48.), 2:2 T. Paulus (69.), 3:2 Saenko (85.)
Einwechslungen: 62. Athirson für Freier, 62. Rolfes für Ramelow, 62. T. Paulus für Glauber, 73. Benko für Schroth, 84. Polak für Galasek, 87. de Wit für Castro
Gelbe Karten: Pinola, Glauber, D. Reinhardt - Schwegler, Ramelow, Barnetta
Schiedsrichter: Markus Schmidt
Zuschauer: 37.143
Stimmen zum Spiel.
Hans Meyer
"Wir haben schon souveräner gespielt. Leverkusen war in der ersten Halbzeit sehr organisiert, wir waren nicht mutig genug. Wichtig ist, dass wir nach zehn nicht gewonnen Spielen gesehen haben: Es geht."
Michael Skibbe
"Wir sind verdammt enttäuscht. Für uns ist es schade, weil wir häufig gut spielen und verlieren, das ist auf Dauer frustrierend. Hoffentlich können wir nächste Woche gegen Cottbus Richtung Mittelfeld springen."