Die tiefen Furchen, die die Niederlage in Bukarest am Mittwochabend in Michael Skibbes Stirn gegraben hatten, waren am Morgen danach nicht mehr zu sehen. Aber in den Worten des Trainers von Bayer 04 Leverkusen Klang eine Menge Frust und Enttäuschung mit. Erstmals räumte mit Skibbe ein Leverkusener Offizieller Defizite in der Personalplanung ein: „Wir haben unsere Abwehr nach den Abgängen von Jens Nowotny und Clemens Fritz nicht neu strukturiert bekommen. Wir machen immer wieder die gleichen Fehler und leisten Schützenhilfe bei Gegentoren“, sagte der Trainer. Besonders Ahmed Madouni durfte sich angesprochen fühlen. Der Verteidiger hatte mit einem schweren Fehlpass den Ausgleich für Bukarest vorbereitet, der die Wende im Spiel brachte. „Mangelnde Konzentration“ und „Nachlässigkeiten“ prangerte Skibbe an: „Das ist nicht das internationale Niveau. Wenn das bis zum Winter so weitergeht, werden wir in der Bundesliga Probleme bekommen und im Uefa-Cup sicher ausscheiden“, sagte der Coach nach dem 1:2 bei Dinamo Bukarest.
Die Welt der Wünsche
Dass Letzteres noch nicht passiert ist, liegt am milden Modus der Gruppenphase: Mit nur einem Sieg aus vier Spielen, nämlich gegen Besiktas Istanbul am 14. Dezember, könnte Leverkusen noch die Runde der letzten 32 Teams erreichen. „Es ist besser, dass wir gegen Besiktas gewinnen müssen. Wir können sowieso nicht auf Unentschieden spielen“, sagte Mittelfeldspieler Simon Rolfes.
Am Samstag muss Leverkusen zunächst wieder in der Bundesliga antreten. Die Personalprobleme reisen mit nach Bielefeld. In der Schüco-Arena werden weiter Kapitän Ramelow und Mittelfeldspieler Tranquillo Barnetta fehlen. Marko Babic hat sich in Bukarest leicht verletzt und könnte ausfallen. Leverkusens Verantwortliche rechnen zu diesem Trio noch den langzeitabwesenden Roque Junior und den seit Monaten verletzen Alexander Meyer hinzu, um mit Verletzungspech zu argumentieren. In der Tat versuchte Skibbe am Mittwoch erneut, eine Rückkehr Meyers als Ansatz einer Lösung zu verkaufen - ein 23 Jahre junger Mann mit der Erfahrung von 25 Bundesligaspielen bei Absteiger MSV Duisburg.
Manchmal wirkt die Präsentation möglicher Heilsbringer bei Leverkusen etwas herbeigewünscht. Auch die Wintertransfers des letzten Jahres, Michal Papadopulos und Fredrik Stenman, trabten eine Weile als Hoffnungsträger über den Trainingsplatz, ehe sie sich als Mitläufer herausstellten. Immer wieder muss Skibbe die Transfer-Irrungen der sportlichen Leitung unter Rudi Völler in Taktik und Ergebnisse umsetzen. Er tut es glücklos, aber tapfer: „Mehr ist finanziell nicht drin“, sagte der Trainer am Donnerstag auf die Frage nach Verstärkungen.
Leverkusens Mängelliste umfasst nicht nur die Abwehr. Aber im Sturm sieht Skibbe „keinen Handlungsbedarf“, obwohl in Bukarest sowohl Andrej Woronin als auch Stefan Kießling erneut schwach spielten. „Dinamo war nicht viel besser, aber sie haben wenigstens einen Angriff“, sagte Leverkusens Ex-Profi Ioan Lupescu, jetzt Generalsekretär des rumänischen Fußballverbandes. Claudiu Nicolescu nutzte die Leverkusener Abwehr- und Organisationsprobleme zu zwei Treffern und erhöhte sein Konto im laufenden Wettbewerb inklusive Qualifikation auf zehn. Leverkusens gesamte Mannschaft hat im Uefa-Cup erst fünfmal getroffen. „Die Chancenverwertung ist derzeit unser Problem“, sagte Sportchef Rudi Völler, der sogar fand: „Bis zum Strafraum machen wir ein gutes Spiel.“ So viel gute Miene zum schwachen Spiel ging sogar Skibbe zu weit. „Andrej hat nur zwei, drei Bälle berührt und sofort verloren“, schimpfte Skibbe über Woronin.