Skibbe: Ein Einbruch wäre fatal

  • Bayer Leverkusen im kicker-Test


    Der anvisierte Platz im UEFA-Cup ist immer noch möglich. Gegen Ende der Vorrunde hat Bayer Leverkusen die Fans noch versöhnt.


    Eine Bilanz mit Höhen und Tiefen: Sergej Barbarez etablierte sich auf Anhieb im Team ohne durchweg überzeugt zu haben. Stefan Kießling wurde den Vorschusslorbeeren nicht gerecht. Karim Hagguis Form ging im Wechselspiel zwischen Innen- und Außenverteidigung unter. Pirmin Schwegler erfüllte die Erwartungen als Ergänzungsspieler über. Dem Schweizer gehört die Zukunft. Alex Meyer, der aus Duisburg kam, verletzte sich schwer und absolvierte keine Minute.


    Gewinner und Verlierer


    Sieht man die bloßen Erwartungen, ist Kießling ein Verlierer der Vorrunde. Glück für ihn, dass er in Leverkusen spielt, dort weniger im Fokus steht und besser reifen kann als in einem der großen Klubs, die um ihn buhlten. Auch Tranquillo Barnetta hatte sich alles anders vorgestellt. Das Supertalent musste dem Stress der Vorsaison Tribut zollen. Verloren hat selbstredend auch Fredrik Stenman, zunächst die Form und dann den Stammplatz. Gewinner? Andrey Voronin, der nicht gesetzt war und doch die meisten Tore erzielte. Marko Babic, der hinten links überzeugte. Athirson, der wie Phönix aus der Asche kam, nun leider verletzt ist. Schneider, der zum stärksten Feldspieler avancierte und auch PaulFreier, der wieder zur Nationalelf eingeladen wurde.


    Stärken und Schwächen


    Die größte Schwäche dieser Mannschaft ist ihre Wankelmütigkeit, die fehlende Konstanz, die Unfähigkeit, vorhandenes Potenzial regelmäßig umzusetzen. Über das fußballerische Vermögen muss man nicht streiten. Bayer ist immer noch stark besetzt, allen Abgängen in den vergangenen Jahren zum Trotz. Greift ein Rädchen ins andere, kann Michael Skibbes Team jedem Gegner in der Bundesliga Paroli bieten. Abgestellt werden müssen dafür aber Schwächen im Defensivverhalten. Im Bestreben, schönen Fußball zu bieten, geht oft die Kompaktheit verloren. Das kann, wie einige Male während der Hinrunde, gegen konterstarke Gegner ins Auge gehen.


    Trainer und Umfeld


    Die gleichzeitige Vertragsverlängerung von Sportdirektor Rudi Völler, Manager Michael Reschke und Trainer Michael Skibbe war kein Zufall. Sie sollte nach außen dokumentieren, dass da ein Trio am Werk ist, das sich nicht auseinander dividieren lässt. Doch so blauäugig ist niemand bei Bayer, dass man nicht weiß, wo die Gefahren lauern. Sollte die Mannschaft einbrechen und den UEFA-Cup-Platz verpassen, wird es eng für den Trainer, der neben Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser in der Hinrunde zum Buhmann der Fans avancierte.


    Fazit und Prognose


    Der Kader ist gut besetzt, wenn auch die verklärten Romantiker längst vergangener Champions-League-Tage das Gegenteil behaupten. Für ganz oben reicht es freilich nicht mehr. Stellt Bayer die angesprochene Wankelmütigkeit ein, ist Rang fünf keine Utopie. Weil die Truppe dies schafft, wird sie den UEFA-Cup-Platz erreichen.


    Frank Lußem


    22.01.2007, 12:31


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