VON SVEN WINTERSCHLADEN, 18.01.07, 22:28h
Der Fußball-Oberligist zeigt beim 1:1 gegen die Profis von Bayer Leverkusen eine starke Leistung.
Bergisch Gladbach - Dieser Abend wird Adam Kasprzik noch einige schlaflose Nächte bereitet haben. Normalerweise sitzt der 19-Jährige beim Fußball-Oberligisten SSG 09 Bergisch Gladbach auf der Bank. Sein Herz aber hängt auch an Bayer Leverkusen. Er ist ein glühender Fan des Bundesligisten. Als die SSG 09 Bergisch Gladbach während der Woche ein 1:1 (0:1) in einem Testspiel gegen die Mannschaft von Michael Skibbe erreicht hatte, vereinten sich die sportlichen Lieben Kasprziks vor 1300 Zuschauern in der Belkaw-Arena. „Das ist ein denkwürdiges Erlebnis. Ein Traum ist wahr geworden“, schwärmte der talentierte Torwart später. Dabei spiegelte sich der Glanz in seinen Augen wieder, schließlich hatte er in der zweiten Halbzeit eine starke Leistung gezeigt und kein Gegentor kassiert. Die Bayer-Stürmer Andrej Woronin und Michal Papadopoulos verzweifelten an Kasprziks überragenden Reaktionen.
Diese ist man von Stammkeeper Sven Forsbach schon lange gewohnt. Das einzige Gegentor des Abends konnte Forsbach, der im ersten Abschnitt das Tor hütete, auch nicht verhindern. Nach einer sehenswerten Einzelaktion stand Paul Freier plötzlich freistehend vor dem SSG-Gehäuse. Der Nationalspieler versenkte den Ball souverän zum 1:0 für die Gäste (38.). „In der ersten Halbzeit haben wir sehr gut in der Defensive agiert, aber wir waren in der Offensive zu ängstlich, da hätte ich mir etwas mehr Mut gewünscht. Trotzdem bin ich natürlich stolz auf meine Jungs“, sagte Lars Leese nach der Partie.
In der Pause hatte der SSG-Coach sein komplettes Personal ausgewechselt. „Gegen Bayer will jeder mal spielen“, begründete Leese den Kompletttausch. Schlechter wurde es allerdings nicht. Zwar kam Bayer Leverkusen durch Paul Freier (69.), Andrej Woronin (78.) und Michal Papadopoulus (70., 73. und 80.) zu guten Gelegenheiten. Den einzigen Treffer im zweiten Abschnitt erzielte aber Linus Werner. Der SSG-Stürmer zeigte nach langer Durststrecke gute Ansätze und stocherte den Ball zum 1:1-Endstand über die Linie (62.). „Unglaublich, das ist das Schönste, was ich bislang erlebt habe“, stammelte der Torschütze, „dieses positive Erlebnis wird mir auch in der Rückrunde einen Schub geben. Ich weiß, dass ich mehr Tore machen muss.“
Fast wäre der Außenseiter sogar als Sieger vom Platz gegangen, als plötzlich Ahmad Sieah und Tobias Balduan völlig alleine auf das Gästetor zustürmten. Als Sieah quer auf Balduan passte, stand dieser vor dem leeren Tor, auch der Keeper war schon bezwungen. Aber Balduan geriet es in Rückenlage und zielte in den Bergisch Gladbacher Nachthimmel in Richtung des hell erleuchteten Bayer-Kreuzes, anstatt einfach ins Bayer-Tor. „Wahrscheinlich hatte ich zu viel Zeit“, ärgerte sich Balduan später, in Wirklichkeit wollte er die Gäste wohl nur nicht völlig blamieren.
Obwohl der Bundesligist letztlich über das 1:1 noch glücklich sein konnte, zeigte sich Trainer Michael Skibbe nicht komplett unzufrieden: „Die Chancenverwertung war schwach, mit der Spielorganisation bin ich aber zufrieden. Das größte Kompliment gilt jedoch Lars Leese und der SSG 09 Bergisch Gladbach, die wirklich eindrucksvoll dagegen gehalten haben.“ Leese selbst blieb mal wieder bescheiden: „Ich konnte heute wieder etwas lernen, genauso wie meine Mannschaft. Natürlich macht uns das Ergebnis stolz, diese Euphorie wird uns jetzt die Vorbereitung erleichtern.“
Einzig Adam Kasprzik konnte in den nächsten Tagen in ein Leistungsloch fallen. Schlaflose Nächte verbessern oft nicht die Reaktionen. Und diese sind für einen Torhüter nicht ganz unbedeutend.
SSG 1. Hälfte: Forsbach - Maubach, Steinhausen, Ngongang, Kwoczala - Balduan, Schnickmann, Retterath, Brüggemann - Hollstein, Ayranci. 2. Hälfte: Kasprzik - Ihle, Welter, Marino, Okta - Scheiner, Pütz, Balduan (88. Scheel), Sieah - Werner, Fischer.
Bayer 04 1. Hälfte: Fernandez, Castro, Roque Junior, Juan, Babic, Barnetta, Schwegler, Schneider, Freier, Barbarez, Kießling. Zur zweiten Hälfte kamen bei Bayer 04: Touré, Papadopulos, Woronin, De Wit, Madouni, Haggui, Stenman, Callsen-Bracker.
Tore: 0:1 Freier (38.), 1:1 Werner (59.). Zu schauer: 1300. Schiedsrichter: Probst
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