Von THOMAS GASSMANN
Leverkusen – Es hätte ein rundum versöhnlicher Abend in der BayArena werden können. 3:1 (1:0) gegen Cottbus – drei Tore aus dem Bilderbuch bescherten Leverkusen den langersehnten sportlichen Befreiungsschlag.
Die Anhänger feierten ihre Mannschaft, doch die Spieler stapften grußlos in die Kabine. Was war da los? EXPRESS fragte nach bei Simon Rolfes, Schütze des 2:1-Hammertores.
„Wir fanden es nicht gut, wie uns die Zuschauer im Spiel gegen Tottenham behandelt haben. Deshalb sind wir direkt in die Kabine gegangen.“ Hoppla! Nach den Schalker Presse-Boykotteuren strafen nun die Bayer-Profis ihre eigenen, zuletzt ungehaltenen Fans ab.
Sportchef Rudi Völler lobte – aber nur das Spiel seiner zuletzt von allen Seiten versohlten Profis: „Kompliment an die Mannschaft. Sie haben gefightet. Von der ersten bis zur letzten Minute. Nach diesem Sieg können wir wieder etwas nach vorne schauen.“
Endlich spürte man die spielerische Klasse des Ensembles und es kam auch wieder etwas Stimmung auf. Ausgerechnet der lange aussortierte Athirson (s. Bericht unten) war das Herz des Gute-Laune-Fußballs. Als der Brasilianer auf Touren kam, passierten spektakuläre Dinge.
Einen perfekten Konter schloss Sergej Barbarez zur Führung ab. Rolfes gelang mit einem Traumtor aus 20 Metern das 2:1. Voronin setzte den Schlusspunkt, nachdem er eine gefühlvolle Vorlage von Barbarez einnetzte. Danach war die Erleichterung groß im Lager Bayers. Statt Abstiegskampf geht nun der Blick wieder nach oben.
Trainer Michael Skibbe gab zu, dass man eine Menge Dusel gehabt hatte, mit einer weiteren Pleite in den Existenzkampf zu geraten. „Wir sind froh darüber, dass wir nicht noch in den Abstiegsstrudel geraten sind.“ Völler pflichtete Skibbe bei. „Man sieht ja beim Hamburger SV, wie schnell man da unten reinkommen kann und wie schwer es ist, da wieder heraus zu kommen.“
Ausgestattet mit neuem Selbstvertrauen will sich Bayer am Mittwoch für die 0:1-Pleite gegen Tottenham revanchieren. In Bukarest soll ein Sieg her. Dann gibt’s vielleicht auch die Versöhnung mit den Fans…
