"Ich will ihn in der Bundesliga sehen", sagte Michael Skibbe vor dem Spiel gegen Schalke und er sah eine überragende Partie des Blondschopfs: tolle Reflexe, Gewandtheit, fußballerisches Antizipationsvermögen, Fangsicherheit bei hohen Bällen und eine überzeugende Körpersprache.
Dazu sah er ihn pausenlos reden, mit Kollegen, mit sich selbst: "Das mache ich, um Konzentration aufzubauen. So verschaffe ich mir den Tunnelblick", erklärte Adler. Seit sechs Jahren spielt er bei Bayer, vier davon wohnte er bei Ex-Keeper Rüdiger Vollborn (heute Torwarttrainer).
Es sind Entscheidungen wie diese, die das Trainerleben interessant, aber auch schwer machen. 150 Bundesligaspielein Serie hatte Jörg Butt (32) für Bayer über 90 Minuten bestritten. Nie stand er ernsthaft zur Diskussion. Im 151. Spiel am 10. Februar gegen Frankfurt flog er vom Platz. Sein Vertreter hieß Benedikt Fernandez (22), ein talentierter Junge, aber keine wirkliche Gefahr für den Routinier.
Dann aber kam René Adler (22) ins Spiel. Gerade genesen von einer schweren, weil lange unentdeckten, Rippenverletzung, nach acht Monaten Pause seit knapp drei Wochen im Training, vielen Gedanken ans Karriereende und nur einem absolvierten Spiel im Regionalligateam Bayers in der Woche zuvor.
Der gebürtige Leipziger weigerte sich freilich, aus seiner Leistung Ansprüche auf den Platz im Tor auch im nächsten Spiel abzuleiten: "Ich werde hier keine Machtkämpfe entfachen. Ich will einfach nur genießen. Meine Karriere stand vor dem Ende und jetzt das. Das ist phantastisch." Großen Rückhalt im Verein genießt er, Vollborn ließ im Laufe der vergangenen Jahre mehr als einmal verlauten, dass Bayer sich ein Juwel geschnappt habe, einen Torhüter, wie es ihn nicht so häufig gebe in Deutschland.
Das sieht derzeit auch Michael Skibbe so: "Die Partie gegen Schalke war die Messlatte. Damit hat er Maßstäbe gesetzt", begründete der Coach seine Entscheidung zu Gunsten des Youngsters, die er dann mit seinem Trainerteam und Sportchef Rudi Völler abgestimmt hat. Damit bleibt Butt nach seiner abgelaufenen Rot-Sperre nur die Reservebank. Skibbe hatte in einem "Sechs-Augen-Gespräch" den beiden Beteiligten seine Entscheidung mitgeteilt.