VON RALPH ELSENr
(RP) René Adler hat eine entbehrungsreiche Zeit hinter sich nach einem spät erkannten Rippenbruch. Erst eine Operation brachte Besserung für Bayers Torhüter, der Geduld gelernt hat und sich keine Frist setzt fürs Comeback.
Am vorläufigen Ende der Leiden steht eine tragende Erkenntnis – jetzt, da die Kollegen sich in Rom in der Vorbereitung tummeln. „Ich hätte mehr auf meinen Körper hören und die Schmerzen nicht ignorieren sollen. Falscher Ehrgeiz eben.“ René Adler, der zweite Torhüter bei Bayers Fußballern hinter Jörg Butt, sagt das ruhig und unaufgeregt. Ganz so, als könne ihm das in Zukunft so schnell nicht mehr passieren. Wie ein Geläuterter, obwohl er nächste Woche gerade mal 22 wird. Der noch kein Bundesliga-Spiel bestritten hat, obwohl er sich im Nachwuchsbereich einen glänzenden Namen gemacht hat. Der bei diversen großen Turnieren mit den deutschen Junioren-Teams den Ruf erwarb, „einer der besten Torhüter Europas seiner Altersklasse“ zu sein, wie es etwa DFB-Coach Dieter Eilts mal formuliert hat, und schon Anfragen von Manchester United und Arsenal London vorliegen hatte.
Solche Auszeichnungen und Komplimente machen einen forschen Jungen mit überproportional ausgeprägter Zielstrebigkeit natürlich ungeduldig. Mittlerweile indes hat er die Langsamkeit entdeckt. Freilich nicht aus freien Stücken. Ein Rippenbruch wurde lange nicht als Ursache für seine anhaltenden Rückenprobleme erkannt. Als die Diagnose endlich stand nach vielen Besuchen bei einem Bochumer Spezialisten, schlug die Therapie mit einigen Wochen Ruhe nicht recht an. Ende September letzten Jahres bekam Adler zwar grünes Licht vom Doc, die „zum Teil massiven Schmerzen sogar beim Atmen“ aber blieben. Adler entschied sich schließlich dazu, eine andere ärztliche Meinung einzuholen, diesmal bei einer orthopädischen Koryphäe in München. Und die zeigte ihm auf, dass konservative Heilungsmethoden nicht fruchten und nur ein Eingriff Hilfe bringen kann. Am Nikolaustag lag René Adler auf dem Operationstisch. Eine Platte wurde auf die gebrochene Rippe gesetzt und mit vier Schrauben verankert. „Keine ungefährliche Geschichte, weil die Lunge in Mitleidenschaft hätte gezogen werden können“, meint der gebürtige Leipziger.
Mittlerweile liest sich seine Prognose wieder recht günstig. Ein Kontrollröntgen in der vergangenen Woche ergab, dass in zwei Wochen damit zu rechnen sei, dass der Spalt zwischen den Knochen geschlossen sei. Und Adler hat mit neuem Mut im Rehazentrum in Donaustauf mit Lauftraining und Kraftübungen begonnen. „Endlich“ sagt er und klingt dabei keineswegs ungeduldig. Fristen, wann er denn wieder richtig fliegen kann im Kasten, setzt sich der Keeper nicht mehr. Für ihn zählen die kleinen Fortschritte. Und aufbauende Anrufe von Freunden wie dem Neu-Bremer Clemens Fritz. „Beim Fritzi hat man ja gesehen, wie schnell alles auch wieder gut aussehen kann. Der lag lange flach nach seinem Wadenbeinbruch und ist nun Nationalspieler“, meint Adler.
Erstmals in seiner Karriere, die im Jugendbereich immer glatt und geschwind verlief, „ohne Gegenwind“, wie er selbst sagt, steht der Drängler im Stau. Und stellt eine interessante These auf: „Vielleicht muss man mal ganz unten gewesen sein, wenn man ganz nach oben kommen will.“ Diesem Zielhat er noch nicht abgeschworen. Da ist René Adler noch ganz der Alte.