Sieg: Mit Geduld und Schmackes

  • VON UDO BONNEKOH


    (RPO) Bayers Fußballer hatten am Sonntag nur eine kurze Phase der Irritationen zu überstehen. Beim Sieg gegen Cottbus überzeugte ein kämpferisches Kollektiv. Juan, Freier und Athirson ragen noch heraus.


    Nur nicht wieder vorschnell nach oben schielen, nicht wieder die große Wende ausrufen, wo nur eine kleine Etappe bewältigt wurde. Michael Skibbe jedenfalls wollte nach dem Leverkusener 3:1 in der Bundesliga gestern Abend gegen Cottbus von einer Annäherung an die Spitze nichts wissen. „Wir haben uns unten verabschiedet in Richtung gesichertes Mittelfeld“, sagte der Trainer, „und dort müssen wir uns nun stabilisieren.“


    15 Minuten lang war die Furcht förmlich zu greifen. 15 Minuten, in denen die Angst mitspielte nach dem Cottbuser Ausgleichstreffer durch Munteanu nach einem Konter, den Bernd Schneider zwei Mal versäumt hatte zu unterbinden. Als es aber so wirkte, als könnten die Leverkusener zum sechsten Mal eine Führung vergeigen, trat Simon Rolfes auf den Plan. Mit Schmackes schmetterte der Linksfuß die Kugel aus gut 20 Metern unter die Latte ins Glück. „Das war schon ‘ne wichtige Phase fürs Tor“, meinte der Blondschopf schmunzelnd und wollte sich über die voran gegangenen Irritationen gar nicht groß auslassen, „weil wir wussten, dass es ein Geduldsspiel werden würde“.


    Reichlich Langmut hatte bislang auch Athirson aufbringen müssen, der praktisch bis zum Duell mit den Bayern vor wenigen Wochen, als ihm die zwischenzeitliche 2:1-Führung gelungen war, in dieser Saison noch gar nicht stattgefunden hatte. Gestern durfte der Brasilianer, dessen Verpflichtung als Linksverteidiger vor eineinhalb Jahren ein einziges Missverständnis war, erstmals in dieser Spielzeit von Beginn an ran in der offensiven Rolle auf der linken Seite. Und als der Trauzeuge des überragenden Juan kurz vor Schluss für Stenman Platz machte nach einer prächtigen zweiten Hälfte mit starker Präsenz, großer Laufarbeit und gescheiten Flanken, da skandierten die Bayer-Fans mit feinem Gespür Athirsons Namen. „Ein Klassespiel“ attestierte ihm Skibbe. Und der winkte dankbar für soviel Zuneigung wie noch nie bei Bayer zurück auf die Ränge.


    Schon zuvor hatte die Nordtribüne der BayArena den Doppelpass gesucht. Adressat der gesanglichen Steilvorlage: Bayers Sportchef. „Hallo Rudi, hast Du uns gehört?“ sangen die Leverkusener Getreuen, gemünzt auf den Völlerschen Vorwurf, die eigenen Fans hätten das Team am Donnerstag gegen Tottenham im Stich gelassen.


    Neben Juan und Athirson machte in einem kämpferischen Kollektiv ohne jeden Schwachpunkt auch Paul Freier über rechts viel Betrieb. Den Treffer zum 1:0 durch den Rechtsschuss von Sergej Barbarez bereitete der Flügelspieler nach einem Klasse-Konter gekonnt vor. Und auch beim 3:1 von Voronin, dem Barbarez uneigennützig auflegte, hatte Freier in der Vorarbeit geschickt seinen Fuß im Spiel.


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