UDO BONNEKOH
(RP) Da muss das hoch bezahlte Leverkusener Fußball-Personal in dieser Woche irgend etwas nicht so richtig mitbekommen haben. Klar, Applaus ist das Brot des Künstlers. Doch vor dem anerkennenden Beifall, der auch gern in rhythmisches Rufen, in tragende Gesänge mutieren kann, hat in der Regel Leistung zu stehen. Insofern befinden sich alle, die Sport gegen Geld anbieten, in einer Bringschuld. Die Leverkusener Profis aber sind in dieser Saison zu oft zu vieles schuldig geblieben. Und die Unzufriedenheit der ständig anwesenden Kunden mit dem häufig fehlerhaften Bayer-Produkt Fußball entlud sich nun ausgerechnet gegen Tottenham – in einer Partie mit internationalem Anstrich, die Erinnerungen weckte an Bayers Hoch-Zeiten in der europäischen Ballsaison. Nun lässt sich gewiss über Stil streiten, aber Fans pflegen sich nun mal nicht in der Hochsprache auszudrücken und ihren Unmut schriftlich zu überbringen. Der Eruption der Anhängerschaft geht schließlich eine Geschichte voraus, die aus Kapiteln von uneingelösten Versprechen besteht, aus dauernden Vertröstungen, aus Enttäuschungen, aus Schönfärberei von unangemessen schlechten Darbietungen. Der Unmut des Publikums hat gewiss auch zu tun mit einer aus den Erfolgen der Vergangenheit genährten Anspruchshaltung. Fußball bei Bayer war große Oper, jetzt handelt es sich – im günstigen Fall – um kleines Kino. Gegen Cottbus war es ein netter Film mit Hauptdarstellern und Chargen, die sich tüchtig anstrengten in ihrer Not. Dass die Spieler sich am Ende den Fans, von denen es in Leverkusen nicht arg so viele gibt, verweigerten, war von albern kleinem Karo, schlicht kindisch.