Bayer setzt auf Trendwende
Die Mannschaft von Trainer Michael Skibbe ist beim Team der starken Rumänen klarer Außenseiter.
Bukarest - Ein Verkehrsflugzeug mittlerer Größe hat Bayer 04 Leverkusen mit Mannschaft, Stab und Fans noch einmal vollbekommen. Man kommt schließlich nicht jeden Tag nach Bukarest, und außerdem ist durchaus fraglich, ob man mit den Leverkusenern überhaupt noch mal irgendwohin kommt. Im 20. Jahr mischt Bayer 04 im europäischen Vereinsfußball mit, aber wenn eine Niederlage heute Abend (20.45 Uhr, DSF) bei Dinamo Bukarest zusammenfiele mit einem Sieg des FC Brügge gegen Besiktas Istanbul, dann ist Feierabend für Bayer 04. Für die laufende Saison sowieso. Und ob der kleingesparte Klub noch einmal die Kraft aufbringt, sich aus seiner schlechten Ausgangsposition in der Bundesliga heraus neu zu qualifizieren, erscheint doch fraglich.
Solch trübe Gedanken macht sich Michael Skibbe nicht: „Das Ausscheiden ist ein Szenario, über das ich jetzt keine Kommentare abgebe“, sagt der Trainer, der weiter auf die verletzten Carsten Ramelow und Tranquillo Barnetta verzichten muss, „wir haben gute Möglichkeiten, in Bukarest zu gewinnen.“ Seinen Geschäftsführer hat Dinamo etwas mehr beeindruckt, Wolfgang Holzhäuser würde einen Sieg durchaus als „Sensation“ werten. Das Gute für Leverkusen: Ein Unentschieden lässt alle Chancen, um den Einzug in die nächste K.-o.-Phase im letzten Spiel zu Hause gegen Besiktas Istanbul klarzumachen.
Ein Sieg wäre schöner, nicht nur für Leverkusen, sondern für den gesamten deutschen Fußball. Die Rede ist von der sogenannten Uefa-Fünfjahreswertung, nach der die Plätze pro Verband in den Europapokal- Wettbewerben verteilt werden. Diese Wertung ist in der Praxis ein schwer nachvollziehbares Zahlenmonstrum. Doch das Prinzip ist einfach. Die Leistungen aller Klubs werden durch die Zahl der Spiele pro nationalem Verband dividiert. Nach jeder Spielzeit fällt die sechs Jahre zurückliegende Saison aus des Wertung. Deutschland belegt Rang fünf, Rumänien sprang vor dieser Saison von 25 auf zehn, ist jetzt Siebter und könnte den WM-Dritten bald überholen.
Das würde Deutschland ab 2008 / 09 einen seiner beiden Fix- Starter in der Champions League kosten - wenn die Deutschen nicht besser spielen oder bei der Uefa eine Änderung des Modus durchboxen, wie es Karlheinz Rummenigge, der Vorstand von Bayern München, bereits fordert. Es sind bisher die drei großen Bukarester Klubs, die den Aufschwung des rumänischen Fußballs tragen, Steaua, der amtierende Meister, Dinamo, der 14-fache Titelträger und Rapid. Steaua ist der Krösus der Divizia A, auch wenn der Etat von zehn Millionen Euro kaum für die Zweite Liga in Deutschland reichen würde. Aber in Rumänien verdient ein Topstar wie Dinamos Torjäger Viorel Ganea (früher VfB Stuttgart) nur 200 000 Euro pro Jahr. Für etwas weniger kann man bereits den neuseeländischen Nationaltorwart Glen Moss oder den ghanaischen WM-Teilnehmer Zé Kalanga bekommen - alles aktuelle Spieler bei Dinamo.
Noch nie hat Leverkusen gegen eine rumänische Mannschaft im Europacup gespielt. Leverkusens einzige Brücke nach Rumänien ist Ioan Lupescu, der von 1990 bis 1996 für Leverkusen am Ball war und heute Generalsekretär des rumänischen Fußball-Verbandes ist. Aber Lupescu hat für den Abend Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund und einige andere alte Weggefährten eingeladen - damit war der Weg für den Bayer-Klubchef Holzhäuser versperrt. Calmund und er kommunizieren über Anwälte oder gar nicht. Auch wenn sie heute im Stadion derselben Mannschaft Beifall klatschen.
Dinamo Bukarest: Gajew - Blay, Moti, Radu, Pulhac - Serban, Cristea, Margaritescu, Munteanu - Ganea, Niculescu; - Bayer 04: Butt - Castro, Juan, Madouni, Babic - Freier, Schneider, Rolfes, Athirson - Barbarez, Woronin. - Schiedsrichter: Lopes Ferreira Joao Francisco (Portugal).