Teil 2
Damit zurück zum 1986er West-Derby von Bayer 04 auf Schalke:
52.Minute auch hier, zeitgleich zu Allgöwers 2:0 in Stuttgart fällt auch hier das 2:0 für die Gastgeber durch Regenbogen.
Und auch hier geht es um viel.
Bayer 04 braucht noch einen Punkt, um sich aus eigener Kraft den 6.Platz zu sichern und sich damit erstmals in der Vereinsgeschichte für die Teilnahme am UEFA-Cup zu qualifizieren.
Wie bekannt, spielt der HSV gegen Frankfurt.
Wenn die Leverkusener auf Schalke verlieren, und genau danach sieht nach 52 Minuten alles aus, könnte der HSV wegen der deutlich besseren Tordifferenz gegenüber Bayer 04 vom 7. auf den 6.Tabellenplatz vorrücken, so er denn selbst gewinnt; aber in Hamburg steht es bis dahin noch 0:0.
Da kommt Bayer 04 nach dem Anschlusstreffer durch Herbert Waas (57.) zurück, und in der 74.Minute lässt es sich Christian Schreier nicht nehmen, sein Eigentor-Missgeschick aus der 7.Minute wiedergutzumachen:
Vielumjubelter Ausgleichstreffer, 2:2.
Noch 16 Minuten zittern, vor allem in der Schlussphase, denn der HSV schießt in der 88.Minute doch noch den Siegtreffer.
Aber dann ist es endlich geschafft, Schlusspfiff im Gelsenkirchener Parkstadion, 2:2.
Trainer Erich Ribbeck und sein Team krönen die bis dahin beste Bundesliga-Saison von Bayer 04 mit Platz 6.
Der große HSV, Deutscher Meister 1979, 1982 und 1983 und durch ein Tor von Felix Magath auch Europapokalsieger der Landesmeister von 1983, beendet die Saison 1985/86 auf dem undankbaren 7.Platz und muss für die kommende UEFA-Cup-Saison den Leverkusenern den Vortritt lassen.
Betrüblicherweise muss an dieser Stelle eingeflochten werden, dass aus Gründen fern abseits des Sports die Freude all derjenigen, welche nach diesem letzten Spieltag der Saison 1985/86 eigentlich etwas zu feiern hätten, genau so im Keim erstickt wird, wie die Betrübnis derjenigen, deren Teams an diesem Tag als Verlierer der Saison von den Plätzen gehen.
Denn an diesem letzten April-Wochenende des Jahres 1986 sickern aus der Sowjetunion die ersten Meldungen des Reaktor-Unglücks von Tschernobyl durch.
Die Sportberichterstattung und mit ihr auch diejenige über das Saison-Finale im Fußball findet in den darauffolgenden Tagen zwar statt, geht aber unter im weltweiten Entsetzen über das sich anbahnende Ausmaß dieser Katastrophe.
Zeitsprung.
Wie der Zufall doch so spielt:
Auch am 23.04.2016 liegt Bayer 04 Leverkusen beim West-Derby auf Schalke mit 0:2 hinten.
Der Kreis schließt sich:
Wieder ist es die ominöse 52.Minute, als ein unglaubliches 15-Minuten-Spektakel seinen Lauf nimmt!
52.Minute: Pfostentreffer durch Karim Bellarabi, Schalke-Torwart Ralf Fährmann lenkt den Schuss ans Aluminium
54.Minute: Anschlusstreffer zum 1:2 durch Julian Brandt
55.Minute: Lattentreffer durch Charles Aranguiz
56.Minute: Ausgleichstreffer zum 2:2 durch Karim Bellarabi
60.Minute: Führungstreffer durch Chicharito
67.Minute: Lattentreffer durch Charles Aranguiz (Freistoß)
Dieses mal sind es sogar 3 Tore.
Dieses mal dauert das Mitfiebern 23+4 Minuten.
Dieses mal steht am Ende ein 3:2-Sieg nach 0:2-Rückstand.
Dieses mal ist die Teilnahme an der Europa League (vormals UEFA-Cup) bereits am 31.Spieltag gesichert.
Und dieses mal hat die W11 das Tor zum kleinen Jubiläum der 10. Champions League-Teilnahme seit 1997, und zur 4. Champions League-Teilnahme innerhalb der letzten 5 Jahre ganz weit aufgestoßen.
Macht's wie die W11 von 1986, Jungs!
GEHT SCHNURGERADE DURCH DIESES TOR HINDURCH!