ERSTELLT 12.01.07, 20:51h
Andrey Voronin ist ukrainischer Nationalspieler und kickte bei der WM 2006 gegen die Besten der Besten. Dirk Mesch sprach in Rom mit ihm.
Frage: Herr Voronin, Ihr Berater hat nach diesem Trainingslager einen Gesprächstermin mit der Bayer-Geschäftsführung. Werden Sie Ihren Vertrag in Leverkusen verlängern?
Voronin: Ich weiß noch nicht, ob ich bleiben werde. Es gibt vieles zu besprechen. Ich habe jetzt drei Jahre in Leverkusen verbracht und davor eines in Köln. Insgesamt bin ich jetzt schon seit zwölf Jahren in Deutschland - das ist ein bisschen zu viel für mich. Meine Karriere dauert auch nicht mehr so schrecklich lange, deshalb bin ich immer bereit, etwas zu ändern. Allerdings muss es sportlich, finanziell und privat passen. Ein paar Angebote habe ich schon. Sollte ich wirklich gehen, werde ich aber bis zuletzt mit Sicherheit alles geben für Bayer Leverkusen.
Frage: Zuletzt war die Rede von Dynamo Kiew und Schachtjor Donezk, den Spitzenclubs in Ihrer Heimat . . .
Voronin: Die rufen mich jedes Jahr an. Ukrainische Mannschaften, russische auch. Aber solange ich hier in Westeuropa noch Angebote bekomme, ist das für mich kein Thema.
Frage: Sie wirkten während der Bundesliga-Hinrunde gelegentlich ziemlich unzufrieden . . .
Voronin: Als ich nach der WM wieder nach Leverkusen kam, war es auch nicht so erfreulich für mich. In manchen Zeitungen hieß es, der Voronin ist nicht mehr gut genug, in anderen, der Voronin kann gehen. Das ist nicht besonders schön. Und wenn dann der Kießling für fünf Millionen geholt wird und auch noch der Barbarez, dann müssen die natürlich spielen. Ich wusste schon vorher, dass ich nicht erste Wahl war.
Frage: Fühlten Sie sich überflüssig?
Voronin: Ich bin nicht der Typ, der gerne auf der Bank sitzt. Deshalb habe ich mit dem Trainer gesprochen. Er hat mir gesagt, dass ich bleiben soll, ich würde meine Chance schon bekommen. Darauf habe ich gewartet. Ich denke, ich habe sie genutzt und alles richtig gemacht.
Frage: Was man von Stefan Kießling noch nicht behaupten kann . . .
Voronin: Der Kies ist ein ganz netter Kerl. Er macht Witze und ist eigentlich total locker, aber die Presse hat ihn unter Druck gesetzt. Er wollte immer viel zu viel machen und hat zu sehr nachgedacht. Das habe ich ihm auch mal gesagt. Der Kies kann von mir lernen, so wie ich auch von Sergej lernen kann.
Frage: Sie helfen einem direkten Konkurrenten?
Voronin: Wenn er zu mir kommt, gebe ich ihm mit Sicherheit einen Rat. Es ist ja nicht meine Schuld, wenn er nicht spielt oder seine, wenn ich auf der Bank sitze. Das ist allein die Entscheidung des Trainers.
Frage: Michael Skibbe hat oft bedauert, dass Dimitar Berbatov zu den Tottenham Hotspur gewechselt ist. Ihnen müsste der eigentlich auch fehlen, schließlich stellten Sie zusammen mit ihm einmal das beste Stürmerpaar der Bundesliga . . .
Voronin: Es tut mit gar nicht weh, dass der Berbo weg ist. Wir waren nicht befreundet. Er ist ein komischer Typ, der nicht so gern mit den Spielern geredet hat. Ich vermisse ihn nicht. Dass wir beide zusammen so viele Tore gemacht haben, lag ja nicht nur an ihm und an mir, sondern an der ganzen Mannschaft. Die hat damals einfach sehr gut funktioniert. Jetzt mit Sergej komme ich auch klar. Er ist kein Egoist.
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