Leverkusen will wieder nach Glasgow!

  • Das Endspiel im Uefa-Cup wird in der schottischen Hauptstadt ausgetragen. Dort bestritt Leverkusen 2002 das Champions-League-Finale gegen Real Madrid. Vor dem Achtelfinal-Hinspiel am Donnerstag in Lens träumt Carsten Ramelow von einer Rückkehr.


    Diesmal ist es eine Europapokalreise im Miniformat. Lens, an der französisch-belgischen Grenze gelegen, ist gerade einmal 300 Kilometer von Leverkusen entfernt. So bestiegen die Bayer-Profis nicht wie sonst üblich einen Charterflieger, sondern einen Bus, der sie in vier Stunden an den Austragungsort für das Uefa-Cup-Spiel am Donnerstag gegen RC Lens brachte.


    Auf der Fahrt gab es Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen und zu träumen. „Ich war 2002 schon mal in Glasgow zum Champions-League-Endspiel“, sagte Kapitän Carsten Ramelow, „und da würde ich gern noch mal hin zu einem Finale. Ein paar Träume müssen ja erlaubt sein.“ Warum nicht? In der schottischen Metropole, wo die Leverkusener 2002 im Champions-League-Finale Real Madrid unglücklich 1:2 unterlegen waren, findet am 16. Mai das Uefa-Cup-Endspiel statt.


    Bis dahin müssten die Leverkusener aber noch drei Runden überstehen. Und schon die erste Hürde jetzt im Achtelfinale ist sehr hoch. „Lens ist Tabellenzweiter in Frankreich, sie werden nächstes Jahr in der Champions League spielen. Das ist eine Mannschaft auf Topniveau“, warnt Sportchef Rudi Völler, der die Franzosen gemeinsam mit Trainer Michael Skibbe am vergangenen Sonntag beim 1:0 in Marseille beobachtet hat. „Da erwartet uns ein sehr schnell spielender, sehr körperbetont agierender Gegner“, sagte Völler.


    Dies würde die Aufgabe allerdings nur schwieriger machen, nicht unlösbar. „Das sind jetzt genau die Spiele, die richtig Spaß machen“, sagte Völler. Das passt ganz gut, denn in den vergangenen zwei Wochen hatten sie in Leverkusen richtig Spaß. Nach dem Uefa-Cup-Erfolg gegen die Blackburn Rovers und den Siegen in der Bundesliga über die Titelanwärter FC Schalke 04 (1:0) und VfB Stuttgart (3:1) sind die Leverkusener wieder selbstbewusst. „Kleinigkeiten werden das Duell entscheiden“, glaubt Trainer Skibbe, „beide Partien werden auf des Messers Schneide stehen.“


    Doch bei aller Euphorie über die vergangenen Erfolge hat Rudi Völler dennoch nicht den Blick für die Realität verloren. „Wir haben zuletzt zu viele Chancen zugelassen und uns alle wegen der überragenden Leistungen von Rene Adler gefreut“, sagte der Sportdirektor. Aber dass Rene Adler, der die etatmäßige Nummer eins Hans-Jörg Butt vor zwei Wochen aus dem Tor verdrängt hat, so viel zu halten bekommen hätte, wäre ein Indiz dafür, „dass nicht alles in Ordnung gewesen sein kann“.


    Der 22-jährige Adler, der in den Spielen gegen Schalke und Stuttgart überragend hielt, wird heute erstmals international für Bayer zum Einsatz kommen. Aus der Öffentlichkeit hat sich der 1,91 Meter große Shootingstar komplett zurückgezogen. Sämtliche Interviewanfragen werden derzeit vom Verein abgeblockt. Adler soll und will sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren.


    Etwa 1000 Anhänger werden Leverkusen zum Spiel im „Stade Felix Bollaert“ begleiten. Dort hatte es vor zwei Wochen während des Champions-League-Spiels zwischen dem OSC Lille und Manchester United schwere Ausschreitungen gegeben, das pikanterweise aus Sicherheitsgründen von Lille nach Lens verlegt worden war. Ursache für die Unruhe auf den Rängen war ein völlig überfüllter Gästeblock, in dem statt der erlaubten 3500 Anhänger 5000 standen – ein Großteil mit gefälschten Tickets. Als sich einige Anhänger befreien wollten, eskalierte die Situation. Die französische Polizei setzte Tränengas ein.


    Lens steht auch für ein dunkles Kapitel in der deutschen Fußball-Geschichte. Beim Vorrundenspiel der Weltmeisterschaft 1998 zwischen Deutschland und Jugoslawien (2:2) hatten deutsche Hooligans den französischen Gendarmen Daniel Nivel schwer verletzt. „Wir waren extra vorige Woche in Lens, um die Sicherheitsfrage zu klären“, sagte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. „Beim ersten Organisationsgespräch hatten wir, und das ist nicht üblich, unseren Sicherheitschef dabei. Also wir sind gewarnt. Aber mit unseren Fans wird es mit Sicherheit kein Problem geben. Die Karten bei uns sind auch personalisiert, wir wissen, wer die Karten erwirbt“, sagt Holzhäuser.


    Und so hoffen alle auf einen stimmungsvollen, aber auch friedlichen Europapokalabend mit einem guten sportlichen Resultat. „Die Mannschaft wird alles geben“, versprach Trainer Skibbe, „um sich eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel zu erarbeiten.“ Dann könnte Kapitän Ramelow auch weiter träumen.



    [Quelle:http://www.welt.de/sport/artic…_wieder_nach_Glasgow.html]