Castros Aufstieg: Bayer-Stammkraft mit EM-Hoffnung

  • 14.12.2006 10:46 Uhr


    Leverkusen (dpa) - Seinem Spitznamen macht «Speedy Gonzalos» alle Ehre. Der 19-jährige Gonzalo Castro hat beim Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen eine Blitzkarriere gemacht und ist zu einem Kandidaten für die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz geworden.


    «Ich wäre schon zufrieden, wenn ich bei der EM nur dabei sein dürfte. Schließlich bin ich dann erst 21 Jahre alt», sagte der in Wuppertal geborene Sohn spanischer Eltern. Bei Bayer 04 ist Castro, der seit seinem Debüt in der Saison 2004/05 insgesamt 44 Spiele in der Eliteliga absolviert hat, schon eine fest Größe. «Ich fühle mich sehr wohl in der Mannschaft und spiele keine schlechte Rolle», sagte der zuletzt als linker und auch als rechter Verteidiger eingesetzte Jung-Profi. Als unantastbare Stammkraft fühlt er sich aber längst nicht: «Wenn ich schlechte Leistungen bringe, sitze ich auch wieder auf der Bank.»


    In dieser Spielzeit musste er nur eine Zwangspause einlegen, weil er sich am 14. Oktober beim VfB Stuttgart eine schwere Schulterverletzung zuzog. Es folgte eine vierwöchige Zwangspause. Für ihn war es doppeltes Pech: Schließlich hatte er am Spieltag zuvor gegen Schalke 04 (3:1) seinen ersten Tore-«Doppelpack» geschafft.


    Etabliert hat sich Castro auch in der deutschen U21-Auswahl, in der er bisher elf Mal eingesetzt wurde. «Ich habe mich dort vom ersten Tag an wohl gefühlt», sagte gelernte Sport- und Fitnesskaufmann. Da er auch den spanischen Pass besitzt, hätte Castro bis zum 21. Lebensjahr auch die Möglichkeit gehabt, für iberische Nationalteams zu spielen. Und obwohl Castro ein paar Partien in der spanischen U19 bestritten hat, traf er «die schwierigste Entscheidung meines bisherigen Lebens» zu Gunsten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Ob er bereits auf dem Zettel von Bundestrainer Joachim Löw steht, weiß Castro nicht: «Es gab noch keinen Kontakt.»


    Während er in Leverkusen zurzeit ein festes Glied in der Viererkette ist, spielt er im U21-Team eher in dem von ihm bevorzugten Mittelfeld. «Jetzt ist die Verteidiger-Position in Ordnung, doch ich muss das ja nicht mein Leben lang machen», hofft Castro. Doch Ansprüche will der von Bayer-Sportdirektor Rudi Völler als «absoluter Charakterspieler» bezeichnete talentierte Aufsteiger lautstark nicht stellen. «Ich bin zufrieden, wie es ist», meinte «Gonzo», der beim Werksclub noch einen Vertrag bis 2010 besitzt.


    Die Gefahr, durch den schnellen Aufstieg den Boden unter den Füßen zu verlieren, sieht er für sich nicht. Im Gegenteil: «Ich kann gut mit der Sache umgehen», versichert Castro. Unterstützung und auch Wertschätzung erhält er von Michael Skibbe. «Mit seiner Entwicklung bin ich sehr zufrieden. Er ist schnell, zweikampfstark und kann auch bei hohem Tempo guten Fußball spielen», lobte der Bayer-Trainer. Er warnte aber auch zugleich: «Nach so einem kometenhaften Aufstieg kann man auch schnell abstürzen. Deshalb ist es besser, wenn er noch eine Weile in der U21-Nationalmannschaft und bei Bayer spielt.»
    (dpa)


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