VON RALPH ELSEN
(RP) Das spielfreudige Leverkusener Ensemble legte einen beeindruckenden Auftritt gegen Stuttgart hin. Adler wachsen wieder Flügel, auch Schneider ragt noch heraus. Barbarez wird’s nicht wie Butt gehen.
Wenn die geneigte Kundschaft in der BayArena erst einmal derart nachhaltig animiert worden ist, geht der Beifall von den Rängen oft über in einen einzigen Strom von Ovationen. Leverkusens Fußball-Profis kennen dieses rauschhafte Erlebnis aus vielen prickelnden Europapokal-Abenden und manch überwältigendem Coup gegen Barcelona, Madrid oder Liverpool. Das ist schon eine Weile her, und gerade deshalb kam der entzückende Vortrag gegen die Stuttgarter einem unerwarteten Déjà-vu gleich. Das war großes fußballerisches Kino, das die Leverkusener gegen den Titelkandidaten aufführten, ein bewegendes Stück mit lauter Hauptdarstellern.
Wen hätte man auch küren wollen nach dieser inspirierten Vorstellung voller flüssiger Passagen in hohem Tempo? Bernd Schneider sicherlich, der schon viele, viele sehr gute Spiele für Bayer gemacht hat, aber vielleicht noch keines dieser exquisiten Güte. Die Fans riss es bei seinem Abgang in der Schlussminute begeistert von den Sitzen. Oder Juan, dessen Tor mit der Hacke nach Schneiders Freistoß so grenzenlos geschmeidig wirkte.
Und natürlich René Adler, an dem als (häufig verlassenem) letzten Mann ein Magnet zu haften schien bei der Gewissheit, mit dem ihm die Stuttgarter die Bälle wie in der Woche zuvor die Schalker auf den Körper knallten. Auffallend aber vor allem: Adler besitzt bereits enorm viel Vertrauen bei den Kollegen, der sonst eher distanzierte Juan zum Beispiel sucht ständig den Austausch mit ihm. „Ab und zu muss ich ja mal einen halten“, meinte der 22-Jährige ziemlich kokett, „ich genieße einfach jedes Spiel, das der Trainer mir schenkt. Ich will mich nicht in den Vordergrund stellen, aber schön ist es ja schon, was im Moment passiert.“ Michael Skibbe freilich monierte mit Recht zahlreiche Nachlässigkeiten im Defensivbereich. „Wir lassen zu viele Chancen zu, auf Schalke wie gegen den VfB. Immer nur mit Adler, Glück und noch mal Adler wird’s nicht gehen“, sagt er.
Im Windschatten von Adler, Schneider und Juan schwangen sich aber auch andere zu ansehnlichem Werk empor. Die linke Flanke zum Beispiel mit dem spielfreudigen Babic und dem deutlich verbesserten Barnetta, aber auch Freier oder Voronin, der viel Betrieb machte und neben seinem Tor (bei dem Haggui Abseits stand) noch zwei Mal den Pfosten klar. Und die (offensive) Gala gegen den VfB warf die Frage auf, ob es dem gesperrten Barbarez so gehen könne wie Butt. Da aber legte Skibbe gleich sein Veto ein: „Der Sergej wird weiter ganz viele Spielanteile bekommen. Sein Status bleibt ungebrochen.“