Zoff um Patrick Helmes eskaliert

  • Völler kündigt Daum die Freundschaft


    Von Thomas Gassmann und Arno Schmitz



    Rudi Völler und Christoph Daum - aus Freunden werden erbitterte Gegner. Im Transfer-Krieg um Patrick Helmes herrscht jetzt der Ausnahmezustand.


    Vier Jahre lang waren Völler und Daum bei Bayer ein Traumpaar. Vergangenheit!


    Nachdem der FC-Trainer Bayers Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser im Express-Interview fehlende Moral und sittenwidriges Verhalten vorwarf ("Unter Holzhäuser werden alle moralischen Sitten über Bord geworfen"), konterte Völler gestern mit einer 26-minütigen Wutrede. Und traf den Startrainer an seiner verwundbarsten Stelle. Ohne das böse Wort einmal in den Mund zu nehmen, erinnerte Völler an Daums Drogenskandal vom Oktober 2000.


    Auszüge: "Wenn ich einen Ausdruck wie Moral aus seinem Mund höre, dann finde ich das abenteuerlich. Wenn es um den Begriff Moral geht, kann ich ihm gerne erklären, was er bedeutet", giftete Völler und legte weiter nach. "Es ist keine Überraschung, menschlich von Christoph Daum enttäuscht zu sein. Das würde ich ihm auch gerne unter vier Augen sagen. Es ist unglaublich, wenn er von Moral, Stil und Image spricht."


    Nicht der Transfer von Helmes habe das Image Bayers beschädigt, führte Völler mit zitternder Stimme weiter aus. "Ein Imageschaden bei Bayer ist vor sechs Jahren entstanden."


    Der Bruch! Aus Freunden werden Feinde.


    Eine Erklärung: Beide sind Alpha-Tiere, die nun mit aller Macht ihren Klub verteidigen wollen. Aber muss das unter die Gürtellinie zielen?


    Völler ist verwundert darüber, dass Daum Bayer wegen des Helmes-Transfers so scharf attackierte. Schließlich habe er, Daum, als Bayer-Trainer zu den gleichen Methoden gegriffen, wenn es darum ging, einen Spieler zu bekommen. "Ich war ja schließlich dabei", sagte Völler.


    Aus Daums Sicht klingt das jedoch ganz anders. "Zu meiner Zeit bei Bayer haben wir beim FC erst angefragt, ob sie den Spieler halten können - und dann gegebenenfalls die Finger davon gelassen", versicherte Daum gestern noch einmal.


    Fast zeitgleich mit Völler holte auch er nochmas zum verbalen Rundumschlag aus. Von den Angriffen aus Leverkusen auf persönlicher Ebene wusste er da noch nichts - doch das Tischtuch zwischen den Klubs war ohnehin schon zerschnitten.


    "Die Leverkusener Doppel-Moral ist an "Scheinheiligkeit nicht zu toppen", lederte der FC-Coach. "In der zweiten Liga sind wir willkommen, aber in der ersten Liga könnten wir gefährlich für sie werden. Sie wissen, wie ich arbeite. Es geht nur darum, den FC zu schädigen."


    Eine etwaige Aussprache mit den Bayer-Verantwortlichen lehnt Daum kategorisch ab: "Soll ich mich etwa noch bedanken? Wir haben das Signal verstanden. Mit Tradition, Werten oder Vereinsalben kommen wir hier nicht weiter. Wir müssen ab sofort auch knallhart wirtschaftlich verfahren."


    Daum will zurückschlagen und als erstes Lukas Sinkiewicz "schnellstens langfristig binden." Doch er gibt zu: "Nach dem Fall Helmes habe ich mehr Befürchtungen als Hoffnungen..." Aber auch der Fall Helmes ist ja längst nicht erledigt. Daum zu einem Wechsel des Stürmers schon diesen Sommer: "Noch nicht für 20 Millionen würde ich ihn gehen lassen. Dann würde ich sagen: Ihr nicht! Das Geld könnt ichr euch irgendwo hinstecken."


    Express Printausgabe v. 2.2.07