VON DIRK MESCH, 08.01.07, 21:17h
ROM. Er ist nach wie vor ein Ereignis hier. Wenn Rudi Völler in der „Ewigen Stadt“ auftaucht, in der er als Spieler des AS Rom von 1987 bis 1992 als „fliegender Deutscher“ gefeiert und vergöttert wurde, dann lächeln die Römer. „Rrruuudi Wwwölller“, haucht auch jetzt entzückt der unrasierte Mittfünfziger den Namen des einstigen Stürmerstars, als er den Leverkusener Sportdirektor auf der Trainingsanlage des Hotels „La Borghesiana“ erkennt und mit erhobenen Daumen auf ihn zukommt. Ein freundliches Schwätzchen mit dem seligen Verehrer, ein Autogramm für eine nicht minder hingerissene, aber weitaus jüngere Dame - die Popularität Völlers in der italienischen Metropole ist ungebrochen.
„So ist das hier, dazu noch die ganzen Journalisten, die natürlich alle wissen, dass ich da bin - manchmal ist es der pure Stress“, sagt der Geliebte. Ja, geliebt wird er immer noch von den „Romanisti“. Daran konnte auch der gescheiterte Versuch als AS-Trainer 2004 nichts ändern, den er nach 26 Tagen im Amt frustriert für beendet erklärte. „In der ganzen Sache gab es nur einen Fehler: Ich hätte nie herkommen dürfen“, resümiert Völler, der seinerzeit für den aus privaten Gründen zurückgetretenen Claudio Cesare Prandelli nur eine Woche vor Saisonstart spontan eingesprungen war. „Die waren so was von untrainiert . . . das ging gar nicht.“
Den konsequenten Abgang verübelt hat ihm niemand. „Da gibt es überhaupt keine Schwierigkeiten“, versichert Völler, obgleich es zwischen Bayer und den Gelb-Roten („Giallorossi“) anschließend auch noch zwei knüppelharte Champions-League-Duelle gab, aus denen die Null-Vierer letztlich als Sieger hervorgingen. Heute steht Völler häufig in telefonischem Kontakt mit Roms Manager Daniele Pradé und bedauert, dass sein Ex-Club den Leverkusenern während ihres einwöchigen Trainingslagers nicht als Sparringspartner zur Verfügung stehen kann, weil er am Mittwoch im italienischen Pokal gegen den FC Parma antreten muss. Mit Lazio Rom hätte es fast hingehauen, doch dann bekam der große Lokalrivale ein lukratives Angebot, beim Turnier in Dubai mitzukicken, wo auch Bayern München derzeit kräftig Kasse machen will. Jetzt misst sich Bayer am Donnerstag mit dem Viertligisten Cisco Rom, dem neuen Club des Ex-Lazio-Kapitäns und bekennenden Faschisten Paolo di Canio.
Bis dahin hat Völler möglicherweise schon die Weichen für seine persönliche Zukunft gestellt. Wie bei Trainer Michael Skibbe und Manager Michael Reschke läuft der Vertrag des Sportdirektors aus. Er lässt durchblicken, dass er verlängert, „obwohl ich schon manchmal noch überlegt habe, nicht wieder als Trainer zu arbeiten“. Angebote waren da, auch und vor allem nach der Weltmeisterschaft, als Nationaltrainer ins Ausland zu gehen. „Ich habe sie abgelehnt“, betont Völler schnell. Die Entscheidung pro Bayer steht. Solange der Club weiterhin internationale Ambitionen hegt. „Zehnter zu werden ist nicht mein Ziel“, sagt Völler. Der Rudi will weiter fliegen.
http://www.rundschau-online.de…ikel.jsp?id=1162484294055