Galoppierende Spieler und ein Neuer

  • VON DIRK MESCH, 10.01.07, 21:12h


    ROM. Es liegt natürlich nicht am schönen Wetter, dass Michael Skibbe dieser Tage einen auffallend zufriedenen Eindruck macht. Das frühlingshafte Klima in Borghesiana, der „Comune di Roma“ gut 30 Kilometer östlich der Italienischen Hauptstadt, hebt selbstredend die Laune. Doch die gute Stimmung des Trainers von Bayer 04 Leverkusen hat andere Gründe: Seine Pferdchen traben nicht, sie galoppieren. „Es läuft wirklich ausgezeichnet, die Spieler zeigen ein erkennbar gutes Engagement und hohe Qualität. Hier wird richtig guter Fußball gespielt“, lobt Skibbe seine Jungs über den grünen Klee.


    Dort, wo sich der heutige Sportdirektor Rudi Völler 1990 mit der Nationalmannschaft drei Tage lang auf das gewonnene WM-Finale gegen Argentinien vorbereitete und auch Bayer-Profis unter den Trainern Christoph Daum und Berti Vogts schon den Weihnachtsspeck abtrainierten, herrscht also wieder eitel Sonnenschein. Trotz einiger kleiner Schattenspiele, wie beispielsweise der Erkenntnis, dass der heute aus Rio de Janeiro anreisende Brasilianer Athirson nach seinem Rippenbruch keine erkennbaren Fortschritte gemacht hat. „Es sieht noch nicht prickelnd aus“, sagt Skibbe, „Athirson hat nach wie vor Atemprobleme und wird hier nur weiter untersucht und behandelt. Er kann noch nichts machen.“


    Was den Trainer allerdings nicht wirklich treffen kann, weil er den Linksoffensiven für den Rückrundenstart bei Alemannia Aachen am 28. Januar selbst bei einem guten Heilungsverlauf ohnehin kaum hätte einplanen können. Anders liegt der Fall bei Roque Junior. Der Weltmeister von 2002 scheint seine chronische Achillessehnenverletzung, die ihm seit dem deshalb abgebrochenen letzten Wintertrainingslager in Marbella nur zwei Pflichtspieleinsätze gestattete, endgültig überwunden zu haben. Im Training grätscht und rennt der Brasilianer, dass es eine Trainer-Freude ist, vor allem aber Roques Freundschaft mit dem Ball lässt Skibbe mit der Zunge schnalzen: „Wenn man ein Jahr lang weg vom Fenster war - mich überrascht das. Er hat schon wieder eine tolle Spieleröffnung und eben Erfahrungswerte, von denen die ganze Mannschaft profitieren kann.“


    Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der gestern einen Kurztrip zur DFL-Sitzung nach Frankfurt einschob und abends wieder in Rom eintraf, spricht von einem „Neuzugang“. „Und zwar ein sehr guter“, ergänzt Skibbe.


    Heute im Testspiel gegen die italienischen Viertligisten Cisco Rom soll sich Roque Junior eine Halbzeit lang erstmals wieder unter Wettbewerbsbedingungen beweisen. „Ich fühle mich gut“, erklärt der Brasilianer selbst. „Natürlich brauche ich noch etwas mehr Training, aber bis Aachen haben wir ja noch mehr als zwei Wochen. Ich denke, dann bin ich so weit.“


    Nicht so weit ist zumindest heute Karim Haggui, der tunesische Verteidiger hat leichte Adduktorenprobleme und wird gegen Cisco vorsorglich geschont. Ansonsten dürfen bis auf die beiden Ersatztorhüter Benedikt Fernandez und Erik Domaschke alle Mann auf einen Einsatz hoffen. Auch Jan-Ingwer Callsen-Bracker, an dem Holger Fach, der neue Trainer des Zweitligisten SC Paderborn, Interesse zeigte. Vergeblich, der Abwehrspieler (22) lehnte die offizielle Anfrage ab. Er will sich bei Bayer durchbeißen. Was ihm bisher nicht gelang und angesichts der sich ankündigenden „Auferstehung“ des ewigen Patienten Roque Junior einer Herkulesaufgabe gleichkommt.

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