Eine sehr lange und sehr intensive Beziehung

  • VON CHRISTIAN OEYNHAUSEN, 08.01.07, 21:44h


    Jetzt kehrt der ehemalige DFB-Teamchef als Sportchef von Bayer 04 Leverkusen zurück in seine Wahlheimat.


    Rom - Für die Ausflüge von Freizeitmannschaften wäre das „La Borghesiana“ vor den Toren Roms eine unglückliche Wahl. Wer mal so richtig die Puppen tanzen lassen will, ist hier falsch. Aber Bayer 04 Leverkusen ist ja keine Thekenmannschaft, sondern will in Ruhe arbeiten. Und Ruhe gibt es satt in der von Wacholder und Pinien gesäumten Anlage, einer Mischung aus Hotel und Sportschule, innen eher gemütlich-rustikal als glamourös. Man kann sich hier abschotten. Deswegen kommt Italiens Nationalteam gern her. Deswegen war auch die deutsche Elf 1990 vor dem WM-Finale im „La Borghesiana“ zu Gast. Für Rudi Völler, damals deutscher Mittelstürmer, ist dieses Hotel schon deshalb ein Ort mit vielen Erinnerungen. Für Leverkusen auch, Bayer 04 gastiert bereits zum fünften Mal hier. Zu Zeiten der Trainer Berti Vogts und Christoph Daum war Rom das bevorzugte Winterquartier für Leverkusen, hier wurde seinerzeit die „Bayer-Trainercombo“ um Berti Vogts, Pierre Littbarski und Wolfgang Rolff der staunenden Öffentlichkeit präsentiert. Lange her, damals gab es noch einen Winter in Deutschland.


    Völler und Rom, das ist eine noch viel längere und intensivere Geschichte. Die schönste Zeit seiner aktiven Laufbahn sei die beim AS Rom gewesen, hat Völler oft gesagt. Fünf Jahre, 45 Tore in der Serie A, ein Pokalsieg und natürlich: Aus Rom stammt seine Frau Sabrina.


    Rudi Völler hat es bis zum Kapitän der Roma gebracht, die Liebe beruht auf Gegenseitigkeit: Er kann nicht länger eine Minute irgendwo stehen bleiben, ohne erkannt und angesprochen zu werden - und sei es, um ihm mitzuteilen, dass man Anhänger von Juventus Turin ist. Wer das miterlebt, der kann verstehen, was Völler bewogen hat, 2004 noch einmal in Rom anzuheuern. Es war eine schwierige Mission: Coach Cesare Prandelli gab den Job wegen der Krebserkrankung seiner Frau auf. Völler übernahm und scheiterte. Nach 26 Tagen war die Mission schon wieder zu Ende. „Der Fehler war, dass ich überhaupt gekommen bin. Die Mannschaft war so was von nicht fit. Ich weiß nicht, was die in der Vorbereitung gemacht haben“, sagt Völler. Er warf hin, und weil es nach dem Rücktritt als DFB-Coach bereits sein zweiter Rückzug im Jahr 2004 war, schien Völlers Image beschädigt.


    „Heute ist alles vergessen“, sagt Völler. Am Mittwoch wird er sich das Pokalspiel der Roma gegen den FC Parma ansehen. Wie es um seinen Ex-Klub damals bestellt war, bekam das römische Publikum dann in der Champions League vorgeführt, als Superstar Francesco Totti Leverkusens Carsten Ramelow trat - zuvor hatte er im Hinspiel seine legendären hautengen gelben Radlerhosen vorgeführt.


    Im Winter 04 / 05 kehrte Völler auf den Sportchef-Posten in Leverkusen zurück. Es hätte einen schönen Symbolgehalt, wenn der 46-Jährige ausgerechnet in Rom seine Vertragsverlängerung als Sportchef mit Leverkusen bekannt geben könnte. Dass es dazu kommt, steht wohl nicht mehr in Frage: Es geht offenbar nur noch um die Frage der Laufzeit: „Kontinuität in dieser Position ist wichtig“, sagt Völler. Und seine persönlichen Bedingungen kann Leverkusen erfüllen: „Wir werden auch weiter die Möglichkeit haben, in der Bundesliga im oberen Drittel mitzuspielen.“


    Die Unterschrift bei Bayer 04 wäre dann wohl das endgültige Ende seiner Trainerlaufbahn: „Wenn man hier verlängert, dann bist du auch erstmal hier“, sinniert Völler. Und damit weg vom Markt der Coaches: „Ich habe mir zwar schon überlegt, noch mal Trainer zu machen. Es gab immer wieder Angebote, Nationaltrainer zu werden, auch jetzt nach der WM. Es ist nicht leicht, Trainer eines anderen Landes zu sein, aber viele andere haben es auch gemacht.“

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