Bayer Leverkusen
Butt: "Kann Entscheidung nicht nachvollziehen"
In den jüngsten 30 Europapokalspielen der Werkself war er ohne Unterbrechung die Nummer eins, im Uefa-Pokal-Achtelfinale gegen RC Lens am Donnerstag sollte der 32-Jährige eigentlich zum 50. Mal für Bayer auf internationaler Bühne im Tor stehen. Sollte ...
Butts Jubiläum im Bayer-Dress ist auf Eis gelegt, womöglich für immer. Im Duell mit Lens war für den Schlussmann nur die Ersatzbank vorgesehen, kaum anders wird es am Sonntag (17 Uhr/LIVE!-Ticker) im Gastspiel bei Butts Ex-Klub Hamburger SV sein.
Butt ist von Trainer Michael Skibbe überraschend zur Nummer zwei degradiert worden. Eine Rotsperre aus dem Spiel gegen Frankfurt wurde ihm dabei zum Verhängnis. Stattdessen nutzte Youngster Rene Adler (22) die Chance und wurde nach einer überragenden Partie bei Spitzenreiter Schalke 04 (1:0) zum Stammkeeper befördert.
"Ich kann die Entscheidung nach nur einem Spiel nicht nachvollziehen", kommentierte Butt seine Herabsetzung. Kampflos will er seinen Stammplatz aber nicht räumen: "Ich werde jetzt Gas geben. Das ist eine neue Herausforderung für mich. Ich werde alles daransetzen, wieder zu spielen."
Doch der Generationenwechsel scheint bei den Leverkusener Verantwortlichen beschlossene Sache zu sein, eine schnelle Rückkehr ins Bayer-Tor ist unwahrscheinlich, wie Sportchef Rudi Völler jüngst betonte: "Rene Adler hat das Potenzial, lange unser erster Torwart zu bleiben. Die Situation ist ähnlich wie bei Frank Rost auf Schalke."
Rost zog schnell die Konsequenzen und wechselte nach Hamburg, Butt denkt derweil an einen Tapetenwechsel noch nicht. Steine würde der Werksklub dem Ex-Oldenburger, der in Großenkneten geboren wurde, aber nicht in den Weg legen. "Wir reden von einem sehr guten Torwart, er hat sich hier zweifelsohne Verdienste erworben. Wenn er mit der Situation nicht zurechtkommt, werden wir miteinander sprechen", sagte Völler.
Erst im letzten Jahr hatte Butt seinen Vertrag unterm Bayer-Kreuz bis 2009 verlängert, allerdings zu deutlich reduzierten Bezügen. So soll der Ex-Hamburger eine Gehaltskürzung von 50 Prozent seines auf zwei Millionen Euro geschätzten Gehalts in Kauf genommen haben. Im Nachhinein war es der Anfang des leisen Abstiegs.
Als Butt 2001 vom HSV nach Leverkusen wechselte, wurde ihm eine große Zukunft, auch in der Nationalmannschaft, vorausgesagt. Und es schien alles nach Plan zu laufen. Nur ein Jahr später wurde der fußballerisch starke Keeper, der 26 Elfmetertore erzielte, mit Bayer Vize-Meister und stand zudem im Champions-League- und DFB-Pokal-Finale. Bei der WM in Südkorea und Japan war er als dritter Torhüter dabei, zwischen 2000 und 2003 bestritt er zudem drei Länderspiele.
Doch danach hatte Butt seine Konstanz verloren, der Schlussmann fiel in schöner Regelmäßigkeit auch durch Patzer auf. Schon in der Saison 2002/2003 nahm der damalige Trainer Klaus Toppmöller den Schlussmann kurzfristig aus dem Kasten, in Frank Juric fehlte aber eine echte Alternative.
Das wirkte sich auch auf Butts Nationalmannschafts-Karriere aus. Bei der EM 2004 erhielt schließlich Timo Hildebrand den Vorzug als dritter deutscher Keeper, zwei Jahre später war von Butt längst keine Rede mehr. So steht die Karriere des 1,91 m großen Schlussmanns nach 323 Bundesliga- und 68 Europapokalspielen am Scheideweg.
RP ONLINE 08.03.2007