Wunderwaffe im falschen Dress

  • München - Für Felix Magath war die Sache im Sommer klar. "Bayer Leverkusen ist diese Saison ein ganz heißer Kandidat auf die Meisterschaft."


    Der Meistertrainer irrt nicht oft. In diesem Fall aber scheint er weit daneben zu liegen. Bayer dümpelt in der Bundesliga im unteren Mittelfeld und hat zuletzt zweimal verloren.


    Da kommt der Uefa-Cup als kleine Abwechslung vielleicht gerade recht. Allerdings wartet mit den Tottenham Hotspurs ein heftiges Kaliber auf Bayer.


    Im Gepäck der Engländer: Dimitar Berbatow. Bayers Ex-Juwel, Bayers Ex-Torjäger, ehemals Bayers große Hoffnung.


    Zittern vor Berbatow


    Jetzt zittert die BayArena vor dem 25-Jährigen. "Es ist immer schwierig, gegen seinen ehemaligen Klub zu spielen. Aber jetzt spiele ich für Tottenham und werde versuchen, für meinen neuen Klub Tore zu schießen", sagt der Bulgare.


    Rainer Calmund bezeichnete Berbatow einst als "besten U-21-Stürmer Europas". Was dessen Anlagen anbelangt, hatte er damit auch gar nicht Unrecht.


    Phlegma als Problem


    Allerdings haftet ihm bis heute der Makel des "ewigen Talents" an. "Am besten läuft man ihm immer hinterher, um ihm in den Hintern zu treten", hat Jens Nowotny mal gesagt.


    Sein Phlegma ist auch in der harten Premier League noch sein treuer Wegbegleiter. In der Liga läuft es noch nicht rund, im Uefa-Cup dagegen wurde "Mitko" schnell zur Lebensversicherung für die Spurs.
    Bayers Sturmprobleme


    Bei Besiktas Istanbul traf er, den Club Brügge zerlegte er mit zwei Toren und einem Assist fast im Alleingang. Die 15,7 Millionen Euro, die von der Themse an die rechte Rheinseite flossen, scheinen gut investiert.


    Einen Teil der Berbatow-Gelder steckte Bayer in dessen legitimen Nachfolger Stefan Kießling. Nur trifft der bisher nicht wie gewünscht. Damit steht er seinen Sturmpartnern in Leverkusen unerfreulicherweise in nichts nach.


    Nur sieben der bisher 21 Ligatore gehen auf das Konto der Angreifer Kießling, Sergej Barbarez und Andrej Voronin. Was fehlt, ist ein echter Knipser wie Berbatow.


    Verblüffende Parallelen


    "Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Berbo. Wir haben Respekt vor ihm, aber keine Furcht. Er ist auch keine zusätzliche Motivation für unsere Spieler, dazu reicht der Name Tottenham schon", hofft Bayer-Coach Michael Skibbe.


    Die Parallelen zu Tottenham sind im übrigen verblüffend. Nach einer guten vergangenen Saison hofften die Londoner dieses Jahr auf den großen Wurf.


    Bisher sprang jedoch nur Tabellenrang 13 heraus. Auch Leverkusen hatte ja nicht nur Felix Magath auf seiner Meister-Rechnung.


    Sprunghafte Londoner


    Besonders die Sprunghaftigkeit der Mannschaft macht den Verantwortlichen und Fans der Spurs zu schaffen. Exzellente Auftritte wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit mit indiskutablen Leistungen ab.
    Einem 2:1-Sieg gegen Meister FC Chelsea Anfang November folgte keine acht Tage später ein peinliches 1:3 bei Aufsteiger FC Reading. Wie Skibbe steht deshalb auch Spurs-Coach Martin Jol in der Kritik.


    Trainerdiskussion kein Thema


    Bei Bayer zumindest will man von Trainerschelte aber nichts wissen. "Wir haben bisher zu wenig Zählbares eingefahren. Aber wir diskutieren das intern - wir reden mit dem Trainer und nicht über den Trainer", sagt Geschäftsführer Wolfgang Holzhäußer.


    Der Uefa-Cup bietet da eine willkommene Abwechslung zur Tristesse der Liga. Allerdings müssen auch da Siege her.


    "Wir wollen auch unter den ersten drei in unserer Gruppe landen und weiterkommen. Deshalb müssen wir nach unserem guten 1:1 am ersten Spieltag in Brügge gegen Tottenham nachlegen", fordert Skibbe.


    Allerdings benötigt er dafür jemanden, der das Tor trifft. Jemanden wie Berbatow.


    Stefan Rommel


    Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:


    Leverkusen: Butt - Schwegler, Madouni, Juan, Castro - Ramelow, Rolfes (Kießling) - Schneider, Barbarez, Barnetta - Woronin


    Tottenham: Robinson - Lee, Dawson, King, Assou-Ekotto - Ghaly, Zokora, Huddlestone, Davids - Defoe, Berbatow


    Schiedsrichter: Martin Hansson (Schweden)


    sport1