Kippt Bayer von Europas Bühne?

  • Von THOMAS GASSMANN

    Knatsch mit Trainer Skibbe: Bayer-Kapitän Carsten Ramelow nannte den Verein ein "Überraschungsei".
    Foto: ddp


    Blackburn – Es war alles wie zu besten Europacup-Zeiten. Physiotherapeut Dieter Trzolek erlaubte sich am Kölner Flughafen einen seiner berüchtigten Scherze, indem er den Ukrainer Andrej Voronin per Mikro ausrufen ließ.


    „Herr Voronin, ihr Flug nach Moskau steht bereit.“ Großes Gelächter, prächtige Laune. Am Donnerstag kann das Stimmungsbarometer bei Bayer aber auf den Nullpunkt sacken.


    Letzte Ausfahrt Blackburn! Für den Klub könnte die Reise zum UEFA-Rückspiel bei den Rovers auf Jahre hinaus der letzte Ausflug ins große internationale Geschäft werden. Der 3:2-Sieg aus dem Hinspiel ist so dünn, die Leistungen der letzten Wochen so mau, dass der Euro-K.o. ansteht.



    Schon brodelt es. Kapitän Carsten Ramelow kritisierte nach der jüngsten 0:1-Liga-Pleite zu Hause gegen Hannover, dass Bayer ein Überraschungsei sei. Man wisse nie, was herauskommt. Am Mittwoch konterte Trainer Michael Skibbe: „Dann muss er vorne weggehen. Er ist als Kapitän gefordert.“


    Bayers dienstältester Spieler (seit neun Jahren dabei) ließ sich aber nicht kleinkriegen. „Jeder Spieler soll sich mal Gedanken machen, dass es so nicht weitergehen kann.“ Der Mann hat natürlich recht. Der Abschied aus Europa wäre ein sportlicher Super-Gau, er hätte eine triste Perspektivlosigkeit zur Folge.


    Der Umbau der BayArena wäre dann endgültig vom Tisch, weil die Fans bereits jetzt das Stadion nicht mehr bis auf den letzten Platz füllen. Die letzten Stars haben bereits ihren Abschied angekündigt.


    Juan will zum AS Rom, und Voronin wechselt nach Liverpool. Hauptsponsor RWE hat bereits seinen Rückzug erklärt, Ersatz gibt es bislang nicht. Nun soll Bayer mit einem Konzernprodukt wieder zurück aufs Trikot. Bis zu sechs Millionen Euro könnten im Etat fehlen.


    Weiterkommen oder auf Jahre hinaus von der europäischen Bildfläche verschwinden – die Lage ist so prekär wie seit Jahren nicht mehr. Deshalb spricht Skibbe auch von einem Überlebenskampf. „Wir müssen 90 Minuten lang Power machen“, fordert der Bayer-Trainer, „am Ende wird man sehen, wer überlebt.“


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