Schiedsrichter - Thread

  • Vertretbar ist die Entscheidung - finde ich - eben nicht, weil keine klare Chance vorlag: auch ohne Handspiel hätte sich Söyüncü ja nicht in Luft aufgelöst - der Weg für den Stuttgarter war schlicht nicht frei. Das ist eine Sachlage, die meines Erachtens keinen Ermessens- bzw. Interpretationsspielraum lässt. Siehst Du das anders?

    Ganz ehrlich: Ich weiß es nicht. Weil ich eine derartige Szene vorher noch nie gesehen habe. Daher vertraue ich hier auf das Urteilsvermögen von zwei (!) Schiedsrichtern, die das Regelwerk für solche Fälle eher beherrschen als wir.

    Finde das auch absolut nicht vertretbar sondern absolut ungerecht. Dafür ist der VAR nicht eingeführt worden. Sondern für Szenen wie von Martinez letzte Saison gegen uns...


    Verstehe auch das krampfhafte Verteidigen von BigB in dieser Diskussion nicht. Es kann doch wirklich niemandem Gefallen, wie das zur Zeit gehandhabt wird. Das ist so eine unfassbare Willkür, die hier gefahren wird.


    Glaubt im Ernst jemand, die Bayern hätten diese roten Karten gesehen die Orban und der Freiburger am Wochenende gesehen hätten? NIEMALS im Leben. Und das fuckt einfach nur total ab und macht den Fußball nicht gerechter sondern viel viel ungerechter.

    Ich empfehle dazu immer gerne Collinas Erben, entweder auf Twitter oder bei ntv.de: http://www.n-tv.de/sport/fussb…-Wut-article20108186.html In diesem Fall sehen sie auch eine Fehlentscheidung von Stieler.


    Der Videobeweis und seine Anwendungsgebiete sind komplizierter und umfassender, als viele denken. Aber kaum jemand macht sich die Mühe, diese zu recherchieren oder verstehen, weil das stumpfe Draufhauen ja viel einfacher ist.


    Man sollte bei aller Kritik vergessen, dass es immer noch ein Pilotprojekt ist. Die Bundesliga hat sich bereit erklärt, daran teilzunehmen. Aber viele Sachen müssen sich eben noch einspielen. Das sind Sachen, die in der Testphase nicht vernünftig getestet werden konnten, weil sie mit dem echten Spielbetrieb nicht vergleichbar ist.


    Es wird auch mit dem Videobeweis zu Fehlern und Fehleinschätzungen kommen. Aber das werden deutlich weniger sein als in den Jahren zuvor.

  • Ich persönlich finde, dass dieses Pilotprojekt, dem ich anfangs sehr positiv gegenüber stand, sich mit wesentlich mehr Nachteilen als Vorteilen zu einem Projekt entwickelt hat, dass ich aktuell so auf keinen Fall in der Bundesliga sehen möchte. Es macht für mich mehr von dem Fußball kaputt, den ich sehen möchte, als dass es für mich durch die Korrektur der ein oder anderen Fehlentscheidung zu mehr Gerechtigkeit beiträgt.


    Wenn es so oder so ähnlich weiter geht, bitte wieder einstampfen nach der Pilotphase.

  • Ich denke, wenn man ehrlich zu sich ist, muss man sagen: der Videobeweis in seiner jetzigen Form ist tot. Dazu braucht man auch nicht die restliche Saison weiter laufen lassen, denn die Probleme sind nicht anpassungsbedingt oder verschwinden mit mehr Erfahrung der beteiligten Personen. Sie sind systembedingt.


    Am Ende muss man sich doch immer fragen, ob die Vorteile die Nachteile überwiegen. Also schauen wir doch einfach mal:


    Vorteile: Es werden weniger krasse Fehlentscheidungen getroffen. - Ich postuliere das jetzt einfach mal. Ich habe keine Statistik geführt und wenn ich an das Spiel auf Schalke oder in Stuttgart denke, kommen mir da auch Zweifel. Aber sei's drum, ich nehme das einfach mal so an.


    Nachteile: -Eine spürbare Minderung der Autorität der Schiedsrichter. Alle wissen, dass es da noch eine höhere Macht in Köln gibt, auch die Schiris wissen das und pfeifen zum Teil selbst klarste Situationen nicht mehr ohne vorher die Bilder anzuschauen (siehe naldo auf Schalke). Das hat natürlich Auswirkungen auf die Spielleitung.
    -Eine zunehmende Störung des Spielflusses durch dauernde minutenlang Unterbrechung. Ich habe auch den Eindruck, die Situationen für den VA werden immer mehr, da der Schiri lieber erstmal laufen lässt und seine Entscheidung hinterher mit videotechnischer Unterstützung trifft. Das wird auch weiter zunehmen, da man bspw. eine falsche Abseitsentscheidung nicht zurücknehmen kann (man kann ja schlecht sagen: "So, jetzt stellen sich alle wieder so auf, wie sie waren, als ich fälschlicherweise Abseits gepfiffen habe.").
    -Eine willkürbehaftete Instanz wird durch eine andere ersetzt oder es wird sogar eine hinzugefügt, da es offenbar einen weiten Ermessensspielraum gibt, wann der VA eingreift. Was genau eine klare Fehlentscheidung ist und ab wann sie spielentscheidend wird (zB. wie lange vor einem Tor sie liegen darf, siehe Samstag), kann man unmöglich eindeutig definieren. Das ist immer Ermessenssache und damit werden sich immer Ungleichbehandlungen und damit Ungerechtigkeiten ergeben.
    -Am schwersten aber wiegt für mich, dass es die Emotionen bei den Fans tötet, wenn alle Freude erstmal unter Vorbehalt erfolgt. Das ist ein nicht hinnehmbarer Einschnitt in das emotionale Erlebnis Fussball.


    Unterm Strich sehe ich ganz eindeutig, dass das aktuelle System abgeschafft gehört. Die einzige Variante eines Videobeweises, die ich noch probieren würde, ist die, dass jeder Verein eine begrenzte Anzahl an Möglichkeiten pro Spiel hat, eine Situation überprüfen zu lassen. (Und bei berechtigtem Einspruch jeweils ihre verbliebenen Möglichkeiten behält). Dazu braucht man auch niemanden in Köln im Keller. Da geht der Schiri an den Rand und schaut sich die Wiederholung auf nem bereitstehenden Monitor an. Das geht schnell und direkt und jeder Fan kann sehen, dass der Schiri sich auf Grund der Fernsehbilder umentscheidet oder eben nicht. Zudem hätte dann auch die Diskussion hinterher ein Ende, was der Schiri alles übersehen hat, denn wenn die benachteiligte Mannschaft keinen VB gefordert hat, hat sie es ja offensichtlich auch nicht gesehen.

    Gonzo, gib Gas! Wir wollen hier gewinnen!



    Bayer Schneider - Bernd Leverkusen!

  • Ich war von Anfang an eher der Meinung, dass der Videobeweis im Fußball schwer anwendbar ist. Anders als einige andere Sportarten, wo der gut funktioniert, ist Fußball nunmal ein Spiel, was relativ selten unterbrochen ist und es kaum pausen gibt. Daher kann die Situation entstehen, dass man entweder nach längerer Zeit bei der nächsten Unterbrechung mal auf die Szene guckt (wie bei uns am Samstag) oder dass der Schiedsrichter das Spiel mittendrin unterbricht, um sich eine Szene noch mal anzuschauen (wie gestern bei Freiburg). Freiburg hatte ja bei der Unterbrechung gestern den Ball in gegnerischer Hälfte in einer Situation, aus der durchaus etwas hätte entstehen können. Was wäre denn gewesen, wenn Stieler dann entschieden hätte, dass nichts war, was man ja durchaus so sehen kann? Dann hätte man Freiburg völlig grundlos einer guten Gelegenheit beraubt.


    Zudem kommt noch, dass die Umsetzung völlig undurchsichtig ist. Angeblich soll nur bei klaren Fehlentscheidungen eingegriffen werden. Wir sehen aber ja sehr oft, dass bei zweifelhaften Entscheidungen der VAR einfach dem Schiedsrichter sagt, er möge sich die Szene mal angucken. Wenn der VAR sich aber nicht sicher ist, dann darf er doch eigentlich gar nichts sagen, weil es dann ja gar keine klare Fehlentscheidung sein kann. Man könnte doch einfach sagen, man schaut nach Toren, ob es nicht abseits war und ob bei der ultimativen Torerziehlung alles korrekt war, also kein Hand oder ein deutlicher Schubser. Und nach roten Karten, oder Elfmeterentscheidungen könnte man schauen, ob das gerechtfertigt ist. Ende. Und es muss klar geregelt sein, wie lange man zurückschauen kann. Wenn es fälschlicherweise Ecke gibt und daraus ein Tor entsteht, zählt das dann? Wenn jemand den Ball mit dem Oberarm mitnimmt und 15 Sekunden später ein Tor fällt, zählt das dann? Oder gibt es Freistoß für den, der mit der Hand gespielt halt, weil er vorher auch klar gefoult wurde, oder gibt es Freistoß für die anderen wegen Handspiel? Und was ist, wenn der Linienrichter Abseits anzeigt, aber der Spieler, der frei durch ist, was gar nicht im Abseits? Sollte der Linienrichter dann nicht lieber gar nicht erst etwas anzeigen?


    Es ist einfach alles sowas von unklar geregelt und wird verschieden angewendet. Aus "es soll nur bei klaren Fehlentscheidungen eingegriffen werden" ist offenbar "Der VAR entscheidet, wie er es gerne möchte" geworden und das kann es einfach nicht sein. Und ich habe übrigens noch niemanden gehört, der den Videobeweis in seiner aktuellen Form gut findet. Sowohl im Stadion, als auch im Freundeskreis, oder auch bei irgendwelchen Fernsehsendungen, wie dem Doppelpass. Keiner ist zufrieden damit.

  • Zur Verschwiegenheit verpflichtet (sport inside | 29.10.2017 | 10:13 Min. | Verfügbar bis 29.10.2018 | WDR)


    Wie ein weiterer Top-Schiedsrichter die massive Kritik am Schiedsrichterwesen in der Bundesliga bestätigt und Mängel bei der Umsetzung des Videobeweises offen legt.


    http://www1.wdr.de/mediathek/v…eit-verpflichtet-100.html

    Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. (Albert Einstein)
    Ich bin zu alt, um von der Angst vor dummen Menschen beherrscht zu werden. (Charlie Skinner)

  • Nach einem Jahr Testbetrieb und nun 10. Spieltagen mit fragwürdigen
    Entscheidungen, muss man auch den Unmut des Betrachters verstehen.
    Alle Szenarien kann man natürlich nicht durchspielen, aber die
    Bevorzugung/Benachteiligung ist für die meisten nicht nachvollziehbar.

  • Nachteile: -Eine spürbare Minderung der Autorität der Schiedsrichter. Alle wissen, dass es da noch eine höhere Macht in Köln gibt, auch die Schiris wissen das und pfeifen zum Teil selbst klarste Situationen nicht mehr ohne vorher die Bilder anzuschauen (siehe naldo auf Schalke). Das hat natürlich Auswirkungen auf die Spielleitung.


    Welche Auswirkungen hat das? Kannst du das präzisieren? Generell finde ich es besser, wenn die Schiedsrichter jetzt Szenen erstmal laufen lassen und nicht direkt abpfeifen, weil sie ein Foul vermuten. Gerade bei Ecken wurde mir in der Vergangenheit viel zu oft und zu schnell auf Stürmerfoul entschieden. Das muss der Schiri jetzt nicht mehr tun. Fällt ein Tor und es wurde gefoult, wird das nachträglich aufgelöst.

    -Eine zunehmende Störung des Spielflusses durch dauernde minutenlang Unterbrechung. Ich habe auch den Eindruck, die Situationen für den VA werden immer mehr, da der Schiri lieber erstmal laufen lässt und seine Entscheidung hinterher mit videotechnischer Unterstützung trifft. Das wird auch weiter zunehmen, da man bspw. eine falsche Abseitsentscheidung nicht zurücknehmen kann (man kann ja schlecht sagen: "So, jetzt stellen sich alle wieder so auf, wie sie waren, als ich fälschlicherweise Abseits gepfiffen habe.").


    "Dauernde minutenlange Unterbrechung" haben wir in unseren Heimspielen jetzt wie oft erlebt? Ein Mal? Zwei Mal? Also bitte. Das passiert so selten, dass es nun wirklich kaum Einfluss hat. Und auch hier: Wenn der Schiri erstmal laufen lässt, ist das für mich eine absolut positive Begleiterscheinung des VAR, keine negative.

    -Eine willkürbehaftete Instanz wird durch eine andere ersetzt oder es wird sogar eine hinzugefügt, da es offenbar einen weiten Ermessensspielraum gibt, wann der VA eingreift. Was genau eine klare Fehlentscheidung ist und ab wann sie spielentscheidend wird (zB. wie lange vor einem Tor sie liegen darf, siehe Samstag), kann man unmöglich eindeutig definieren. Das ist immer Ermessenssache und damit werden sich immer Ungleichbehandlungen und damit Ungerechtigkeiten ergeben.


    Aber deutlich weniger als zuvor. Vorher hatte der eine Herr in Gelb (oder Schwarz) die Macht, ein Spiel alleine zu beeinflussen und zu entscheiden. Das ist jetzt nicht mehr so. Und der Videoschiedsrichter weiß genau, dass er noch genauer unter Beobachtung steht als der Kollege auf dem Feld. Denn er sieht die selben Bilder wie der TV-Zuschauer.

    -Am schwersten aber wiegt für mich, dass es die Emotionen bei den Fans tötet, wenn alle Freude erstmal unter Vorbehalt erfolgt. Das ist ein nicht hinnehmbarer Einschnitt in das emotionale Erlebnis Fussball.


    Wenn ich an den Torjubel am Samstag zum 3:1 denke, erkenne ich da keinen Jubel unter Vorbehalt. Auch in den vorherigen Spielen war das nicht der Fall. Und der mit Abstand größte Teil aller Tore fällt ohne Eingriff des Videoschiedsrichters. Ich habe da bisher keinerlei Einschnitt in das emotionale Erlebnis erkannt. Zumal der Videobeweis einen weiteren Spannungspunkt mitbringt. Wenn beispielsweise ein Foul im gegnerischen Strafraum geschieht, der Schiedsrichter es nicht sieht, sich dann ans Headset greift und doch auf den Punkt zeigt, ist das sogar ein Grund zu Jubeln.

    Unterm Strich sehe ich ganz eindeutig, dass das aktuelle System abgeschafft gehört. Die einzige Variante eines Videobeweises, die ich noch probieren würde, ist die, dass jeder Verein eine begrenzte Anzahl an Möglichkeiten pro Spiel hat, eine Situation überprüfen zu lassen. (Und bei berechtigtem Einspruch jeweils ihre verbliebenen Möglichkeiten behält). Dazu braucht man auch niemanden in Köln im Keller. Da geht der Schiri an den Rand und schaut sich die Wiederholung auf nem bereitstehenden Monitor an. Das geht schnell und direkt und jeder Fan kann sehen, dass der Schiri sich auf Grund der Fernsehbilder umentscheidet oder eben nicht. Zudem hätte dann auch die Diskussion hinterher ein Ende, was der Schiri alles übersehen hat, denn wenn die benachteiligte Mannschaft keinen VB gefordert hat, hat sie es ja offensichtlich auch nicht gesehen.

    Das wird ja gerne mal vorgeschlagen, halte ich aber für noch deutlich problematischer als die aktuelle Variante. Wann wird so ein Einspruch eingelegt? Während der Ball im Spiel ist und der Gegner vielleicht gerade angreift? Bei der nächsten Unterbrechung (wird dann absichtlich gefoult oder ins Aus gespielt dafür?). Wer legt den Einspruch ein? Der Trainer, der extrem weit weg steht? Der Kapitän, der vielleicht auch gar nicht in der Nähe des Geschehens ist? Ich halte das für nicht praktikabel.

  • Zur Verschwiegenheit verpflichtet (sport inside | 29.10.2017 | 10:13 Min. | Verfügbar bis 29.10.2018 | WDR)


    Wie ein weiterer Top-Schiedsrichter die massive Kritik am Schiedsrichterwesen in der Bundesliga bestätigt und Mängel bei der Umsetzung des Videobeweises offen legt.


    http://www1.wdr.de/mediathek/v…eit-verpflichtet-100.html


    Das ist so bitter...

    BigB, an einigen Tagen gehe ich mit deinen Auffassungen durchaus konform, an anderen glaube ich, dir hat während des Postens jemand das Hirn rausgelöffelt.


    Heute ist ein anderer Tag.

  • Hallo BigB, erstmal vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich versuche, mal ebenfalls einzeln auf die Absätze einzugehen:



    Welche Auswirkungen hat das? Kannst du das präzisieren? Generell finde ich es besser, wenn die Schiedsrichter jetzt Szenen erstmal laufen lassen und nicht direkt abpfeifen, weil sie ein Foul vermuten. Gerade bei Ecken wurde mir in der Vergangenheit viel zu oft und zu schnell auf Stürmerfoul entschieden. Das muss der Schiri jetzt nicht mehr tun. Fällt ein Tor und es wurde gefoult, wird das nachträglich aufgelöst.


    Die Auswirkung ist vor allem, dass die Schiris es noch schwerer haben werden, sich gegen die Spieler und Trainer zu behaupten, weil sie von denen nicht mehr für voll genommen werden. Letztlich könnte man ja gleich in jeder Situation den VA fragen, der sieht eh alles besser, warum also noch einen Schiri auf dem Feld haben? Das wird dazu führen, dass noch mehr auf den Schiri eingeredet, noch mehr versucht wird, den Schiri zu beinflussen. Und das wird schon aus Unsicherheit bei den Schiris zu schlechteren Entscheidungen führen, bspw. in der Zweikampfbewertung



    "Dauernde minutenlange Unterbrechung" haben wir in unseren Heimspielen jetzt wie oft erlebt? Ein Mal? Zwei Mal? Also bitte. Das passiert so selten, dass es nun wirklich kaum Einfluss hat. Und auch hier: Wenn der Schiri erstmal laufen lässt, ist das für mich eine absolut positive Begleiterscheinung des VAR, keine negative.


    Wie gesagt: Die Situationen werden immer mehr werden, die Tendenz ist m.E. schon deutlich sichtbar. Immer mehr Eckbälle, Abseitsentscheidungen, Strafraumszenen (Zweikämpfe) usw. werden untersucht werden, auch weil (siehe oben) den Schiri keiner mehr für voll nehmen wird. Wenn man bspw. in dem Schalke-Spiel schaut am Samstag, dann haben die Videoentscheidungen zusammen fast 10 min gedauert. Tendenz zu den ersten Spieltagen ganz klar steigend.



    Aber deutlich weniger als zuvor. Vorher hatte der eine Herr in Gelb (oder Schwarz) die Macht, ein Spiel alleine zu beeinflussen und zu entscheiden. Das ist jetzt nicht mehr so. Und der Videoschiedsrichter weiß genau, dass er noch genauer unter Beobachtung steht als der Kollege auf dem Feld. Denn er sieht die selben Bilder wie der TV-Zuschauer.


    Hast Du wirklich den Eindruck, die Ungleichbehandlungen werden weniger? Oder die Diskussionen über Schiris und Fouls und was auch immer? Ich habe eher den Eindruck, es hat sich nichts daran geändert. An manchen Spieltagen kommt es mir eher schlimmer vor. Aber wie gesagt, wenn da jetzt 2 Institutionen ihren Ermessensspielraum ausschöpfen und die Person mit dem eigentlich letzten Wort (der Schiri auf dem Feld) in seiner Autorität eher geschwächt wird, ist das auch kein Wunder.



    Wenn ich an den Torjubel am Samstag zum 3:1 denke, erkenne ich da keinen Jubel unter Vorbehalt. Auch in den vorherigen Spielen war das nicht der Fall. Und der mit Abstand größte Teil aller Tore fällt ohne Eingriff des Videoschiedsrichters. Ich habe da bisher keinerlei Einschnitt in das emotionale Erlebnis erkannt. Zumal der Videobeweis einen weiteren Spannungspunkt mitbringt. Wenn beispielsweise ein Foul im gegnerischen Strafraum geschieht, der Schiedsrichter es nicht sieht, sich dann ans Headset greift und doch auf den Punkt zeigt, ist das sogar ein Grund zu Jubeln.


    Das wird ein langsamer Umlernprozess bei den Fans sein. Bei mir kann ich den schon spüren und einige Freunde sagen mir, dass es ihnen auch so geht. Z.B. bei unserem 2:1 am Samstag. Erster Reflex: "Geil, geil, geil!!!" Zweiter Reflex "Aber erstmal sehen, ob der Schiri sich ans Ohr greift. Vielleicht war ja ein Foul im Getümmel oder abseits oder sonstwas...". Letztlich ist das doch wie bei dem schnellen Blick nach einem Tor zum Linienrichter, ob die Fahne hochgeht. Den macht man instinktiv immer zuerst. Nur weiß man da in Sekundenbruchteilen, was Sache ist. Bleibt die Fahne unten, bricht der Jubel los. Bei dem Videobeweis dauert das viel länger und der spontane Jubel ist dahin. Für das 3:1 am Samstag galt das noch nicht, da niemand damit gerechnet hat, dass da noch was nachkommen könnte. Aber genau aus solchen Situationen lernt man dazu, und beim nächsten Mal schaut man erst noch 30 Sekunden, ob der Schiri vielleicht doch noch was auszusetzen hat, bevor man sich richtig freut. Nur ist die Spontanität, die erste pure Emotion dann dahin.

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    Das wird ja gerne mal vorgeschlagen, halte ich aber für noch deutlich problematischer als die aktuelle Variante. Wann wird so ein Einspruch eingelegt? Während der Ball im Spiel ist und der Gegner vielleicht gerade angreift? Bei der nächsten Unterbrechung (wird dann absichtlich gefoult oder ins Aus gespielt dafür?). Wer legt den Einspruch ein? Der Trainer, der extrem weit weg steht? Der Kapitän, der vielleicht auch gar nicht in der Nähe des Geschehens ist? Ich halte das für nicht praktikabel.


    Das lässt sich ganz leicht lösen: Jeder Trainer bekommt vor dem Spiel 2 (oder 3 oder 4) rote Fahnen. Wenn er den Videobeweis haben möchte, muss er diese gegenüber dem vierten Offiziellen schwenken und sie ihm übergeben. Das muss bis zum Ende der nächsten Spielunterbrechung erfolgen. Der Schiri hat, wie immer, auch die Möglichkeit, von sich aus zu unterbrechen (bspw. wenn der Trainer die Fahne überreicht hat, aber keine Unterbrechung und auch keine Torchance für eine der Mannschaften in Sicht ist). Der Trainer kann dies von sich aus oder auf Zuruf eines seiner Spieler tun. Der vierte Offizielle informiert den Schiri und die Sache nimmt ihren Lauf. Die Beschränkung auf wenige Situationen wird dazu führen, dass nur wichtige Dinge beanstandet werden und keine Einwürfe an der Mittellinie. Am konkreten Beispiel vom Samstag: Bailey nimmt den Ball mit dem Oberarm mit, einer auf der Köllner Bank, Bittencourt oder ein anderer Köllner Spieler, von mir aus auch ein Zuschauer sieht das, ruft Herrn Stöger das zu und der entscheidet sich, die rote Fahne zu schwenken. Jeder im Stadion sieht das und weiß, die Situation wird überprüft. Der Angriff läuft zuende, wir machen ein Tor, der Schiri läuft zum Stöger und fragt, was das Problem ist, sieht dann auf einen bereitstehenden Monitor, erkennt das Tor ab, Stöger bekommt seine Fahne wieder. Es geht weiter mit Freistoß Kölln.
    Ich denke, das ist die einzig überhaupt parktikable Lösung, auch wenn sie nicht jeden Fall abdeckt. Aber wenn, um in diesem Beispiel zu bleiben, kein Köllner das Handspiel gesehen und beanstandet hätte, hätten sie sich hinterher auch nicht beschweren dürfen, dass es der Schiri auch nicht gesehen hat. Man könnte sicher auch Spielraum für den Schiri zulassen für den Fall, dass die nächste Unterbrechung sehr kurz auf den Vorfall folgt (bspw. ein schnell ausgeführter Einwurf). Bspw. dürfte er noch so lange den VB ermöglichen, wie nichts wichtiges im Spiel geschehen ist (Eckball, Freistoß, Elfer, Tor). Ich denke, das ließe sich sehr klar und einfach regeln, jedenfalls viel besser als das, was jetzt läuft.

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  • Was ist eigentlich, wenn ein Spieler kurz vor dem Strafraum vermeintlich gefoult wird, der Schiedsrichter auf Freistoß entscheidet und dieser dann verwandelt wird. In der Wiederholung war aber ganz klar zu sehen, dass sich der "gefoulte" bspw. selbst in die Hacken tritt oder einfach nur schauspielert.


    Das wäre doch im Prinzip genau die gleiche Situation wie ein Handspiel 10 Sekunden vor dem Tor und müsste demnach auch aberkannt werden.

  • @ Alterjoe:


    Deine ersten drei Absätze berufen sich allesamt auf deine Eindrücke. Ich habe allerdings die genau gegensätzlichen Eindrücke, deshalb sparen wir uns die weitere Diskussion an dieser Stelle. Gleiches gilt für die Sache mit dem Torjubel. Auch früher war es möglich, dass ein Tor noch nachträglich aberkannt wurde, wenn sich der Schiri mit dem Assistenten beraten hat. Jetzt läuft das eben über Funk. Und auch nur in seltenen Fällen. Bei den allermeisten Toren ist von vornherein klar, dass es da nix zu beanstanden gibt.


    Zu dem Vorschlag mit den Einsprüchen:


    Für mich sieht das nach völligem Chaos aus. Man muss ja nur sehen, wie Spieler beim Gegner Handspiele gesehen haben wollen und im Strafraum angeblich gefoult wurden. Und da soll der Trainer irgendwie entscheiden, ob das nun einen Einspruch rechtfertigt oder nicht? Wenn für alle sichtbar eine rote Fahne überreicht wird, wie sollen sich die Spieler da noch auf den nächsten Angriff konzentrieren? Bei 2, 3 oder 4 Möglichkeiten für Trainer, in einem Spiel Einspruch einzulegen, kannst du davon ausgehen, dass sie diese Möglichkeiten auch voll ausnutzen werden. Wahrscheinlich für irgendwelche Lapalien, um den Spielfluss des Gegners zu unterbrechen, wie es auch im Tennis gerne gemacht wird. Ich halte das weiterhin für nicht praktikabel und eine im Chaos endende Lösung. Im Football mag das funktionieren, aber da ist das Spiel eh alle fünf Sekunden unterbrochen.

  • Was ist eigentlich, wenn ein Spieler kurz vor dem Strafraum vermeintlich gefoult wird, der Schiedsrichter auf Freistoß entscheidet und dieser dann verwandelt wird. In der Wiederholung war aber ganz klar zu sehen, dass sich der "gefoulte" bspw. selbst in die Hacken tritt oder einfach nur schauspielert.

    Dann wird es den Freistoß gar nicht erst geben.

  • BigB: Ich finde schon, dass ich mit vielen offernsichtlichen, nachvollziehbaren und überprüfbaren Sachverhalten argumentiert habe. Aber ok. Sei's drum, wir werden früh genug erleben, wohin sich das Ganze entwickelt. :LEV6


    Der andere Vorschlag wird nicht im Chaos enden. Wenn man nur wenige Möglichkeiten hat, den VB zu Rate zu ziehen, wird sich das schnell von selbst disziplinieren. Vielleicht schränkt es ja auch die Schauspielerei und Gestikuliererei mancher Spieler etwas ein...

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  • Dann wird es den Freistoß gar nicht erst geben.


    Das wäre aber laut der Regel falsch. Denn die besagt, dass nur bei strittigen Szenen im Strafraum, Platzverweisen, Toren und Verwechslungen von persönlichen Bestrafungen eingegriffen wird. Dies würde hier also nicht drunter fallen.


    Genauso wie folgendes Szenario: Horn hält Vollands Schuss und wehrt ihn zur Ecke ab. Aus der resultiert das 3:1 oder gar ein Konter zum 2:2. Dann müsste doch eigentlich auch das Handspiel vorher zurückgepfiffen werden.


    Das ist alles so unglaublich undurchdacht!

  • Das wäre aber laut der Regel falsch. Denn die besagt, dass nur bei strittigen Szenen im Strafraum, Platzverweisen, Toren und Verwechslungen von persönlichen Bestrafungen eingegriffen wird. Dies würde hier also nicht drunter fallen.


    Genauso wie folgendes Szenario: Horn hält Vollands Schuss und wehrt ihn zur Ecke ab. Aus der resultiert das 3:1 oder gar ein Konter zum 2:2. Dann müsste doch eigentlich auch das Handspiel vorher zurückgepfiffen werden.


    Das ist alles so unglaublich undurchdacht!

    Genau das kritisiere ich unter anderem auch. Die Ungerechtigkeiten verschieben sich an eine andere Stelle. Nämlich genau in diese Grauzonen. Was mich weiterhin zu der Überzeugung bringt, dass der Videobeweis in dieser Form abgeschafft werden sollte.

  • Der andere Vorschlag wird nicht im Chaos enden. Wenn man nur wenige Möglichkeiten hat, den VB zu Rate zu ziehen, wird sich das schnell von selbst disziplinieren. Vielleicht schränkt es ja auch die Schauspielerei und Gestikuliererei mancher Spieler etwas ein...

    Das mit der Schauspielerei ist jetzt schon der Fall. Siehe die Gelbe Karte für Papadopoulos am ersten Spieltag. Damit kommt jetzt keiner mehr durch.



    Aber angenommen ein Spiel verläuft ohne große Highlights und es steht kurz vor Schluss 0:0. Da wird doch jede Mannschaft nacheinander alle Einsprüche aufbrauchen bei jeder noch so harmlosen Strafraumszene, weil ja potenziell noch ein Strafstoß dabei herausspringen könnte. Du kannst ziemlich sicher davon ausgehen, dass jeder jeden Einspruch nutzen wird und jedes Spiel deshalb 10 bis 15 Minuten länger dauert. Ist im Tennis auch so. Man kann sich selbst ja mal eine Verschnaufpause gönnen, wenn man den Schiri zum TV schickt. Oder den Gegner dadurch aus dem Konzept bringen.


    Das wäre aber laut der Regel falsch. Denn die besagt, dass nur bei strittigen Szenen im Strafraum, Platzverweisen, Toren und Verwechslungen von persönlichen Bestrafungen eingegriffen wird. Dies würde hier also nicht drunter fallen.

    Dann ist es eben so. Müsste doch ganz im Sinne der VAR-Gegner sein. Ist aber meines Wissens bisher noch nicht eingetreten, oder? Wenn sich der Schiri bei der Beurteilung eines solchen vermeintlichen Fouls nicht sicher ist, kann er den Assistenten fragen.

    Genauso wie folgendes Szenario: Horn hält Vollands Schuss und wehrt ihn zur Ecke ab. Aus der resultiert das 3:1 oder gar ein Konter zum 2:2. Dann müsste doch eigentlich auch das Handspiel vorher zurückgepfiffen werden.

    Wie weit willst du denn zurückgehen? Baileys Handspiel hat unmittelbar zur Torchance bzw. dem Tor geführt. Beim von dir beschriebenen Szenario ist das nicht der Fall.

  • Das mit der Schauspielerei ist jetzt schon der Fall. Siehe die Gelbe Karte für Papadopoulos am ersten Spieltag. Damit kommt jetzt keiner mehr durch.


    Aber angenommen ein Spiel verläuft ohne große Highlights und es steht kurz vor Schluss 0:0. Da wird doch jede Mannschaft nacheinander alle Einsprüche aufbrauchen bei jeder noch so harmlosen Strafraumszene, weil ja potenziell noch ein Strafstoß dabei herausspringen könnte. Du kannst ziemlich sicher davon ausgehen, dass jeder jeden Einspruch nutzen wird und jedes Spiel deshalb 10 bis 15 Minuten länger dauert. Ist im Tennis auch so. Man kann sich selbst ja mal eine Verschnaufpause gönnen, wenn man den Schiri zum TV schickt. Oder den Gegner dadurch aus dem Konzept bringen.


    Wieso? Einspruch kommt, Nachfrage, was das Problem ist, Antwort "Äh, keine Ahnung, die Ecke war komisch", kurzer Blick auf den TV, weiter geht's. DAS dauert wirklich nur 30 Sekunden und kann ohne weiteres nachgespielt werden.


    Wie gesagt, von mir aus kann der VB ganz weg. Wenn er denn schon sein soll, dann aber wenigstens in einer Fußball-konformen Variante. Und das ist die aktuelle aus vielerlei Gründen, die innerhalb dieses Systems auch nicht abzustellen sind, nicht. Die beschriebene "Fähnchen-Variante" ( :levz1 ) wäre es möglicherweise schon.

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  • Passend zum Thema, auch die Anlyse des Spiels...oder besser die Leistung von Zwayer und Stieler.

    Zitat

    Fussball ist ein großes Geschaeft—und wir gehören nicht zu den Großen.


    In abgewandelter Form habe ich Streich‘s Worte hier schon mal geschrieben. Nur die Umsatzstaerksten Vereine werden ueberdurchschnittlich von dem VA profitieren. Das ist keine spinnerei sondern, wird sich am Ende mit Fakten bestätigen lassen. Zum ganzen Artikel
    http://www.kicker.de/news/fuss…ss-ich-da-anders-bin.html

    „Manche Saisons sind einfach von Gott gesegnet." Roma Coach Daniele de Rossi nach dem 2:2 in Leverkusen