Defensive bereitet Leverkusen sorgen

  • Drei Heimspiele in einer Woche, darunter als Fleischeinlage im Liga-Sandwich ein Europapokalspiel - noch vor wenigen Jahren wäre das für Fans von Bayer 04 Leverkusen ein echter Leckerbissen gewesen.


    Doch vor dem Hinspiel der ersten K.o.-Runde im UEFA-Cup gegen die Blackburn Rovers am Mittwoch (14.02.07) scheint den Anhängern der Rheinländer der Appetit vergangen zu sein. In nahezu allen Kategorien sind noch Karten in der nur 22.500 Zuschauer fassenden Leverkusener Arena erhältlich.


    Vielleicht hat die Fans die Aussage von Trainer Michael Skibbe verschreckt, der Blackburn mit Tottenham Hotspurs vergleicht: "Blackburn ist eine tolle Truppe, doch beide sind auf gleichem Niveau und Tabellen-Nachbarn in der Premier League." In der Gruppenphase des UEFA-Cups verlor Leverkusen mit 0:1 gegen die "Spurs". Vielleicht ist es aber auch der aktuelle Zustand der eigenen Mannschaft, der die Fans aus dem Stadion fernhält.


    Neun Gegentore in vier Spielen


    Ohne die Nationalspieler Juan, Roque Junior und Karim Haggui sowie mit einem noch nicht komplett genesenen Carsten Ramelow präsentierte sich Leverkusens Defensive beim 2:2 gegen Eintracht Frankfurt genauso löchrig wie zuvor schon mit dem einen oder anderen der derzeitigen Rekonvaleszenten. Neun Gegentore kassierte die Skibbe-Elf in den ersten vier Bundesliga-Spielen 2007.


    "Viermal liefen die alleine auf mich zu", beklagte sich Torwart Jörg Butt nach dem Spiel gegen Frankfurt. Bei einem dieser Alleingänge musste er mit der Hand klären, sah Rot und wurde für zwei Ligaspiele gesperrt. Gegen Blackburn ist Butt aber genauso wie Paul Freier spielberechtigt.


    Erstmal dicht halten


    Auch Sportdirektor Rudi Völler fordert mehr Disziplin: "Wichtig ist, dass wir kein Tor zulassen. Es dürfe nicht alle nach vorn rennen." Mit 33 Gegentoren stellt Leverkusen in der Bundesliga gemeinsam mit Bochum und Berlin die drittschlechteste Defensive. "Ich muss den Kopf hinhalten für die Scheiße, die vorne passiert", so Butt. Der Zustand macht für das Duell mit den in dieser Saison im UEFA-Cup noch ungeschlagenen Blackburn Rovers mit ihrem international erfahrenen Sturm um den Kongolesen Shabani Nonda und den Südafrikaner Benni McCarthy nicht gerade Mut.


    "Wir müssen endlich defensiver denken", stellt Butt eine ähnliche Forderung wie Völler und auch der Trainer stößt ins gleich Horn. "Jedes Ergebnis zu Null wäre eine Pracht", sagt Michael Skibbe. Zur Stabilisierung soll wahrscheinlich Haggui wieder beitragen, der nach einer Muskelverhärtung in die Startelf zurückkehren dürfte. Längerfristig sieht es allerdings so aus, als sollte die Innenverteidigung das Sorgenkind der Rheinländer bleiben.


    Haggui und Callsen-Bracker übrig


    Der auslaufende Vertrag mit Ahmed Madouni wird nach Angaben von Manager Michael Reschke nicht verlängert. Außerdem geht Reschke laut eines Berichts des Kölner Stadtanzeigers davon aus, dass mit Juan der konstanteste Verteidiger im Sommer zum AS Rom wechselt. Auch hinter der Zukunft des dauerverletzten Roque Junior steht ein großes Fragezeichen.


    Damit blieben mit Haggui und Eigengewächs Jan-Ingwer Callsen-Bracker nur zwei etatmäßige Innenverteidiger übrig. Beide haben gegen Blackburn schon eine richtungweisende Feuerprobe, denn nicht nur für die Fans sondern auch für den Verein geht es darum, ob in Zukunft Mager- oder Vollkost auf dem fußballerischen Speiseplan steht.


    db | Stand: 13.02.2007, 13:43 Uhr