Mann mit Mikrofon

  • Leverkusens Stefan Kießling rettet sein missratenes Spiel


    Am Freitag verfolgte Stefan Kießling die Auslosung ür den Uefa-Pokal mit großer Gelassenheit. Über das Los für Bayer Leverkusen mit den Duellen gegen Blackburn Rovers in der dritten Runde freute sich der 22-jährige Angreifer mit den Kollegen. Die Aufgabe gegen den Tabellen-Sechzehnten aus England ist attraktiv, aber durchaus lösbar. Wie seine Mitspieler hofft Kießling heimlich, Bayer Leverkusen zur besten Uefa-Cup-Saison seit dem Pokalgewinn 1988 verhelfen zu können.


    Am Vorabend waren seine Gefühle noch wesentlich verwirrter gewesen. Die Stimmung bei den Leverkusenern nach dem 2:1 (0:0) gegen Besiktas Istanbul erinnerte an die besten Zeiten in der Champions League, aber Kießling hatte dennoch die Flucht ergriffen. Der Stürmer wollte sofort in die Kabine eilen, wurde aber von Michael Skibbe aufgehalten. "Ich wollte ihn wieder in den Kreis der Mannschaft ziehen", sagte der Bayer-Trainer, der Kießling zurück zu den Teamkollegen schickte. Der Kapitän der U 21-Nationalmannschaft war, wie so oft in den vergangenen Wochen, schwer frustriert wegen seiner enttäuschenden Leistung. Widerwillig bewegte er sich mit den Mitspielern vor die Fantribüne der Leverkusener Arena.


    Der eigene Anhang hatte ihn beim 2:1 gegen Hertha BSC sechs Tage zuvor noch ausgepfiffen und seine Auswechslung gegen Andrej Voronin verlangt. Doch nun forderte ihn der Chef der Fans auf, sich auf ein Podest zu begeben und in ein Mikrofon die Kommandos für den beliebten Humba-Gesang ( Der Derichs lernt es nie! , Strelczyk ) zu rufen. Das Stimmungsritual begann der Angriffsspieler zögernd. Seine Kollegen saßen in einer Reihe im Strafraum, und 2 500 Fans feierten die Mannschaft, unter der Regie von Kießling, der eigentlich in der Kabine allein sein wollte. Nach der Jubel-Prozedur aber wirkte der große Blonde erleichtert, endlich konnte auch er den Abend genießen.


    Die Leverkusener werteten die Qualifikation in die Runde der besten 32 Teams des Uefa-Pokals als Durchbruch, denn endlich hatte das Team einmal sein wahres Leistungsvermögen gezeigt. Nur der eine Viertelstunde vor Spielschluss einwechselte Kießling lief wieder seiner Form hinterher. Skibbe sprach von "vielen missratenen Aktionen", lobte ihn aber dennoch. Denn Kießling hatte die späten Tore von Bernd Schneider (77.) und Sergej Barbarez (86.) zur 2:0-Führung vorbereitet. Bei seinem Kopfball und einer Parade des Besiktas-Torwarts Vedran Runje verursachte Baki Mercimek einen Foulelfmeter, den Marko Babic vergab und Schneider im Nachschuss verwertete. Vor dem Treffer von Barbarez, der den Ball nur einschieben brauchte, schoss Kießling Runje an.


    Im nächsten Jahr will der Offensivspieler wieder an jene Form anknüpfen, wegen der ihn Bayer für 5,5 Millionen vom 1. FC Nürnberg verpflichtete und ihn zum Kandidaten von Bundestrainer Joachim Löw werden ließ. "Ich bin froh, dass das Jahr 2006 bald vorbei ist. In Nürnberg hatte ich drei konstante Jahre. So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte er vor dem letzten Bundesligaspiel des Jahres am Sonntag in Dortmund. "Ich weiß nicht, was mit mir los ist", sagte Stefan Kießling. Nach einem guten Saisonstart fiel er Anfang September in ein Loch, nachdem er sich im U 21-Länderspiel gegen Nordirland eine schwere Adduktorenverletzung zugezogen hatte. Dass die Leverkusener mit nur einem Sieg gegen Istanbul auf der europäischen Bühne verbleiben, fand sogar Trainer Skibbe seltsam: "Wir haben es erst im vierten Anlauf fertig gebracht, das erforderliche Niveau zu zeigen. Unsere Leistungen vorher waren untauglich."


    Gregor Derichs


    BZ

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann