Weihnachtsstress

  • VON UDO BONNEKOH


    (RP) Leverkusener Ein- und Ansichten nach der Nullnummer in Bielefeld: Ein Punkt reicht in gewissen Situationen und an einer „vernünftigen Hinrunde“ fehlen zumindest Siege gegen Berlin und Istanbul.


    Andrej Voronin entwickelte eine hohe Geschwindigkeit – beim Verlassen des Platzes unmittelbar nach dem Leverkusener 0:0 in Bielefeld. Der Ukrainer schloss sich erst gar nicht der Mannschaft an beim Schwenk hinüber zu den wenigen Fans. Dem Stürmer ging es offenbar total gegen den Strich, dass er erst in der letzten Viertelstunde aufs Feld und damit den Kollegen Stefan Kießling ablösen durfte, den Michael Skibbe im Nachklang zu Voronins dürftiger Darbietung in Bukarest vorgezogen hatte. „Der Stefan hat toll gefightet, das Spiel hat ihn einen Schritt nach vorne gebracht“, betonte der Leverkusener Trainer, was sich verstehen ließ als Rechtfertigung seines Personalwechsels und als moralische Stützaktion des zumeist unglücklich werkelnden Franken.


    Dieses ärmliche 0:0 hat die Leverkusener auch allgemein ein Stück nach vorn gebracht – von zehn auf acht ging es in der Hitliste des deutschen Fußballs. „Es gibt Situationen, in denen musst du mit einem Punkt zufrieden sein“, sagte der diesmal sehr gut disponierte Jörg Butt mit dem Blick von hinten. „Das heißt ja noch nicht, dass du mit dem Saisonverlauf zufrieden bist.“ Zu einer Korrektur bis hin zur Balance im Gefühlshaushalt bleiben noch zwei Wochen mit drei Spielen. Weihnachtsstress auf andere Art. „Du musst gegen Hertha BSC am Freitag sowieso gewinnen, und in Dortmund musst du auch was holen. Und im Uefa-Cup wollen wir überwintern, also müssen wir Istanbul schlagen. Fertig, aus“, sagt Butt, „erst dann können wir von einer einigermaßen vernünftigen Hinrunde reden.“


    In Bielefeld ging es aber zumindest in der Offensive mal wieder drunter und drüber, weil Barbarez einmal mit Gegners Hilfe und einmal nach einem schönen Pass von Marko Babic allein aufs Tor zulief, aber nichts draus machte. Und Stefan Kießling, hastig wie immer, wurde zweimal zu Unrecht ins Abseits gepfiffen, wobei natürlich offen bleiben musste, ob ihm mehr gelungen wäre als dem Mitstreiter Barbarez.


    So einigten sich alle Leverkusener beim Abtrieb von der Alm auf eine Einsicht. „Wichtig war, dass wir mal zu Null gespielt haben“, meinte etwa Simon Rolfes und schob ein Argument nach, das die Öffentlichkeit zu beachten habe: „Wir durften diesmal keinen Rückstand hinnehmen, weil es schwer geworden wäre, ihn auszugleichen nach den zwei englischen Wochen, die wir in den Knochen haben.“


    Was sonst noch als Positivum blieb? Juan bot wieder Orientierung als bei Standards offensiv orientierter Abwehrmann und Bernd Schneider auch als Zentralfigur. Der Rest vor Butt war mehr oder weniger Schweigen.


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