Dortmund - Hohn, Spott und ein gellendes Pfeifkonzert: Nach einer erneut schwachen Heimvorstellung von Borussia Dortmund wird der Abschied von Trainer Bert van Marwijk in der Winterpause immer wahrscheinlicher. Nur zwei Siege aus neun Heimspielen lautet die Bilanz der Westfalen nach der 1:2 (0:1)-Niederlage gegen Bayer Leverkusen. Damit verpasste der BVB den Sprung auf Platz sechs und einen halbwegs versöhnlichen Jahresabschluss. Nun überwintern die Leverkusener auf dem sechsten Rang.
„Wir werden am Dienstag die aktuelle Situation analysieren und daraus Schlüsse ziehen“, meinte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und wollte sich nicht mehr auf einen Verbleib von van Marwijk festlegen. Andrej Woronin (24.) und Stefan Kießling (74.) besiegelten mit ihren Treffern den dritten Auswärtssieg der Rheinländer und brachten damit gleichzeitig die Dortmunder Volksseele zum Kochen. Auch der Anschlusstreffer von Martin Amedick fünf Minuten vor dem Ende brachte keine Beruhigung. „Wir haben die Schnauze voll“ skandierten erneut die BVB-Fans auf der Südtribüne und verhöhnten ihr Team mit Sprechchören wie „Oh, wie ist das schön“ oder „Einer geht noch rein“.
„Ich weiß nicht, ob es was Schlimmeres für einen Spieler gibt als diesen Galgenhumor“, meinte Nationalspieler Christoph Metzelder: „Aber das ist der Unmut der Fans, und den müssen wir verstehen.“ Der Innenverteidiger sah jedoch nicht den Trainer als das Hauptproblem an, sondern Einstellungsprobleme. „Wenn wir uns aus uns selbst heraus nicht motivieren können, dann kann man hier jeden Trainer hinstellen, dann ändert sich nichts“, sagte Metzelder.
Auch Watzke hatte Verständnis für die Reaktion der Fans. „Es tut weh, wenn dir Sarkasmus entgegenschlägt“, sagte der Geschäftsführer: „Aber es ist immer noch der bessere Weg, als wenn man die Mannschaft niederprügelt. Und wer uns vor allem zuhause hat spielen sehen, der kann das verstehen, dass die Fans frustriert sind.“
Dabei begann der BVB vor 66.155 Zuschauern viel versprechend und verbreitete mit einigen guten Kombinationen Hoffnung auf bessere Zeiten. Der Südafrikaner Steven Pienaar sowie Amedick vergaben die Chance zur Dortmunder Führung, bevor der Brasilianer Athirson den ersten Leverkusener Torschuss abfeuerte. Doch wie schon beim 1:3 in Schalke dauerte die Borussen-Herrlichkeit nur 15 Minuten.
In der Folge präsentierte die Borussia, die auf sechs Stammspieler verzichten musste, eklatante Abwehrschwächen. Das Chaos nutzte Woronin völlig freistehend zum Führungstreffer, bevor der Ukrainer in der 28. Minute aus kurzer Distanz seinen zweiten Treffer verpasste und wenig später auch Nationalspieler Bernd Schneider sowie Paul Freier eine weitere Chance kläglich ausließen. Mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert schickten die enttäuschten BVB-Anhänger ihre Mannschaft in die Kabine.
Zwar versuchten die aufopfernd kämpfenden, aber erneut unorganisierten Dortmunder, bei denen der Abschied von van Marwijk zum Saisonende ohnehin schon beschlossene Sache ist, den Ausgleich mit der „Brechstange“ zu erzwingen, doch es fehlte an Konsequenz und Ideen im Angriff. So blieb es zunächst bei zwei Chancen des erneut schwachen Matthew Amoah sowie von Florian Kringe, bevor der eingewechselte Kießling den zweiten Treffer für Leverkusen markierte. So stimmten die Dortmunder Fans ironische Hohn-Gesänge an und dokumentierten, was sie von den Heimvorstellungen ihrer Mannschaft in der laufenden Saison hielten.
sid