Bayer Leverkusen übt sich wieder mal als Punktelieferant
Vom Europacup-Aspiranten zur grauen Maus: Bayer Leverkusen ist in der Fußball-Bundesliga im Mittelmaß angekommen, und Trainer Michael Skibbe rückt inzwischen schon vom Saisonziel ab. "Wir haben eine Menge an Boden verloren. Wir dürfen jetzt nicht mehr vom Uefa-Pokal sprechen. Wenn man sieht, wie die Konkurrenten links und rechts an uns vorbeiziehen, dann geht es für uns erst einmal darum, wieder Stabilität reinzubringen", sagte der Bayer-Coach nach der 0:1 (0:1)-Heimpleite gegen Hannover 96, die der furios aufspielende Jan Rosenthal recht früh besiegelte (7.).
Vergessen war die Begeisterung nach dem starken Auftritt gegen die Blackburn Rovers (3:2) im Uefa-Cup drei Tage zuvor. Im Alltagsgeschäft entwickelt sich Bayer mehr und mehr zum Punktelieferanten. Ein Zähler aus den vergangenen vier Partien der Fußball-Bundesliga, dazu zehn Gegentreffer dokumentieren den rasanten Abwärtstrend der Werkself.
"Wir befinden uns in einer kritischen Situation. Wenn bei uns zwei, drei Leistungsträger ausfallen, wird es schwer", sagte Skibbe und sprach damit insbesondere die beiden verletzten brasilianischen Innenverteidiger Juan und Roque Junior sowie Kapitän Carsten Ramelow an, der nach seiner Meniskus-Operation noch nicht wieder bei 100 Prozent ist.
Ratlosigkeit machte sich auch bei Stefan Kießling breit: "Ich verstehe nicht, warum uns das Blackburn-Spiel keinen Auftrieb gegeben hat. Das tut richtig weh. So kann es nicht weitergehen. Wir müssen uns zusammenraufen." Und Simon Rolfes ergänzte: "Wir sind nur über den Platz geschlichen." Das können sie sich am Donnerstag in Blackburn nicht leisten, bei einem Ausscheiden droht eine längere Europapokal-Abstinenz.
Am Ende gab es im tristen Bayer-Ensemble immerhin einen strahlenden Sieger: Der ukrainische Nationalspieler Andrej Woronin gab bekannt, zur kommenden Saison zum englischen Rekordmeister FC Liverpool zu wechseln. Der 27 Jahre alte Angreifer wird einen Vierjahresvertrag beim Klub von der Anfield Road unterschreiben. "Das ist ein absoluter Topklub, das ist genau die Herausforderung, die ich gesucht habe", sagte Woronin, der in dieser Saison sechs Treffer erzielt hat und am Samstag eine Minute vor dem Abpfiff die große Chance zum Ausgleich vergab. Er folgt seinem Ex-Bayer-Kollegen Dimitar Berbatov (Tottenham Hotspurs) in die Premier League. dpa/sid