Die schöne Parallelwelt auf dem Acker

  • Rudi Völler hatte das beste Gespür für das Spiel: In der 80. Minute erhob sich der Bayer-04-Sportdirektor und verließ seinen Platz in der Schüco-Arena in Bielefeld. Es war klar, dass er nichts mehr verpassen würde. Es war ein Nachmittag, der schnell vergessen wird. Nur das, was zählt, ist wichtig: Nach dem 15. Spieltag beträgt Leverkusens Rückstand auf das Saisonziel, einen Platz im Uefa-Cup, nur fünf Punkte. Man muss diese Überlegung an den Anfang einer Erörterung über das 0:0 bei Arminia Bielefeld stellen, weil der Tabellenstand für die Trainer und die Klubs das einzige Kriterium ist. Welche Rolle spielt es, dass der Punktgewinn für beide Seiten und fast völligen Verzicht auf Spielkultur zustande kam? Es war ein schlechtes Fußballspiel auf einem schlechten Platz (den der Trainer des Gastgebers einen „Acker nannte“), das zudem noch von einem schwachen Schiedsrichter geleitet wurde - alles zusammengenommen keine Umstände, um den 20 459 Zuschauern im Stadion und dem TV-Publikum großen Spaß zu bereiten.


    Aber die Bundesliga führt nur Ergebnisdiskussionen und spricht ungern über Qualität, auch wenn die miserablen Ergebnisse im Uefa-Cup dies schon längere Zeit nahelegen würden. Wieweit sich das Beurteilungs-Universum der Trainer abkoppeln kann vom Blick des Restes der Welt, das demonstrierte am Samstag Michael Skibbe, der Leverkusener Coach. Der freute erstens sich darüber, dass seine Abwehr ohne Gegentor geblieben war. Und zweitens hatte der 41-Jährige beschlossen, lieber mit einer guten Viertelstunde zufrieden zu sein, anstatt sich über fünf elende Viertelstunden zu ärgern. „Wir haben am Anfang richtig gut Fußball gespielt. Wir wollten gleich druckvoll beginnen, um die Müdigkeit nach dem Bukarest-Spiel abzuschütteln“, sagte Skibbe über die erste Phase. Da profitierte Bayer 04 von schweren Fehlern der unsortierten Bielefelder Abwehr und kam zu drei großen Chancen, die Sergej Barbarez vergab. Allerdings traf der Leverkusener Stürmer dabei keinmal das Tor, auch nicht, als er Torwart Matthias Hain schon umspielt hatte (6.). Das war Leverkusens größte Torchance, denn Barbarez' Kollegen machten es nicht besser. Der offizielle Statistikbogen wies in der Kategorie „Schüsse auf das Tor“ für Bayer 04 eine Null aus - womit der Leverkusener Anteil an dem torlosen Langweiler statistisch sauber begründet wäre.


    Der zweite Leverkusener Stürmer, der nicht aufs Tor schoss, war Stefan Kießling. Trainer Skibbe hatte noch am Donnerstag erklärt, ein Platz in der Startelf für den 21-Jährigen sei „gegenüber den anderen nicht zu rechtfertigen“. Doch Andrej Woronin hatte den Trainer beim 1:2 im Uefa-Pokal kämpferisch und läuferisch nicht überzeugt. Also erhielt Kießling seine Chance und erfüllte Skibbes Erwartungen und Befürchtungen: Kämpferisch und läuferisch einwandfrei, aber fußballerisch noch nicht reif für die Startelf einer ambitionierten Bundesliga-Mannschaft. „Er hat toll gefightet in der Anfangsphase. Da hatte er tolle Szenen. Er hat einen Schritt nach vorn bei uns gemacht und ich bin mit der Leistung so weit ganz zufrieden“, verteidigte Skibbe den U-21-Nationalspieler. „Für mich war das ein Schritt nach vorn“, fand Kießling.


    Bielefelds Offensivabteilung brachte im Gegensatz zu Leverkusen immerhin fünf Bälle auf das Tor, die Torwart Hans-Jörg Butt alle sicher parierte. „Letztendlich müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein. Er hilft uns weiter“, sagte Skibbe, der nach vier englischen Wochen über die Pause bis zur Partie am Freitag gegen Hertha BSC froh ist: „Wir haben Zeit zum Wundenlecken.“ Skibbe wird erneut umstellen müssen: Karim Haggui, der Ahmed Madouni vertrat, sah eine unberechtigte Gelbe Karte und ist gesperrt, weil es für ihn die fünfte Verwarnung der Saison war. Den Kräfteverschleiß führte auch Bernd Schneider an. „Es war heute eine Willensfrage. Spielerisch waren nur die ersten 15 Minuten gut. Man sieht, dass die Akkus immer leerer werden“, sagte Schneider, für den es im Kalenderjahr 2006 das 53. Spiel war.


    KStA

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann