Die Folgen des Glücks

  • VON STEPHAN KLEMM, 10.12.06, 19:56h


    Leverkusen - Weil das Glück in diesen Tagen schon mal so nett ist, sich exklusiv um Bayer 04 Leverkusen zu kümmern, bewirbt sich der Klub natürlich weiter um die Gunst dieser unsichtbaren Hilfe. Die letzte Glücksstunde vom vergangenen Freitag hatte ja durchaus interessante Folgen, der 2:1-Sieg gegen Hertha BSC Berlin ist noch nicht mal die wichtigste. Leverkusen hat es dadurch tatsächlich geschafft, in der Tabelle nach vorne zu krabbeln, der Rückstand auf die von Bayer als Minimal-Saisonziel ausgegebene Qualifikation für den Uefa-Pokal, also Rang fünf, beträgt nur noch zwei Punkte. Sollte am kommenden Donnerstag noch ein Erfolg gegen Besiktas Istanbul hinzukommen, fällt der Jahresabschluss sogar positiv aus: Leverkusen wäre dann nicht nur in der Bundesliga auf Kurs, sondern könnte auch im Uefa-Cup überwintern. Das wäre dann allerdings ein Grund, sich bei höheren Mächten in Form vieler ritueller Opfergänge zu bedanken. Denn bisher spielte Bayer in dieser Saison eher gruselig als annehmbar.


    Immerhin scheint das unverhoffte Dreipunkte-Erlebnis gegen Berlin bei Trainer Michael Skibbe die Wahrnehmung für die aktuellen Realitäten freigelegt zu haben. Am Sonntag sagte er rückblickend: „Die ersten 20 bis 25 Minuten gegen die Hertha waren das Schlechteste, was wir bisher in dieser Saison angeboten haben.“ Ein erstaunlicher Satz für Skibbe, der es bisher noch immer geschafft hat, alles Misslingen in Worte des Gelingens zu kleiden. Wesentlich für die noch verbleibenden Aufgaben - am kommenden Sonntag gastiert man noch in Dortmund - sei aber durchaus eine Leistungssteigerung, findet Skibbe: „Das traue ich meiner Mannschaft auch auf jeden Fall zu.“ Ein erstes Halbjahres-Fazit liefert der Fußballlehrer gleich auch noch: „Ich habe mir durchaus mehr versprochen, sowohl von den Leistungen als auch von den Ergebnissen her.“


    Das Team von Besiktas Istanbul ist derzeit Zweiter der türkischen „Süper Lig“ - „das allein spricht für die Stärke des Teams“, sagt Skibbe. Den 2:1-Sieg gegen Kayserispor haben Co-Trainer Peter Hermann und Scout Willibert Kremer beobachtet, die Erkenntnisse, die Skibbe aus diesem Match bisher vorliegen, klingen so: „Das wird brutal schwer für uns.“


    Und trotzdem ist er „total froh, dass wir uns mit einem Sieg gegen Besiktas für die wirklich schlechten Auftritte in Bukarest und gegen Tottenham auf internationaler Bühne rehabilitieren können“. So sieht es auch Sportchef Rudi Völler, der den Erfolg über Hertha als „sehr, sehr wichtig“ bezeichnet, weil er „Moral für die restlichen Aufgaben in 2006“ gibt. Denn klar sei auch: „Man hat gesehen, dass wir verunsichert sind. Alles andere wäre gelogen.“


    Gegen Istanbul wird Kapitän Carsten Ramelow weiter wegen einer Knöchelverletzung fehlen, während Innenverteidiger Ahmed Madouni (Oberschenkel-Verletzung) wohl wieder zur Verfügung stehen wird.

    http://www.ksta.de/jks/artikel.jsp?id=1162473161358