"Für einen K.o. gibt es keine Entschuldigung"

  • München/Leverkusen - Für Bayer Leverkusen geht es gegen Besiktas Istanbul (ab 20.15 Uhr LIVE) um Alles oder Nichts.

    Nur mit einem Sieg im letzten Spiel der Uefa-Cup-Gruppenphase können die Rheinländer noch den Einzug in die Runde der letzten 32 schaffen.
    Nach dem blamablen Scheitern des HSV in der Champions League und dem unglücklichen Ausscheiden der Frankfurter Eintracht aus dem Uefa Cup, wäre ein Erfolg der Bayer-Elf auch für den deutschen Fußball enorm wichtig.
    Es droht nämlich der Verlust des dritten Champions-League-Platzes ab der Saison 2008/09.


    Bei Sport1.de spricht Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler über die Bedeutung der Partie für Bayer und für die Bundesliga, das bisherige Abschneiden im Europacup und den internationalen Stellenwert des deutschen Fußballs.
    Sport1: Welche Bedeutung hat das "Endspiel" für Bayer Leverkusen?
    Rudi Völler: Wir sind aufgrund der ausgeglichenen Gruppe in der wirklich glücklichen Lage, dass wir mit einem Heimsieg gegen Besiktas die nächste Runde noch erreichen können. So eine Chance bekommt man nicht so oft und die wollen wir natürlich nutzen. Und wenn wir das nicht schaffen, gibt es auch keine Entschuldigung.
    Sport1: Was macht Sie zuversichtlich, dass die Mannschaft weiterkommt?
    Völler: Wir haben in den letzten Heimspielen das so umgesetzt, wie ich mir das vorstelle. Wir sind sehr aggressiv aufgetreten und das müssen wir gegen Besiktas auch machen. Denn Istanbul ist vor allem spielerisch sehr stark. Da müssen wir mit körperlicher Präsenz dagegen halten. Und das wir selber Fußball spielen können, haben wir schon unter Beweis gestellt.
    Sport1: Trotzdem hat die Mannschaft wenig Konstanz in der Hinrunde gezeigt. Wo sehen Sie die Gründe?
    Völler: Vor drei, vier Wochen standen wir für unsere Verhältnisse sehr schlecht in der Tabelle und waren auch im Uefa-Cup abgeschlagen. Das war sehr unbefriedigend. Aber jetzt haben wir sieben Punkte aus den letzten drei Bundesligaspielen geholt und können im Uefa-Cup in die nächste Runde einziehen. Wir können also noch aus einer bescheidenen eine befriedigende Vorrunde machen - wenn auch keine gute.
    Sport1: Ist Bayer angesichts des Abrutschens in der Fünfjahreswertung auch für den deutschen Fußball in der Pflicht?
    Völler: Diese Pflicht haben ja auch schon einige andere Vereine vor uns nicht unbedingt erfüllt. Deshalb wäre es nicht gerecht, alles auf uns abzuladen. Aber unabhängig davon wollen wir natürlich weiterkommen. Und wenn wir damit auch Punkte für die Fünfjahreswertung holen können, umso besser.
    Sport1: Trotzdem kann die Bundesliga nicht zufrieden sein mit dem Abschneiden im Europacup.
    Völler: Im Uefa-Cup ist die Kritik sicherlich nicht unberechtigt. In der Champions League ist zwar nur Bayern München im Achtelfinale, aber trotzdem hat Bremen sich hervorragend verkauft. In einer Gruppe mit den beiden Titelfavoriten Barca und Chelsea kann man auch Dritter werden, deshalb hat Werder keinesfalls enttäuscht.
    Sport1: Wie sehen Sie insgesamt den Stellenwert des deutschen Fußballs am Ende des WM-Jahres 2006?
    Völler: Positiv. Bei der Weltmeisterschaft haben wir uns sportlich und als Gastgeber sehr, sehr gut verkauft. Natürlich gibt es Klubs in Spanien oder England, die finanziell wesentlich bessere Möglichkeiten selbst im Vergleich zu Bayern München besitzen. Daher wird es da immer gewisse Unterschiede geben. Trotzdem ist die Bundesliga attraktiv, das sieht man ja allein an den Zuschauerzahlen. Aber natürlich würden uns auch Erfolge im Europacup gut tun.
    Sport1: Und wie beurteilen Sie die Perspektiven für Bundestrainer Joachim Löw mit der Nationalmannschaft?
    Völler: Ebenfalls absolut positiv. Was ganz wichtig ist und sich in den letzten Jahren geändert hat: Wir haben viel mehr junge Spieler als vor vier oder fünf Jahren, die in der Nationalmannschaft eine gute Rolle spielen können. Und dahinter haben wir auch noch viele Talente. Das sieht man allein daran, dass die meisten Akteure aus der U 21 und der U 20 in ihren Vereinen Stammspieler und Leistungsträger sind. So etwas hat es zu meiner Zeit als Teamchef nicht gegeben.


    Das Gespräch führte Martin Volkmar



    Quelle: Sport1.de