Nummer drei lebt

  • Verteidiger Roque Junior kämpft in der Rückrunde mit Bayer 04 um seine letzte Chance in Europa.


    Das verspätete Weihnachtsgeschenk für Bayer 04 Leverkusen kommt um 14.02 Uhr in einer dunklen Limousine an der BayArena an. Als Roque Junior seine Schritte Richtung Kabine lenkt, unterm Arm ein Täschchen mit Sportzeug, da begannen auch die Pessimisten zu glauben, dass der 30-Jährige in Kürze auf dem Leverkusener Trainingsplatz gegen den Ball treten würde - zumindest, nachdem ihm ein Ordner half, die Tür zu öffnen. Um 15 Uhr begann Trainer Michael Skibbe mit der ersten Einheit im neuen Jahr, und tatsächlich befand sich Roque Junior mit der Nummer drei im Rudel der Profis. Um 15.03 Uhr schließlich war die Gruppe komplett. Da erschien Stürmer Andrej Woronin, der - angeblich wegen eines verspäteten Fliegers - die Zeitvorgabe knapp verpasst hatte. Ein menschlicher Zug, der aber im Profifußball nicht geduldet, sondern von einem Strafenkatalog erfasst wird. Woronin muss in die vom Stürmerkollegen Stefan Kießling geführte Mannschaftskasse einzahlen, ein Umstand, der von den Kollegen mit hämischem Applaus begrüßt wurde.


    Danach schoben sich der Ukrainer und eben Roque Junior in den Partnerübungen den Ball zu, auch am Abschlussspiel nahm Roque Junior teil. „Ich bin okay und habe keine Schmerzen. Das erste Spiel ist in 20 Tagen. Ich hoffe, dass ich dann spielen kann“, sagte der Brasilianer. Roque Junior am 28. Januar im Einsatz beim Rückrundenstart bei Alemannia Aachen - das wäre angesichts der über ein Jahr dauernden Probleme mit seiner rechten Achillessehne eine große Überraschung. Deswegen warnt Trainer Skibbe vor allzu viel Optimismus: „Wir müssen abwarten, wie die Sehne auf die tägliche Belastung reagiert.“ Der Weltmeister von 2002 hatte vor der Abreise noch vier Einheiten beim FC Sao Paulo absolviert. Davor waren mehrere Comeback-Versuche gescheitert. Unter Belastung kehrten die Schmerzen zurück.


    Bereits das Leverkusener Wintertrainingslager 2006 hatte Roque Junior seinerzeit verlassen, um sich in seiner Heimat behandeln zu lassen. Seitdem absolviert er für Bayer 04 nur zwei Partien am Saisonende - ein verzweifelter und letztlich vergeblicher Versuch, eine WM-Nominierung zu erhaschen. Danach war der Brasilianer nicht mehr in Leverkusens aufgetaucht. Bayer 04 hatte viel Arbeit damit, seine Rückkehr anzukündigen und wieder abzusagen sowie alle Verdächtigungen zu dementieren, es handele sich bei dem 2004 verpflichteten Profi um einen eiskalten Abzocker und Schönwetterspieler. Immerhin hatte Roque Junior schon Skibbe-Vorgänger Klaus Augenthaler genervt, weil er sich gegen Spritzen ins damals verletzte Knie sträubte und sich in der Heimat behandeln ließ. Nachdem der Streit um die Lohnfortzahlung für Jens Nowotny so viel Schlagzeilen gemacht hatte, betonte Bayer stets, im Fall des Brasilianers zahle die Berufsgenossenschaft, und zwar ausschließlich.


    „Er ist in einer beschissenen Situation“, sagte Manager Michael Reschke im Herbst und meinte: Der Vertrag des Spielers in Leverkusen läuft am Saisonende aus. Seine vorherigen Europastationen in Leeds und Siena waren kein Ruhmesblatt für den Innenverteidiger, der 2003 mit dem AC Mailand die Champions League gewann. Wenn Roque Junior im Sommer mit erst 30 Jahren in Europa noch einen Klub finden will, anstatt in der Heimat oder in Asien zu tingeln, dann muss er in der Rückrunde auflaufen. Michael Skibbe würde das gern erleben: „Ein Roque Junior in guter Verfassung ist für unsere Mannschaft auf jeden Fall eine Verstärkung.“


    KStA

    Im Übrigen bin ich der Meinung, daß wir Meister werden !!! -Irgendwann